Untitled
heftig den Atem aus und wandte sich an Max. »Ich gehe davon aus, dass Nusantara sämtliche Leichen aus seinem Keller verschwinden lassen will. Was glaubst du? Bin ich verrückt, oder …«
»Ich glaube«, sagte Max, den Blick immer noch auf den Bildschirm gerichtet, »dass Emilio erst kürzlich Informationen über die amerikanische Botschaft in Jakarta sowie einen Riesenhaufen Waffen verkauft hat, und zwar an einen außerordentlich mächtigen Al-Qaida-Führer, der seit 2001 in Afghanistan verschollen ist.« Er hob den Blick, holte die Diskette aus dem Laufwerk und schob die nächste hinein. »Schätze mal, er ist nicht tot.«
»Das müssen wir weitergeben«, sagte Molly.
»Wir könnten es doch diesem Oberst sagen, der hier bald auftauchen soll«, schlug Gina vor.
Jones räusperte sich. »Nein, ich wollte wissen, was du dazu sagst, dass …«
»Ich glaube, du hast herausgefunden, wer nach dir sucht und warum«, unterbrach ihn Max. »Ich habe hier eine zie m lich enge Verbindung zwischen Emilio und Nusantara en t deckt. Emilio hat Geld bekommen, um diese Flugblätter hier zu verteilen – was er nicht besonders gut gemacht hat, oder? Schätzt mal, wie hoch der Kurs für so einen Auftrag steht.«
»Jetzt will ich aber was hören«, murrte Jones. »Wie viel? Zehn-, zwanzigtausend?«
»Wie wär’s mit einer halben Million US-Dollar?«
»Schei-ßßßee«, sagte Gina. »Ist das dein Ernst?« Doch dann kam die Erkenntnis. Das Geld war die erste Rate dafür, dass er Grady Morant auf diese Insel gebracht hatte.
»Hat Nusantara ihm das Geld direkt überwiesen?«, wollte Jones wissen.
»Nein«, erwiderte Max, »da war noch eine dritte Partei im Spiel. Ein gewisser … Ram Subandrio. Kommt dir das irgendwie bekannt vor?«
Jones lehnte sich zurück. »Oh ja«, sagte er, und Gina war vollkommen klar, dass das keine erfreuliche Bekanntschaft war. »Mit diesem Panzer und dem ganzen anderen Zeug stecken wir ja schon bis zum Hals in der Scheiße. Aber jetzt steigt sie uns bis über den Kopf. Mein alter ›Freund‹ Ramelan Subandrio hat früher auch für Chai gearbeitet. Chai hat ihn im gleichen Gefängnis entdeckt wie mich – nur, dass Subandrio auf der anderen Seite gestanden hat.«
Jones war noch nicht fertig. Mit Bitterkeit in der Stimme ließ er die letzte Bombe platzen. »Und das Letzte, was ich gehört habe, ist, dass er Oberst bei irgendeiner Speziala b teilung irgendeiner Geheimpolizei geworden sein soll.«
22
»Würdest du mir bitte ganz ehrlich sagen, ob du wirklich g e dacht hast, wir müssten morgen sterben?«, bat Gina, als sie gemeinsam mit Max das Abendessen zubereitete.
Das heißt, wenn man es tatsächlich als Zubereitung des Abendessens bezeichnen konnte, dass sie eine Büchse au f machten und jedem einen kleinen Klacks ihres geliebten Affengulaschs auf den Teller gaben.
Sie hatten Essen und Wasser rationiert, was einem ein wenig verrückt erscheinen konnte. Es sei denn, natürlich, dieser näher kommende Panzer war nur ein Bluff.
»Ich glaube nicht, dass wir morgen sterben werden. Ich glaube, dass dieser Oberst hier eintreffen wird und dass ich mit ihm verhandeln werde und dass wir eine friedliche Lösung finden werden.« Max ging hinüber zu der Riesentüte mit getrocknetem Hundefutter. Er machte sie auf und wühlte sie gründlich durch. Bestimmt suchte er immer noch nach einem Funkgerät. Doch noch während Gina ihm zusah, schnüffelte er daran. Ja, er biss sogar auf eines der Stückchen.
Dann lächelte er, garantiert, weil er ihren Gesichtsausdruck gesehen hatte. Hielt ihr eine Hand voll hin.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein danke.«
»Es ist gar nicht schlecht.«
»Ich warte lieber, bis es absolut notwendig ist«, sagte sie. Doch sie kam trotzdem näher, angezogen von seinem a n haltenden Lächeln, von der Wärme in seinem Blick.
Der ständige wechselnde Lichtschimmer der Übe r wachungsmonitore zuckte über sein Gesicht. Es war, a b gesehen von der zuckenden Kerze auf dem Tisch, das einzige Licht im Zimmer.
Er war eindeutig erschöpft. Und mit den Gedanken bei all den Sachen, die sie aus Emilios Schränken geholt und auf dem Küchenboden ausgebreitet hatten.
Ihr war klar, dass er mit ihrer momentanen Lage alles andere als zufrieden war. Ein Belagerungszustand war per Definition eine Situation, die man selbst nicht in der Hand hatte, und sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass ihn so etwas wahnsinnig machte.
Und selbst wenn sie ihn überreden könnte, sich in ein Zimmer
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