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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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verlier’ ‘n verdammt guten Verdienst«, sagt Fearon. »Das nimmt man nicht so leicht. Die Frau und ich haben darüber gesprochen. Wir könnten das Haus verkaufen — es ist gut seine 20 000 Dollar wert —, und wenn wir möglicherweise auch nicht mal die Hälfte davon bekommen, gehen wir wahrscheinlich doch fort und lassen es eben sein. Macht nichts. Wir wollen einfach nicht mehr in Chamberlain wohnen.«
      Fearon ist nicht der einzige. Henry Kelly, Inhaber des Tabakgeschäftes und der Getränkehandlung, genannt Kelly’s Fruchthalle, bis sie in der Ballnacht dem Erdboden gleich gemacht wurde, hat nicht die Absicht, sein Geschäft wieder aufzubauen. »Die Kinder sind weg.« Er zuckt mit den Achseln. »Wenn ich wiedereröffnen würde, wären da zu viele Gespenster in zu vielen Ecken. Ich nehme mir das Geld von der Versicherung und ziehe mich nach St. Petersburg zurück.«
      Eine Woche nachdem der Tornado von 1954 seinen Schrekkensweg von Tod und Zerstörung durch Worcester angetreten hatte, war die Luft erfüllt vom Dröhnen der Hämmer, dem Geruch von frischem Holz, von Optimismus und Unverwüstlichkeit. In Chamberlain ist nichts dergleichen der Fall. Die Hauptstraße ist vom Schutt gesäubert worden, das ist aber auch das einzige. Die Gesichter, denen man begegnet, drücken nichts als Hoffnungslosigkeit aus. Die Männer trinken schweigend ihr Bier in Franks Bar an der Ecke Sullivan Street, und die Frauen erzählen sich in ihren Gärten von Kummer und Verlust. Chamberlain ist zum Katastrophengebiet erklärt worden, und Geld steht zur Verfügung, um der Stadt zu helfen, wieder auf die Beine zu kommen und mit dem Wiederaufbau des Geschäftsviertels zu beginnen.
      Aber das Hauptgeschäft während der letzten vier Monate in Chamberlain waren Beerdigungen.
      Vierhundertvierzig Einwohner sind inzwischen als tot gemeldet, achtzehn werden noch vermißt. Und siebenundsechzig Tote waren allein Schüler der Ewen High School, die kurz vor dem Abschluß standen. Vielleicht mehr als alles andere hat das Chamberlain den Lebenswillen genommen. Sie wurden am 1. und 2. Juni in drei Massengräbern beerdigt. Ein Gedenkgottesdienst wurde am 3. Juni auf dem Marktplatz abgehalten. Es war das eindrucksvollste Schauspiel, dem der Reporter jemals beigewohnt hat. Tausende wohnten ihm bei, und alle Anwesenden schwiegen, als die Schulkapelle, von sechsundfünfzig auf knapp vierzig reduziert, das Schullied spielte.
      In der folgenden Woche fand in der benachbarten Akademie von Motton eine sehr traurige Abschlußfeier statt. Es waren nur noch zweiundfünfzig Absolventen. Der Festredner, Henry Stampel, brach während seiner Rede in Tränen aus und konnte nicht weitersprechen. Es gab auch keinerlei Festbälle. Die Absolventen nahmen ihre Diplome in Empfang und gingen.
      Und Leichenwagen auf Leichenwagen rollte durch die Straßen. Manchen Bewohnern schien es, als würde die Wunde Tag um Tag aufs neue aufgerissen, um erneut zu bluten. Falls Sie einer jener vielen Neugierigen sind, die in der vergangenen Woche durch Chamberlain reisten, haben Sie eine Stadt gesehen, die am Krebsgeschwür des Geistes leidet. Ein paar Menschen mit verlorenem Blick wandern durch die Kirchenschiffe. Die Kongregationskirche in der Carlin Street ist verschwunden, vom Feuer vernichtet, aber der Backsteinbau der katholischen Kirche steht noch in der Elm Street, und die schmucke Methodistenkirche in der äußeren Main Street ist auch unbeschädigt, wenngleich vom Feuer gezeichnet. Allerdings ist die Zahl der Teilnehmer an den Gottesdiensten eher spärlich. Die alten Männer sitzen noch immer auf den Bänken am Courthouse Square, aber es besteht wenig Interesse an Gesellschaftsspielen oder Unterhaltungen.
      Der überwältigende Eindruck ist der einer Stadt, die auf den Tod wartet. In diesen Tagen genügt es nicht, zu sagen, Chamberlain wird niemals wieder so sein wie früher. Es kommt der Wahrheit viel näher, wenn man sagt, Chamberlain wird überhaupt niemals wieder sein.

    Auszug aus einem Brief, datiert vom 9. Juni, von Rektor Henry Grayle an Peter Philpott, Schulaufsichtsbehörde:
      »... und deshalb habe ich das Gefühl, daß ich nicht mehr länger in meiner gegenwärtigen Stellung bleiben kann, denn ich glaube, die Tragödie hätte verhindert werden können, wenn ich nur mehr Umsicht gezeigt hätte. Ich bitte Sie deshalb, mein Rücktrittsgesuch zum 1. Juli anzunehmen, falls das für Sie und

    Ihre Abteilung zumutbar ist...«

    Auszug aus einem Brief

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