Untitled
am Ei n gang hinüber. »Komm.«
»Nein. Nein, Molly. Du kannst mir doch nicht allen Ernstes erzählen, dass du ein Baby haben möchtest, für das du dann gar nicht mehr da sein kannst.«
»Das wissen wir doch noch gar nicht. Falls die Geweb e probe ergibt, dass der Krebs erst im Frühstadium ist, dann können ein paar Monate Wartezeit …«
»Fünf Monate«, sagte er. »Während dein Körper U n mengen von Östrogenen und Wachstumshormonen produziert und der Krebs davon immer schneller immer größer wird. Es ist doch Wahnsinn, wenn …«
Auch sie stand auf. »Wir haben keine Wahl mehr.«
»Doch, das haben wir!«
Jetzt wurde sie auch wütend. »Okay«, sagte sie. »Ja. Wir haben eine Wahl. Ich habe eine Wahl. Und ich entscheide mich dafür, mehr Informationen zu sammeln, mit mehr Ärzten zu sprechen und in Hamburg eine Gewebeprobe machen zu lassen. Kannst du damit leben?«
Was, verfluchte Scheiße noch mal, sollte er jetzt machen? Sich einen heftigen Streit mit dieser Frau – seiner Frau – liefern, die soeben erfahren hatte, dass sie unter Umständen Krebs hatte? Was würde das nützen? Ja, sicher, er hatte Angst, aber sie doch ganz bestimmt auch.
Jones streckte die Arme nach ihr aus. Nahm sie fest in die Arme. »Ja, ja«, sagte er. »Ist schon okay, Molly. Oh Gott, es tut mir so leid.«
Sie klammerte sich an ihn. »Mir auch.«
Er würde sie nicht sterben lassen. Er würde sie nicht ve r lieren.
Aber Jones wusste, noch während er sie im Arm hielt, dass er wirklich nicht sehr viel machen konnte.
Eigentlich hatte er schon jetzt sehr viel mehr getan als nötig.
Pulau Meda, Indonesien
Genaues Datum: unbekannt
Gegenwart
Molly schlief schon seit etlichen Stunden, da hörte Gina plötzlich ein leises Klopfen an der Tür.
Sie hatte ebenfalls ein wenig gedöst, aber jetzt setzte sie sich mit pochendem Herzen auf.
Zu Anfang war sie noch viel zu beschäftigt gewesen, um Angst zu haben. Hatte Molly dabei geholfen, ihre völlig ve r dreckten Klamotten auszuziehen und sich das Gesicht zu waschen. Hatte den Pflasterverband über der von der G e webeprobe herrührenden Narbe an einer Ecke gelöst und nachgesehen, ob die Stiche gut verheilten und sich nicht en t zündet hatten. Hatte sie auf der einen Seite dieses großen Bettes mit einem kühlen Baumwolllaken zugedeckt.
Sie hatte so lange auf einer Campingliege geschlafen, dass ihr ein Bett von dieser Größe absolut lächerlich vorkam. Gab es tatsächlich irgendjemanden auf diesem Planeten, der so ein riesiges Bett brauchte?
Gina hatte geduscht und ihre Kleider in der Spüle au s gewaschen. Auf gar keinen Fall würde sie sie nach draußen in den Flur legen, damit die unsichtbare Schwiegertochter sie waschen konnte. Wer weiß, dann bekamen sie die Sachen womöglich nie wieder zurück, und das würde ihre Flucht doch sehr erschweren.
Sicherlich, Molly war in ihrem augenblicklichen Zustand sowieso nicht in der Lage zu rennen. Wenn es doch nur einen Weg nach draußen gäbe …
Wäre Gina allein gewesen, sie hätte es schon längst ve r sucht. Sie war größer als der Stemmeisen-Boy.
Jetzt ging die Tür auf. Nur einen Spalt zunächst, dann immer mehr, und Gina schlang sich den Bademantel enger um den Körper.
Der Bademantel war im Übrigen sehr schön, wie aus einem teuren Hotel. Aber auch strahlend weiß und dadurch leuchtete er praktisch in der Dunkelheit. Mit diesem Ding zu fliehen war in etwa so effektiv wie mit einem Neonhut, auf dem in Leuchtschrift »Hier bin ich!« blinkte.
Gina hatte ihn eigentlich gar nicht anziehen wollen – immerhin war das hier kein Hotel, sondern ein Gefängnis –, aber die Klimaanlage war ein wenig zu kühl eingestellt. Beim Aufstehen zog sie den Gürtel enger.
Es war dunkel im Flur, und sie erkannte erst an der Stimme, wer da eigentlich draußen stand.
»Anton sagt, Sie haben das Essen zurückgewiesen.« Es war der Pistolero. Dann musste dieser Anton also der Mini-Stemmeisen-Boy sein.
Sie wurden von gerade einmal zwei Männern gefangen g e halten, die sich eine einzige Waffe teilten. Der Pistolero hatte von einer dritten Person gesprochen – dieser Schwiegertochter –, aber bis jetzt hatte Gina noch nicht einmal die Andeutung einer weiblichen Stimme gehört. Gut möglich, dass er sie nur erwähnt hatte, damit sie sich ein bisschen wohler fühlten. Als ob sie glaubten, dass alles in Ordnung wäre, nur weil einer ihrer Bewacher eine Frau war.
Als ob das irgendeinen Unterschied gemacht hätte.
Gina wünschte
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