Untitled
an, »aber danke für dein Vertrauen.«
Sie war den Tränen nahe. »Ich wollte nicht …«
»Ich weiß«, sagte er. »Scheiße, tut mir leid.« Er rieb sich die Stirn. Blickte Molly unter seiner Hand hervor an. »Es gibt … gewisse Dinge, die ich dir nie erzählt habe. Dinge, für die ich es verdient hätte …« Er hielt inne. Setzte erneut an. »Lass mich kurz … versuchen …«
Molly nickte bleich. Ohne das Standardlächeln kamen die Falten in ihrem Gesicht deutlicher zur Geltung. Sie machte einen erschöpften Eindruck.
Und zum ersten Mal seit der Entdeckung dieses Knotens in Mollys Brust wurde Gina klar, dass es durchaus sein konnte, dass ihre Freundin bald sterben musste.
Jones hingegen, das war offensichtlich, hatte seit dem Augenblick, als er erfahren hatte, dass bei Molly eine G e webeprobe gemacht werden musste, an nichts anderes mehr denken können. Und es war auch klar, dass er ihre Krankheit als eine Art Rache des Schicksals betrachtete. Als Strafe für seine Sünden.
In der Geschichte, die er ihnen gleich erzählen würde, kamen garantiert so ein bis zwei Sünden vor.
Schon seit Ginas erster Begegnung mit Jones hatte sie den Verdacht gehabt, dass sein gefährlicher Ruf nicht völlig aus der Luft gegriffen war. Und doch, es würde nicht leicht werden, sich das anzuhören.
Aber er hatte eindeutig den schwierigeren Part. Besonders, da Molly sich sowieso schon aufgeregt hatte.
Doch als Jones jetzt nach Worten ringend vor ihnen saß, nahm sie seine Hand. »Erzähl uns einfach, wie es war«, sagte sie leise. »Du weißt, dass ich dich liebe. Das Vergangene ist Vergangenheit. Ich werde dich nicht verurteilen – niemand von uns wird das. Wir haben alle unsere Fehler gemacht.«
Jones hielt ihrem Blick lange Zeit stand. Dann nickte er. »Es war …« Er holte tief Luft und atmete kräftig aus. »Es war gegen Ende meiner … Verbindung zu Chai. Das, was da passiert ist, hat ihn, glaube ich, letztendlich veranlasst, mich abzuschießen. Aber angefangen hat es wohl damit, dass er gemerkt hat, dass ich die meiste Zeit im Krankenhaus ve r bracht habe. Als Lebensretter. Anstatt rauszugehen und …« Er schüttelte sich unter dem Eindruck der Erinnerungen.
»Ich weiß auch nicht, vielleicht habe ich gedacht, dass ich ihm für meine Befreiung aus dem Gefängnis lange genug dankbar gewesen bin. Eigentlich weiß ich gar nicht genau, was ich gedacht habe. Das ist schon … ein ganzes Leben lang her. Jedenfalls hatte ich mich von den … ähm, una n genehmeren Seiten des Geschäfts komplett zurückgezogen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser Auftrag eine Art Loyalitätsprüfung war.« Jones lachte. »Und allem Anschein nach habe ich sie nicht bestanden.
Wisst ihr, damals war Nusantara gerade … ich weiß nicht, ich glaube Bürgermeister«, fuhr Jones fort. »Vielleicht auch Gouverneur von … irgendeiner Insel oder einer Stadt oder was weiß ich. Ich kann mich nur noch dunkel daran erinnern. Aber es war jedenfalls eine heruntergekommene und bette l arme Gegend. Trotzdem ist er zur Wiederwahl angetreten, und der Ausgang war völlig offen. Also wollte er wohl die Heldenkarte ausspielen. Er hatte Verbindungen …«
»Nusantara?«, hakte Max noch einmal nach.
»Ja, genau«, sagte Jones. »Er hatte ein ziemlich enges Ve r hältnis zu einem der Gangsterbosse auf einer Nachbarinsel. Dieser Kerl hat eine Menge Unruhe gestiftet – war auf Piraterie spezialisiert, die hier in Indonesien ein Riese n geschäft ist. Aber trotzdem stand er vier, fünf Stufen unter Chai. Falls dieser Provinzgauner also mit Pauken und Trompeten von der Bildfläche verschwand, würde das Chai nicht weiter kratzen.
Also stellte Nusantara dem Kerl eine Falle. Er besorgte sich ein paar Auftragskiller, die ihn wegpusten sollten, wenn er sich auf seiner Terrasse zum Essen hinsetzte. Aber dann, hoppla, was meint ihr wohl, wer ausgerechnet an dem Tag zum Essen gekommen ist, vermutlich, um ihn zu überreden, die Fischer aus der Umgebung in Ruhe zu lassen? Nusantaras politischer Gegner. Mit seiner Frau und zwei kleinen Kindern.«
»Oh mein Gott«, sagte Molly.
»Ja, genau«, knurrte Jones. »Es war ein Blutbad. Keine Überlebenden. Nusantara hatte dafür gesorgt, dass er mit den Morden nicht in Verbindung gebracht werden konnte. Er hat die ganze Auftragskillerbande ebenfalls in einen Hinterhalt gelockt – das waren alles keine Typen, die bei einem Verhör durch die Polizei dichtgehalten hätten, also … Sie wurden allesamt
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