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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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Lage – Molly immer noch auf dem Bett sitzend, die Pistole in Emilios Hand –, b e vor er ihr in die Augen schaute.
    »Hallo«, sagte er, als ob sie sich gerade im Supermarkt vor dem Cornflakes-Regal getroffen hätten.
    Andererseits – was war eigentlich die korrekte Begrüßung in solch einer Situation? Ganz abgesehen von ihrer Ve r unsicherung in Bezug auf die Förmlichkeiten war Gina auch durch Max’ verändertes Aussehen verwirrt.
    Sie ertappte sich bei den dämlichsten Gedanken – dass sein Schlüsselbeinbruch vollkommen verheilt sein musste, so wie er die Arme in die Höhe streckte.
    Vielleicht lag es auch an der Art und Weise, wie sich dieses schwarze T-Shirt an seinen Oberkörper und die Schultern schmiegte, oder an der Haltung seiner Arme, wodurch seine Muskeln den Ärmelstoff dehnten, jedenfalls sah er so aus, als hätte er in den Monaten ihrer Abwesenheit wieder voll und ganz die alte Form gefunden.
    Die alte Form und noch ein bisschen mehr.
    Aber er wirkte nicht nur durch seinen Supermann-Körperbau wie ein Fremder. Offensichtlich hatte er sich eine ganze Zeit lang nicht rasiert, sodass sein Kinn mit dichten Bartstoppeln übersät war. Und auch seine dunklen Haare waren ungekämmt und verfilzt, als hätte er tagelang einen Hut auf dem Kopf gehabt.
    Dazu Jeans und Turnschuhe statt eines maßgeschneiderten Anzugs – auch wenn sie sich während seiner Zeit im Reha-Zentrum an lässige Kleidung gewöhnt hatte.
    Nein, es waren seine Augen, die ihn einerseits so fremd wirken ließen – und gleichzeitig auch so vertraut.
    Gina hatte Max’ Augen immer geliebt. Sie waren von u n endlicher Tiefe und von einem solch exotisch dunklen Braun, dass sie beinahe schwarz wirkten.
    Und jetzt blickte er sie genau so an, wie sie es sich immer gewünscht hatte. Ohne etwas zu verbergen. So, dass sie all seine Gefühle eindeutig erkennen konnte.
    Angst. Wut. Verletzlichkeit. Enttäuschung. Alles klar und deutlich zu sehen, zusammen mit unglaublicher Erleichterung.
    Und einer ganzen Schiffsladung Hoffnung.
    »Hey, Max«, flüsterte sie.
    Doch er hatte seine Aufmerksamkeit bereits auf Emilio g e richtet. Und auf diese Pistole. »Mr. Testa, treten Sie zurück. Sie brauchen sie nicht. Lassen Sie sie einfach los, treten Sie zwei Schritte zurück, und zielen Sie auf mich.«
    »Wie viele Leute haben Sie mitgebracht?«, fragte Emilio. Sein Atem ging stoßweise, sein ganzer Körper war a n gespannt. Gina spürte seinen hämmernden Herzschlag an ihrem Rücken. Aber vielleicht war das auch ihr eigenes Herz.
    »Gehen Sie von dem Mädchen weg. Von der Frau«, korrigierte sich Max mit einem Kopfschütteln und einer en t schuldigenden Grimasse in Ginas Richtung. »Dann können wir reden.«
    »Hier lege ich die Spielregeln fest«, sagte Emilio mit g e presster Stimme. »Ich bin schließlich derjenige, der die Pistole hat.«
    »Ich weiß, dass Sie ihr nichts tun wollen.« Max’ Stimme klang besänftigend, ruhig. »Also richten Sie Ihre Waffe ei n fach auf mich und …«
    »Ist Grady Morant auch hier?«, wollte Emilio wissen. »Er ist draußen in der Garage, stimmt’s? Ich will nicht, dass er hier reinkommt.«
    »Das wird er auch nicht. Und wenn Sie Gina losgelassen haben«, wiederholte Max, »können wir in aller Ruhe b e sprechen, was das Beste für uns alle ist.«
    Gina ertappte sich bei einem stillen Stoßgebet, dass Emilios Finger sich nicht um den Abzug legen, dass er sie nicht erschießen sollte – weder absichtlich noch aus Versehen.
    Nicht nur, weil sie nicht wollte, dass sich ihr Gehirn auf die umliegenden Wände verteilte. Sondern weil ihr klar war, dass Max nie wieder auf die Beine kommen würde, falls Emilio sie jetzt umbrachte.
    Und sie hatte ihm schon mehr als genug Schmerz beschert.
    »Im Augenblick sieht es ganz danach aus«, sagte sie jetzt zu ihm, »als hätte ich mich doch lieber für das Jurastudium in New York entscheiden sollen.«
    Er lächelte, ein kurzes und reuiges Zucken der Lippen. »Ja, stimmt.« Aber er wandte den Blick keinen Augenblick von Emilio.
    Der sie endlich losließ.
    Gina geriet ins Straucheln, so plötzlich musste sie wieder auf eigenen Beinen stehen. Sie ließ sich auf alle viere nieder und kroch ein Stück zur Seite, um ein wenig Distanz zwischen ihrem Kopf und dieser Pistole zu schaffen. Dabei ließ sie das Handy fallen.
    Nur, dass Emilio das Scheißding jetzt auf Max gerichtet hielt.
    »Gut«, sagte Max, zweifellos für Jules’ Ohren bestimmt. »Lassen Sie die Waffe genau so, zielen Sie auf

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