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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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die wird dich am Leben halten. Aber warte mal ab. Und wenn sie Gina mit ins Zimmer bringen? Wie fühlst du dich dann, Champ? Wenn du zuschauen musst, wie sie sie ve r gewaltigen, wenn du sie schreien hörst und dich nicht rühren kannst, von helfen gar nicht zu reden? Wie würdest du das wohl aushalten? Denn genau das wirst du müssen.«
    Stille.
    Max wusste nicht, was er sagen sollte. Zum Beispiel: Tja, um ehrlich zu sein, das habe ich schon hinter mir. Gina schreien zu hören, ohne ihr helfen zu können.
    Während er das alles durchlebt hatte, während er in der Zeit danach unter den Erinnerungen gelitten hatte, da war ihm gar nicht klar gewesen, dass es ja einen Begriff dafür gab.
    Folter.
    Er hatte in seinem ganzen Leben nur eine einzige E r fahrung gemacht, die noch schrecklicher gewesen war.
    Nämlich, als er Gina für tot gehalten hatte.
    Jones stand auf und stellte sich direkt vor das Fenster.
    »Hinsetzen«, befahl Max.
    Doch er gehorchte ihm nicht. Er ging mit hoch erhobenem Kopf zur Tür hinaus. »Bring du meine Schicht zu Ende«, sagte er. »Und gib mir Bescheid, wenn du keine andere Möglichkeit mehr siehst. Ich verbringe jetzt den Rest meines Lebens bei meiner Frau.«
     
    Jules blickte abwechselnd von Dr. Dewi Ernalia zu deren drei wunderschönen Brüdern und wieder zurück und betete, dass sie ihm glaubten.
    Verdammt, im Grunde hätte ihm eigentlich die Rolle des Misstrauischen gebürt. Dieses dünne kleine Mädchen wollte einen Doktortitel von der medizinischen Fakultät der Tufts University haben?
    Sicher, sie hatte ihm das Bein geschient und seine Wunden vernäht, also konnte er ihr wohl zumindest die Frau Doktor abkaufen. Die Alternative war jedenfalls ein bisschen weniger Vertrauen erweckend – dass sie nämlich ein frühreifer Tee n ager war, der sich eine Notarzt-Pfadfinder- Medaille ve r dienen wollte.
    Während sich Dr. Ernalias Brüdertrio am Fußende des Bettes aufgereiht hatte, hatte sie Jules erzählt, dass sie die einzige Ärztin auf dieser Seite der Insel war und dass es im Umkreis von vielen Kilometern nichts Krankenhausäh n licheres gab als diese kleine Hütte ohne jede Stromve r sorgung.
    Sie war in Sorge, weil Bruder Nummer eins ihr erzählt hatte, dass sich in einem Haus weiter oben in den Bergen Terroristen verschanzt hätten. Bruder Nummer zwei hatte offensichtlich Gerüchte gehört, dass das Militär gerade dabei war, einen Panzer herbeizuschaffen, um diesen Terroristen den Garaus zu machen.
    Frau Doktor hatte diesbezüglich so ihre Erfahrungen, und sie ging davon aus, dass etliche Tote und Schwerverletzte zu erwarten waren.
    Ach, tatsächlich?
    Und am schlimmsten würde es Max, Gina, Jones und Molly treffen. In diesem Haus versteckten sich keine Terroristen. Das waren Jules’ Freunde.
    Die Wahrscheinlichkeit, dass es Tote gab, war natürlich noch größer, wenn die Amerikaner an der ganzen Sache b e teiligt waren, sagte Frau Doktor.
    Doch anscheinend hielt man die Amerikaner bewusst heraus, weil man annahm, dass diese Terroristen zu einem Kommando gehörten, das die US-amerikanische Botschaft in Jakarta attackiert hatte – wobei ein sehr beliebter Politiker aus Pulau Meda ums Leben gekommen war. Wenn die Amerikaner eingeschaltet würden, dann würden sie die Terroristen gefangen nehmen, anstatt sie ohne Umschweife ihrer gerechten Strafe zuzuführen.
    »Ich bin ein Agent des Federal Bureau of Investigation in Amerika. Ich bin beim FBI«, sagte Jules und hätte sehr gerne etwas Würdevolleres getragen als einfach nur geborgte Unterwäsche – ein Paar Boxershorts mit dem Logo der Boston Red Sox. An einer Seite war die Naht aufgetrennt und sorgfältig mit Nadeln zusammengesteckt worden, um g e nügend Platz für die Beinschiene zu lassen. »Ich bin auf der Suche nach zwei entführten Frauen nach Pulau Meda g e kommen.« Er wartete ab, während Frau Doktor für ihre Brüder übersetzte.
    Und dann wartete er noch länger, weil ein anderer Mann das Zimmer betrat. Auch er war ein Bruder der jungen Ärztin – sie hätten einander beim besten Willen nicht ähnlicher sehen können. Und alle waren sie von exotischer Schönheit.
    Es folgten weitere Diskussionen, heftiges Gestikulieren und zahlreiche verstohlene Blicke in seine Richtung.
    Dr. Ernalia brachte sie schließlich zum Schweigen. Sie wandte sich an Jules. »Meine Brüder möchten wissen, ob Sie Emilio Testa umgebracht haben«, sagte sie.
    Jules sah sich die Gesichter am Fußende seines Bettes der Reihe nach an, ohne

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