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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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sich ungefähr zum viertausendsten Mal, dass Molly wach und fit und bereit war, wie die Feuerwehr loszustürmen.
    »Wir haben keinen Hunger«, log sie den Mann an, als dieser ins Zimmer kam. In Wirklichkeit hatte sie schrec k lichen Hunger. Aber wenn sie in einer Situation wäre, wo sie mit nur einem einzigen Helfer und einer einzigen Pistole zwei Gefangene in Schach halten musste, dann würde sie deren Essen garantiert mit Schlafmitteln versetzen.
    »Aha«, sagte er. »Aber falls Sie doch Hunger bekommen sollten …« Er hatte eine Tasche in der Hand, deren Stoff durch das Gewicht des Inhaltes schwer strapaziert wurde. Er fing an, sie auf der Kommode auszupacken. Essen – etwa ein Dutzend Büchsen unterschiedlicher Größe. Er stapelte sie fein säuberlich aufeinander und legte dann mit großer Geste einen kleinen Büchsenöffner obenauf. »Falls Sie etwas davon au f gewärmt haben möchten, so stehen wir selbstverständlich bereit …«
    »Nein«, sagte Gina. Sie stand auf und verstellte ihm den Blick auf Molly. So wie sie da lag, schlafend, die eine weiche Schulter entblößt, wirkte sie einfach zu verletzlich.
    »Wie Sie wünschen.«
    »Wir wünschen«, sagte Gina in scharfem Ton, »in unser Hotel in Hamburg zurückgehen zu können.«
    »Ich fürchte, das ist ausgeschlossen.« Er sah tatsächlich so aus, als wolle er sich dafür entschuldigen, aber Gina wusste es besser.
    Ihre Beine zitterten, doch sie drückte die Knie durch und hob das Kinn. »Für wen arbeiten Sie?«, wollte sie wissen. »Was immer die Ihnen bezahlen, wir bieten mehr.«
    Er seufzte schwer. »Ich fürchte, so einfach ist das nicht.«
    »So einfach könnte es aber sein«, sagte sie, obwohl sie tief im Inneren wusste, dass dieser Mann sie nicht wegen Geld festhielt. Dazu war das Zimmer zu hübsch und außerdem: Seine Kleidung, seine ganze Erscheinung, das alles strahlte Reichtum aus.
    »Sie sollten davon ausgehen, dass Sie noch eine Weile hier sind«, sagte er. »Wenn Sie etwas brauchen, dann lassen Sie’s mich bitte wissen.« Er ging zur Tür.
    Gina brauchte Max.
    Gott allein wusste, wo er war, was er machte – ob er übe r haupt wusste, dass sie in Gefahr schwebte.
    Woher auch? Der einzige Mensch, der wusste, dass sie und Molly vermisst wurden, war Leslie Pollard alias David Jones alias Grady Morant.
    Und alles in allem war es nicht besonders wahrscheinlich, dass Leslie-David-Grady sich Hilfe suchend an das FBI wenden würde.
    Er würde sie suchen und finden. Würde Molly suchen und finden. Daran zweifelte Gina keine Sekunde. Aber es würde ihm nicht leichtfallen, hierher zu kommen – egal, wo er war.
    Es konnte Wochen dauern.
    Monate.
    Und zumindest für den Augenblick war Gina alleine.
    Der Pistolero wollte gerade zur Tür hinaus, doch Gina hielt ihn auf.
    »Wie heißen Sie?«
    »Emilio«, sagte er.
    »Ich bin Molly «, log sie. »Hören Sie, meiner Freundin geht es wirklich sehr schlecht. Als Zeichen des guten Willens …«
    »Ich fürchte, das ist ausgeschlossen«, fiel er ihr ins Wort, weil er bereits wusste, dass sie ihn bitten wollte, Molly freiz u lassen.
    »Wieso denn?«, hakte Gina nach. Es hatte gar nichts mit Selbstlosigkeit oder Tapferkeit zu tun, obwohl ihr klar war, dass Max das anders gesehen hätte, wenn er Zeuge dieses Gesprächs geworden wäre. Aber er wäre im Unrecht gewesen. Es hatte nur damit zu tun, wie schnell Molly in ihrem gege n wärtigen Zustand wohl laufen konnte. Und das war alles andere als schnell. Wenn sie Molly mit sich schleppen musste, dann sanken Ginas Chancen auf eine erfolgreiche Flucht praktisch gegen null.
    »Sie behauptet auch, dass sie Molly ist«, erwiderte er. »Also welcher soll ich nun glauben?«
    »Mir«, sagte Gina. »Sie lügt. Ich meine, mal ehrlich. Sehen Sie sie doch an. Sie könnte fast meine Mutter sein. Glauben Sie wirklich, dass sie und Jones …« Sie verbesserte sich. »Grady …«
    Erneut fiel er ihr ins Wort. »Ich glaube, sie ist eine wunderschöne Frau und dass die wahre Liebe den Zwängen der Konvention ins Gesicht lacht. Außerdem finde ich, dass sie der Beschreibung von Grady Morants Frau sehr viel mehr entspricht als Sie. Und daher glaube ich, dass Sie diejenige sind, die lügt.«
    Wie passend, dass ihr Entführer eine Kombination aus Sherlock Holmes und Meister Yoda zu sein schien.
    »Warum tun Sie das?«, fragte Gina. »Sie machen so einen anständigen Eindruck.«
    »Die haben meine Frau«, sagte er, dann ging er mit kurzem Kopfnicken hinaus und zog die Tür vorsichtig

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