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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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nahe an einem dieser Hügel vorbei, um die Gefahr zu unterstreichen.
    »Ich setze die Geschwindigkeit herab«, sagte er zu Manfred Rorsefne, der neben ihm stand. »Wenn wir hier umkippen, werden wir die Walherde nicht einmal von weitem sehen können.« Rorsefne lächelte zynisch. Zweifellos kannte er den wahren Grund dieser Entscheidung, behielt sein Wissen aber für sich. Die Segelfläche wurde entsprechend verringert, und die Jacht glitt nur halb so schnell dahin. Die Atmosphäre an Bord war nicht mehr so gespannt. Urquart, noch immer auf seinem Platz neben der Bugharpune stehend, blickte zur Brücke hinauf. Dann drehte er sich wieder um und blickte in Fahrtrichtung. Die Ulsenns saßen auf einer Bank hinter Arflane. Manfred Rorsefne lehnte an der Reling und betrachtete die Wolkenfetzen am Himmel.
    Die vereinzelten Felsen sahen wie halbfertige Brücken aus, die sich über das Eis wölbten und plötzlich zerklüftet endeten. Andere Felsen waren quadratisch, scharfwinklig und mit runden Flächen, wieder andere waren groß und schlank wie Baumstämme und erinnerten auch an Harpunen, die mit dem Schaft im Eis steckten. All diese Hindernisse standen weit auseinander, so daß eine Passage nicht schwierig war. Das Eis unter den Kufen war unebener, denn dieser Bezirk wurde nicht so oft befahren wie das die Städte umgebende glatte Eis. Die Bewegungen der Jacht waren noch immer ruhig, obwohl man das Holpern der Kufen deutlicher spürte. Trotz der verringerten Segelfläche machte die Jacht noch immer gute Fahrt und folgte der Windrichtung.
    Für Arflane gab es jetzt wenig zu tun, und er nahm Rorsefnes Vorschlag an, nach unten zu gehen und etwas zu essen. Er übergab Haeber das Kommando und dem Bootsmann das Steuer.
    Die Kabinen unter Deck waren erstaunlich geräumig, weil die Jacht keine Fracht beförderte, es sei denn, den normalen Proviant für Ausflugsfahrten. Die Hauptkabine war luxuriös möbliert. Man sah gepolsterte Stühle, einen Elfenbeintisch und an den Wänden Elfenbeinregale. Der Fußboden war mit bräunlichen Sommerfellen von Wölfen ausgelegt, die ebenfalls immer seltener wurden. Die Pfortluken waren größer und ließen mehr Licht herein, als es bei den anderen Booten der Fall war.
    Sie nahmen zu viert um den Tisch herum Platz. Der Koch servierte die Mittagsmahlzeit: Robbensteaks und eine als Salat zubereitete Flechtenart, die an manchen Stellen auf der Eisoberfläche des Plateaus wuchs. Während des Essens wurde kaum gesprochen, was Arflane nur angenehm war. Er saß an einem Tischende, Ulrica Ulsenn ihm gegenüber. Arflane blickte gelegentlich auf und peinlicherweise immer dann, wenn Ulrica ihn ansah. Es war für ihn eine weitere unbehagliche Mahlzeit.
    Am frühen Nachmittag näherte sich das Boot der Region, wo die Walherde gesichtet worden war. Arflane übernahm das Steuer und war froh, der Gesellschaft der Ulsenns und Manfred Rorsefnes entronnen zu sein.
    In einiger Entfernung waren die Masten mehrerer Walfänger zu sehen. Die Walfangflotte hatte sich noch nicht geteilt, wie es aussah. Alle Schiffe folgten noch dem gleichen Kurs, was soviel bedeutete, daß die Herde noch nicht zu sehen war. Als sie näher herangekommen waren, sah Arflane, wie sich die Masten der Schiffe trennten. Also mußte die Herde gesichtet worden sein.
    »Sie haben die Herde entdeckt«, sagte Arflane durch das Sprachrohr zu Manfred Rorsefne. »Ich denke, wir werden auch für uns einen kleinen Wal finden.«
    »Wie weit ist es noch, Kapitän?« In Rorsefnes Stimme schwang eine Spur Erregung mit.
    »Ungefähr eine Stunde«, antwortete Arflane gepreßt.

    Steuerbord zeichnete sich am Horizont eine Eisformation von mehreren hundert Fuß Höhe ab, die in den purpurfarbenen Himmel ragte. Auf der Backbordseite war ein scharfer Eisrükken, der parallel zu der Eisformation verlief. Die Jacht segelte zwischen diesen beiden Barrieren in Richtung des Schlachtfeldes, wo die Schiffe schon die riesigen Tiere verfolgten, um sie zu erlegen.
    Da sah Arflane die Beute; eine halbe Meile voraus waren ein paar verstörte Kälber. Rorsefne und die Ulsenns kamen an die Reling und starrten in diese Richtung.
    Dann waren sie so nahe, daß sie die Aktionen der einzelnen Schiffe beobachten konnten.
    Arflane steuerte die Jacht in weitem Bogen um die Schiffe herum. Das Blut der Wale färbte das Eis rot. Ein Boot fegte nahe an der Jacht vorbei, gezogen von einem riesigen Tier, in das sich ein Dutzend Harpunen hineingebohrt hatten. Der Wal war viermal so lang und

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