Untitled
ins Schloss.
13
Truppentransport C-130 – 8.500 Meter über Polen
22. Juni 2005
Gegenwart
Es war Jahre her, dass Jones zum letzten Mal in einem US- Militärflugzeug geflogen war.
Er hätte niemals gedacht, dass es noch einmal geschehen würde – zumindest nicht, ohne an Händen und Füßen g e fesselt zu sein.
Und niemals, nicht einmal in seinen kühnsten Träumen, hätte er sich vorstellen können, dass er nach dem Erreichen der Reisehöhe ausgerechnet von einem schwulen FBI-Agenten – so weit war es schon gekommen – gefragt wurde, ob er Milch und Zucker in seinen Kaffee haben wollte.
»Am liebsten schwarz«, sagte er.
Während Jules Cassidy in Richtung Bordküche ve r schwand, beobachtete Jones Max, der am anderen Ende der Kabine in sein Handy sprach. Einer seiner Anrufe galt einem privaten Sicherheitsdienst namens Troubleshooters Incorporated, den er zur Unterstützung engagieren wollte.
Nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen bekam er nichts Gutes zu hören.
»Alles okay?«, fragte der kleine schwule Agent, als er ihm den Styroporbecher mit dem Kaffee brachte. In seinem Blick lag echte Besorgnis.
»Ja«, sagte Jones. »Danke.« Wenn es okay war, dass er sich vor lauter Angst um Molly in die Hosen machte.
Jules setzte sich neben ihn. Sie hatten das ganze Flugzeug für sich – heute wurden nicht viele Truppen transportiert. Zumindest nicht nach Indonesien. Dass sie überhaupt gestartet waren, hatten sie ausschließlich Max’ Einfluss zu verdanken. Gut möglich, dass eines der Telefonate, das die ehemalige FBI-Spitzenkraft da draußen auf dem Asphalt geführt hatte – nachdem es Jones gelungen war, einen kompletten Idioten aus sich zu machen –, an den Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gegangen war.
»Wir werden sie finden«, sagte Jules. Für jemanden, der nicht nur ein schweres Größenhandicap mit sich heru m schleppte, sondern auch noch hübscher war als zwei Drittel aller Frauen auf diesem Planeten, strahlte Jules Cassidy einen Riesenbatzen Zuversicht aus. »Wo immer sie ist, wir holen sie da raus. Gesund und munter. Gina auch.«
»Nur wir drei?« Jones war nicht recht überzeugt. Obwohl er zugeben musste, dass es eigentlich keinen günstigen Zei t punkt für einen Terrorangriff gab, so war der Zeitpunkt für diesen hier besonders beschissen. Jules’ Bitte um Verstärkung durch das SEAL Team Sixteen war bereits abgelehnt worden.
»Wenn es sein muss«, antwortete Jules, und das war durchaus ernst gemeint. Er glaubte wirklich daran.
Drüben, am anderen Ende der Kabine, hing Max immer noch am Telefon. Sorgenfalten zerfurchten sein Gesicht.
»Ich weiß nicht genau, wie ich Sie nennen soll«, fuhr Jules fort und lenkte Jones’ Aufmerksamkeit wieder auf sich. »Also, welchen Namen ich benutzen soll. Sie haben so viele davon.«
»Ist mir scheißegal, nennen Sie mich, wie Sie wollen.« Er nahm den Deckel von seinem Kaffeebecher.
»Ich meine ja nur … vorhin hat Max Sie Morant genannt, und ich hatte irgendwie das Gefühl, Sie fühlen sich unwohl dabei.«
Jones nahm einen Schluck Kaffee. »Und warum interessiert es Sie, dass ich mich unwohl fühlen könnte …?«
Jules lächelte. »Es ist schon lange her, dass Sie im Team gearbeitet haben, Grady, stimmt’s?«
»Wissen Sie was?«, erwiderte er nun. »Ich glaube, es wäre mir doch lieber, Sie nennen mich Jones.«
»Grady passt wohl nicht mehr so richtig zu Ihnen, hmm? Das muss seltsam sein.« Jules blickte ihn über den Rand seiner Kaffeetasse hinweg mitfühlend an und nahm einen Schluck. »Außerdem haben Sie ja Molly als Dave Jones kennen gelernt. Ich kann mir vorstellen, dass man dann eine gewisse Nähe zu dem Namen entwickelt. Wie nennt sie Sie denn?«
»Geht Sie einen Scheißdreck an.«
Jules seufzte. »Ich weiß, dass Sie in Sorge sind …«
»Sie haben ja keine Vorstellung«, erwiderte Jones.
»Das stimmt«, entgegnete Jules milde. »Hab ich nicht. Aber auch ich mache mir Sorgen um Menschen, die ich liebe, also kann ich mir vorstellen, wie schwer diese Situation für Sie sein muss. Falls Ihnen das etwas nützt: Meine Tante Amy hat den Brustkrebs überwunden. Genauso wie ungefähr ein Dutzend Frauen aus der Selbsthilfegruppe für Eltern schwuler und lesbischer Kinder, bei der meine Mutter Mitglied ist. So eine Krankheit ist kein Todesurteil.«
Jones war sehr wohl vertraut mit unterschiedlichen Führungstechniken. Das Spektrum reichte von der Angst-vor-Schmerzen-Methode, die von Leuten wie Chai
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