Untitled
Ihnen gebe, und es werden keine großen Probleme auftauchen.«
»Aye, aye, Sir.« Haebers Stimme klang schon zuversichtlicher. Die Jacht war schmal und elegant. Ein hübscher Segler seiner Klasse, aber als Waljäger hatte er seine Schwächen, das sah Arflane sofort. Er war schneller, wesentlich schneller als die anderen Schiffe, hatte aber nicht deren Stabilität. Ein zerbrechliches Boot. Seine Streben und Kufen waren zu dünn für schwere Arbeit, und der Rumpf mußte beim Zusammenprall mit einem Eisvorsprung, einem anderen Schiff oder gar einem ausgewachsenen Wal auseinanderbersten.
Arflane beschloß, das Ruder selbst in die Hand zu nehmen. Dann war der Mannschaft wohler, denn seine Steuerkunst war bekannt und stand in hohem Ansehen. Doch zunächst konnte einer der Offiziere das Schiff auf das freie Eis hinaussteuern. Das Schiff war zum Auslaufen bereit, und die Männer standen an den Ankerwinden zu beiden Seiten des Decks.
Als Arflane das Steuer überprüft hatte, nahm er das Megaphon, das Haeber ihm reichte, und stieg die Treppe zur Brücke über dem Steuerhaus hinauf.
Weit voraus konnte er die Silhouetten der Schiffe erkennen, die unter vollen Segeln Kurs auf das Südeis genommen hatten. So würde ihnen die Jacht nicht im Wege sein, wenn die eigentliche Jagd begann und die Walherde sich zerstreute. Dann entstand jedesmal die größte Verwirrung und die Gefahr von Zusammenstößen, wenn die Schiffe die Verfolgung ihrer individuellen Beute aufnahmen. Die Jacht sollte hinzustoßen, wenn die anderen Schiffe sich verteilt hatten, und auf diese Weise Gelegenheit haben, einen kleineren Wal zu erjagen. Arflane seufzte bei dem Gedanken, daß er sich – einzig und allein zur Unterhaltung dieser Aristokraten – mit einem kleineren Objekt begnügen mußte. Jetzt kamen die Leute zur Brücke getrabt. Weil der Segler ihr Eigentum war, hatten sie das Recht, sich auf der Brücke aufzuhalten, solange sie dem Kapitän nicht im Wege standen. Arflane hob das Megaphon.
»Alle Leute auf ihre Posten!«
Die Leute kamen seinem Befehl nach, sofern sie nicht schon
Aufstellung genommen hatten.
»Anker los!«
Sofort ließen die Ankerleute die Ankerleinen los, und das Schiff begann auf die Öffnung in der Eisblockmauer zuzugleiten. Die Kufen kratzten und polterten leise, als es die leichte Anhöhe hinunterglitt und Kurs auf das offene Eis nahm. »Hauptsegel setzen!«
Die Segel flogen mit einem gedämpften Knall auf, und die Geschwindigkeit der Jacht verdoppelte sich ruckartig. Arflane ließ nach und nach die restlichen Segel hissen, und bald glitt die Jacht in voller Fahrt über die Eisfläche. Der scharfe Fahrtwind streifte Arflanes Gesicht. Er atmete ihn tief ein und genoß das Kribbeln in den Nasenlöchern und in der Lunge. Endlich brauchte er nicht mehr die schale Stadtluft zu atmen. Er hielt sich an der Brückenreling fest, als die Jacht über die leichten Wellen des Eises glitt und die Kufen sich durch die dünne Schneeschicht pflügten. Sie durchkreuzten die schwarzen Narben, die die vorausgefahrenen Segler hinterlassen hatten. Die Sonne stand fast im Zenit, ein düsteres Rot in den zerrissenen Wolken. Die Farbe des Eises wechselte mit den Farben der Wolken. Die anderen Schiffe waren jetzt weit voraus und verschwanden hinter dem Horizont. Bis auf das gelegentliche Rattern der Kufen war es eine fast geräuschlose Fahrt. Feine Schneewolken stiegen zu beiden Seiten der Jacht auf. Arflane konnte die Anwesenheit der drei Angehörigen der Friesgalt-Familie förmlich spüren. Sie standen hinter ihm, aber er drehte sich nicht nach ihnen um und blickte statt dessen auf die hagere Gestalt neben der Harpune auf dem Bug. Urquart … Der Mann hatte noch zu niemandem ein Wort gesagt, seit er an Bord gekommen war. Niemand hatte ihn eingeladen, an Bord zu kommen, aber auch niemand hatte ihm dieses Recht streitig gemacht.
»Werden wir die Walfänger einholen, Kapitän?« fragte Manfred Rorsefne. Er sagte es so ruhig wie immer. Es war so still, daß er seine Stimme nicht zu heben brauchte. Arflane schüttelte den Kopf. »Keine Chance.«
Er wußte, daß die Jacht durchaus in der Lage war, die Walfänger einzuholen, aber er wollte die Männer nicht bei der Jagd stören. Er hatte die Absicht, unter irgendeinem Vorwand die Segelfläche zu verkleinern und die Geschwindigkeit herabzusetzen.
Eine Stunde später fiel ihm eine Ausrede ein. Sie verließen das glatte Eis und mußten seltsam geformten Hügeln ausweichen. Er lenkte die Jacht absichtlich
Weitere Kostenlose Bücher