Untitled
hin überprüfen, den wir übrigens als Emilio Testa identifiziert haben. Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor?«
»Nein.« Jones hatte immer noch Mollys Kugelschreiber. Er entdeckte ihn, bevor Jules seinen fand. Winkte ihm damit zu.
Jules sagte: »Ich glaube, Max muss meinen geklaut haben. Schweinehund. Egal. Testa, Emilio Giuseppe. Geboren in Norditalien, mit Ende zwanzig nach Sri Lanka ausgewandert. Das war damals, im Wassermann-Zeitalter – jetzt ist er zwe i undsechzig. Ich habe ihn auf fünfzig geschätzt, also muss er sich ziemlich gesund ernähren. Die CIA in Jakarta hat eine recht ansehnliche Akte über ihn. Viele Bagatellsachen – Hehlerei, Betrügereien an Touristen, Schwarzmarktaktiv i täten. Und gelegentlich war er auch als Informant tätig. Er hat unseren geheimniskrämerischen Cousins ein paar Neuigkeiten verraten, und die haben ihm gelegentlich eine ›Gehe-nicht-ins-Gefängnis‹-Karte zugesteckt. Oh, das hier wird Ihnen g e fallen: Vor ungefähr zwölf Jahren hatten die Behörden Testa im Verdacht, einem Kidnapper-Ring anzugehören, den sie aber nicht auffliegen lassen wollten, weil die Geiseln immer lebendig freigelassen wurden. Das ist doch eine gute Nac h richt, oder? Obwohl, vielleicht auch nicht, denn er will die Frauen ja gegen Sie eintauschen. Aber das wollen wir ja nicht.«
Ja, genau, weil sie Jones auf jeden Fall für die nächsten fünfzig Jahre hinter Gitter sperren wollten. Großartig.
»Testa hat sich angeblich aus dem Geschäft ve r abschiedet«, fuhr Jones fort. »Mein Kontaktmann sagt, er sei seit zehn Jahren sauber. Deshalb sind Sie ihm vielleicht nie über den Weg gelaufen. Es heißt, er hätte geheiratet, sich zur Ruhe gesetzt, Kinder bekommen. Hätte sich aus seinem D a sein als Kleinkrimineller verabschiedet.«
»Nicht mehr«, sagte Jones und fügte den selbst ernannten »General« Badaruddin ebenso zu den Namen auf seiner Liste hinzu wie Chais ehemaligen Folterknecht Ram Subandrio. Als er das letzte Mal von ihnen gehört hatte, waren sie beide quicklebendig gewesen. Obwohl sich so etwas in diesem Teil der Welt sehr schnell ändern konnte.
»Wohl wahr«, pflichtete Jules ihm bei. »Und wie heißen die drei großen Motivationshilfen, Sie wissen schon, die einen Menschen dazu bewegen können, dem Ruhestand adieu zu sagen?« Er wartete nicht auf Jones’ Entgegnung. »Angst, Lust und Habgier.«
Max hatte sein Telefonat drüben am anderen Ende der Kabine mittlerweile beendet. Jetzt kam er mit verbissenem Gesichtsausdruck zu ihnen herüber. »Keine Chance. Überall sind sie ausgelastet. Sogar die Telefonistin der Troubleshooter macht sich gerade fertig, um bei einer Operation ausz u helfen.«
Jules nickte, während Max einen Sitz auf der anderen Seite des Gangs besetzte. »Das Büro in Jakarta ist auch überlastet. Also gut. Damit sind wir ganz auf uns alleine gestellt. Aber es gibt Schlimmeres. Wir haben eine Menge guter Nachrichten bekommen. Angefangen damit, dass Gina ein schlaues Köp f chen ist. Unwahrscheinlich, dass sie dem Kidnapper verraten hat, dass sie eine intime Beziehung zu einem FBI-Agenten unterhält. Das wird dann also eine kleine Überraschung für ihn werden. Wir lokalisieren ihn, starten eine Überwachung …«
Hatte der Kerl eigentlich alle Tassen im Schrank? Jones fiel ihm ins Wort. »Waren Sie eigentlich schon mal in Indonesien? Das ist ein riesiges Land – Hunderte von Inseln. Wir werden ein Boot brauchen, um von einer zur anderen zu kommen und …« Er lachte verärgert. »Wenn dieser Testa nicht entdeckt werden will, dann können wir ihn nicht einfach … lokalisieren.«
Jules blickte ihn verwundert an. »Hatte ich das gar nicht erwähnt? Tut mir leid. »Dieser Testa‹ will allem Anschein nach sehr wohl entdeckt werden. Mein Kontaktmann sagt, er lebt auf Pulau Meda, einer kleinen Insel bei Pulau Romang, nördlich von Ost-Timor. Anscheinend ist er vor einer Woche weggefahren und jetzt erst wiedergekommen. Heute Morgen hat man ihn dort auf dem Markt gesehen.«
Herrgott noch mal. Jones war froh, dass er bereits saß.
»Von Jakarta nach Meda werden wir sicherlich einen Heli oder ein Wasserflugzeug brauchen«, fuhr Jules fort, »aber das dürfte in einem Wirtschaftssystem wie diesem doch eigentlich kein Problem sein.«
»Testa rechnet bestimmt nicht damit, dass du so schnell von Hamburg nach Jakarta kommst«, schaltete sich Max ein. »Vor allem jetzt nicht, wo Zivilisten nur unter großen Schwieri g keiten überhaupt reisen können. Wir haben
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