Untitled
angewandt wurde, bis hin zu Max’ Ich-bin-doppelt-so-gut-wie-alle-anderen-Führungsstil, von dem Gina so oft erzählt hatte. Anscheinend waren die Stellen in Max Bhagats Team bei den FBI-Mitarbeitern sehr begehrt, aber man musste sie sich ve r dienen – auch dann noch, wenn man eigentlich schon zu seinem Team gehörte. Wollen wir doch mal sehen, ob Sie mi t halten können, und wenn ja, dann dürfen Sie vielleicht meinen Ring küssen.
Und dann gab es da noch die einfühlsam-sensible Führungstechnik, der sich Jules bediente. Als Militärsanitäter hatte Jones die »Wir-sitzen-alle-im-selben-Boot«-Karte oft genug selbst ausgespielt. Wie geht’s, wie steht’s, Soldat? Bald bist du wieder gesund. Woher kommst du denn? Könnte sein, dass du Heimaturlaub kriegst, wenn du nur noch ein bisschen länger durchhältst …
»Verschonen Sie mich mit Ihren Aufmunterungen«, sagte Jones. »Und hören Sie auf, in mich zu dringen.« Da wurde ihm klar, was er gerade gesagt hatte. »Ich habe das im übe r tragenen Sinn gemeint«, fügte er schnell hinzu. »Ich will damit nicht sagen, dass …«
Jules lehnte sich entspannt lächelnd zurück und ließ ihn zappeln.
»Wenn Sie wollen, dann legen wir eine Liste mit ve r botenen Redewendungen an«, schlug er vor, nachdem Jones stotternd abgebrochen hatte. »Leck mich am Arsch, zum Be i spiel. Falls Sie also den Drang verspüren sollten, das zu sagen, dann nehmen Sie stattdessen doch einfach Scheißkerl. Scheißkerl reicht vollkommen.«
Jones konnte nicht anders, er musste lachen.
Jules’ Lächeln war entspannt. Gelassen. Er war absolut im Reinen mit sich. Es war schwer, ihn nicht gern zu haben oder zumindest von ihm beeindruckt zu sein.
»Bloß … versuchen Sie nicht, meine Gedanken zu lesen, okay?«, sagte Jones.
»Zu Ihrer Information: Ich stehe auf Ihrer Seite«, erwiderte Jules. Er warf einen Blick zu Max hinüber, der immer noch am Telefonieren war. War das der »böse Bulle« zu Jules’ »gutem Bullen«?
Jones sprach aus, was sie beide dachten. »Im Gegensatz zu Max, der mich am liebsten krankenhausreif prügeln würde. Danke, dass Sie … Sie wissen schon … ihn zurückgehalten haben.«
Jules lachte schon wieder. Doch sein Lächeln verschwand, als er Jones’ diverse blaue Flecken betrachtete. »Ihr beide habt es euch ganz schön gegeben, da im Hotel, hmm?« Es war eigentlich gar keine Frage, und er wartete Jones’ Antwort gar nicht erst ab. »Ich hoffe, er hat Ihnen nicht zu übel mi t gespielt.«
Jones schüttelte den Kopf. Das Ganze war eigentlich zie m lich peinlich angesichts der Tatsache, dass er so viel größer war als Max. Breiter. Schwerer. »Mir geht’s gut.«
»Ich kann mir genau vorstellen, wie er zugedrückt hat, wie er Sie bis an den Rand …« Jetzt nahm er die blauen Striemen an Jones’ Hals noch etwas genauer unter die Lupe. »Hat er etwa …?«
»Mir geht’s gut.«
Doch als Jules jetzt wieder zu Max hinüberschaute, da wirkte er ein klein wenig erschüttert.
Ein paar Minuten lang saßen sie schweigend da, dann räusperte sich Jules und sagte: »Vor ein paar Jahren hat Max mich mit ein paar Hintergrundrecherchen über Sie beau f tragt.«
»Ich weiß, was Sie als Nächstes wissen wollen«, sagte Jones, »und die Antwort lautet: Ja, ich habe tatsächlich für Chai gearbeitet.«
»Oh«, sagte Jules. »Nein. Daran gibt es keinen Zweifel. Wir haben jede Menge Beweise für Ihre Verstrickung in alle möglichen illegalen Aktivitäten – nicht nur für Chai, sondern für alle möglichen indonesischen Drogenbarone, Waffe n schmuggler und Diebe aller Art.«
»Na toll«, meinte Jones. »Das ist ja einfach … großartig.« Seine zehn bis zwanzig Jahre im Gefängnis hatten sich gerade um ein Jahrzehnt verlängert. Oder um drei.
»Haben Sie eine Ahnung, wer von denen hinter dieser En t führung stecken könnte?« Jules leerte seinen Kaffeebecher. »Irgendwelche offenen Rechnungen oder Vendettas oder vielleicht einfach nur jemand, der nachtragend ist …«
»Es geht vielleicht schneller, wenn ich eine Liste von den Leuten mache, die nicht nachtragend sind.«
»Wir haben noch einen langen Flug vor uns. Nur keine Hemmungen.« Der FBI-Agent holte einen Notizblock aus seiner Tasche und reichte ihn an Jones weiter. Jules hatte sich inzwischen Jeans und T-Shirt angezogen, darüber eine leichte Jacke, unter der er seine Waffe versteckte. Jetzt suchte er nach einem Kugelschreiber. »Ich möchte diese Angaben auf Que r verbindungen zu unserem Entführer
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