Untitled
sehr, sehr lange stumm und sagte dann: »Dein Name stand auf einer Liste von Opfern, die bei diesem Anschlag ums Leben gekommen sind.«
Gina erstarrte. »Was?«, flüsterte sie, zu Tode erschrocken.
»Ich bin nach Hamburg gekommen, um deine Leiche zu identifizieren«, sagte Max mit seiner emotionslosen, kühlen Unterhändler-Stimme. Doch seine Augen, sein Gesichtsau s druck waren weder emotionslos noch kühl. »Dann hat sich herausgestellt, dass eine andere Frau deinen Pass gehabt hat. Den hast du in der Fälscherwerkstatt zurückgelassen, und die Terroristen, die für den Anschlag verantwortlich waren, haben ihn mitgenommen und …«
Gina stockte der Atem. »Ich wollte Emilio nicht verraten, wer von uns beiden Molly ist«, sagte sie. Sie konnte es ei n fach nicht glauben. »Max, oh mein Gott, du hast also tatsäc h lich geglaubt, ich sei tot?«
Er nickte, doch sie sah die Antwort auch in seinem Blick.
»Das war auch so eine Art Offenbarung im Angesicht des Todes. Sie hatten dich da auf diesem Tisch aufgebahrt und … ich musste in diesen Raum gehen – ich glaube, es war eine Leichenhalle, direkt am Flughafen und …« Seine Stimme zitterte. Sie zitterte tatsächlich. »Aber du warst es gar nicht und da …«
Aber er hatte gedacht, dass sie es war. Das hatte man ihm gesagt … Sie ging auf ihn zu, und er schloss sie in die Arme. Hielt sie nur fest.
»Wie lange?«, flüsterte sie, und er verstand.
»Ungefähr vierundzwanzig Stunden, von dem Augenblick, wo ich es erfahren habe, bis zu dem Zeitpunkt, wo ich wusste, dass du es nicht bist.« Er zwang sich zu einem Lächeln. »Das war ein sehr, sehr schlechter Tag.«
»Es tut mir so leid«, sagte Gina. Aber oh Gott. »Meine Eltern?«
»Sie wissen, dass du lebst«, versicherte ihr Max, berührte ihr Gesicht, als könnte er immer noch nicht glauben, dass sie nicht tot war.
Sie konnte sich vorstellen, wie er sich fühlte. Sie hatte im Krankenhaus Tag für Tag neben seinem Bett gesessen, ihn angefasst, völlig zufrieden damit, einfach in seiner Nähe zu sein, nachdem er beinahe gestorben war.
»Jules hat sie auch von unterwegs immer auf dem Laufenden gehalten«, fuhr Max fort, »bis wir, du weißt schon, die Handys nicht mehr benutzen konnten.«
Jules.
Offensichtlich musste auch Max an ihn denken. Seine Kiefermuskeln zuckten, als er die Zähne aufeinanderpresste.
»Gina«, sagte er und rückte dabei noch ein kleines Stück weiter von ihr ab, nahm ihre Hände. »Ich weiß, du hast g e sagt, du liebst mich. Alles an mir und … Gestern Nacht habe ich mit Jules geredet und ihm gesagt, dass ich Angst habe, dir wehzutun. Dass ich nicht will, dass du … in meinem Leben, in meiner Welt leben musst, mit all dem … Chaos und … ich kann dir nicht versprechen, dass es nicht furchtbar wird. Ich kann dir nur versprechen, dass ich mich bemühen werde. Du hast mir einmal vorgeworfen, ich würde mich nicht bemühen und …« Er nickte. »Du hattest Recht. Aber du hast auch immer gesagt, ich würde … nicht mit dir reden und …«
»Da hatte ich Unrecht«, unterbrach sie ihn mit weicher Stimme und verschlang ihre Finger mit seinen.
»Mit dir habe ich mehr geredet als mit jedem anderen Menschen«, gestand Max. »Ich bin nicht wie Jules, weißt du. Er kann einfach … loslegen. Kann ziemlich schnell ziemlich persönlich werden. Letzte Nacht habe ich dagesessen und gedacht, Gott sei Dank ist er schwul – sonst wärt ihr beiden schon vor Jahren auf und davon gewesen. Es ist bloß … es gibt Dinge, über die ich nicht so einfach reden kann. Wenn du also nach so jemandem suchst …«
Gina musste lachen. »Als ich Jules kennen gelernt habe, war ich bereits in dich verliebt«, sagte sie dann. »Es war mir egal, ob er homo oder hetero oder was auch immer ist. Ich liebe dich. Ich will keinen anderen außer dir. Und bitte hör auf, über Jules zu reden, als wäre er schon tot. Das wissen wir nicht.«
Das vielleicht nicht, aber Max hatte den starken Verdacht. Das konnte sie in seinen Augen lesen.
»Ich liebe dich auch schon lange«, gestand er. »Wahrscheinlich, seitdem du mich gefragt hast, ob ich der Hausmeister bin.« Er lachte leise und schüttelte den Kopf.
»Was? Wann habe ich …?« Was redete er da?
»Das war einer der ersten Sätze, die du zu mir gesagt hast, über Funk, als du in diesem entführten Flugzeug warst«, sagte Max. »Ich habe dich gefragt, ob alles in Ordnung ist, und du hast zurückgefragt, ob ich vielleicht der Flughafenhausmeister sei, weil das
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