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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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Es war mehr als nur Tarnung dafür, dass sein Akzent sie zum Lachen brachte – es waren echte Tränen, die ihr da übers Gesicht liefen, und sie konnte sie nicht zurückhalten. Helen brachte sie an einen der Tische, half ihr sich hinzusetzen.
    »Ojemine«, sagte die Nonne und kniete sich vor sie, nahm mit Besorgnis auf dem runden Gesicht ihre Hand. »Was ist denn passiert?«
    »Wir haben einen gemeinsamen Bekannten«, antwortete Jones für sie. »Bill Bolten. Er hat davon gehört, dass ich nach Kenia gehen wollte und dachte, falls ich vielleicht zufällige r weise Miss Anderson begegnen sollte, dass es sie mögliche r weise interessieren könnte, dass ein gemeinsamer Freund erst kürzlich … nun ja, von uns gegangen ist. Nun ist die Katze aus dem Sack, nicht wahr? Ein Mensch namens Grady Morant alias Jones.«
    »Ojemine«, wiederholte Helen und hatte voller Mitleid die Hand vor den Mund geschlagen.
    Jones beugte sich ein wenig dichter zu der Nonne und sagte mit leiser Stimme, aber nicht so leise, dass Molly es nicht mehr hören konnte: »Sein Flugzeug ist abgestürzt … verbrannt … Benzintank explodiert … scheußliche Sauerei. Keine Chance auf Überlebende.«
    Molly barg das Gesicht in den Händen, war kaum fähig zu denken.
    »Bill hatte schon befürchtet, sie könnte es vielleicht von jemand anderem erfahren haben«, fuhr er fort. »Aber offe n sichtlich war das nicht der Fall.«
    Molly schüttelte den Kopf, nein. Obwohl sich Neuigkeiten durch Mund-zu-Mund-Propaganda sehr schnell verbreiteten. Katastrophenhelfer kannten in der Regel andere Katastrophenhelfer und … Sie hätte durchaus von Jones’ Tod erfahren haben können, ohne ihn direkt vor sich stehen zu sehen.
    Wäre das nicht furchtbar gewesen?
    »Ich bin sehr erleichtert«, fuhr Jones inbrünstig fort und sein Oxford-Englisch klang so perfekt wie das der Köni g lichen Familie. »So erleichtert. Sie ahnen gar nicht wie e r leichtert …« Er räusperte sich. »Ich bringe Ihnen nur äußerst ungern noch mehr schlechte Nachrichten, aber soweit ich g e hört habe, war Ihr … Bekannter eine Art Krimineller. Irgendein Drogenbaron hatte auf seinen Kopf eine Millione n prämie ausgesetzt. Hat ihn gnadenlos verfolgt, jahrelang. Ich vermute, dieser Jones hat früher einmal für ihn gearbeitet … das alles ist sehr anrüchig, fürchte ich. Und gefährlich. Er musste ununterbrochen unterwegs sein. Schon ein Glas mit Jones zu trinken war riskant. Man hätte im Kreuzfeuer ums Leben kommen können. Die große Ironie des Ganzen besteht freilich darin, dass der Drogenbaron zwei Wochen vor Jones gestorben ist. Er hat es nie erfahren, aber er wäre endlich frei gewesen.«
    Als er sie jetzt anblickte, mit genau den Augen, von denen sie so viele Monate lang geträumt hatte, da verstand Molly. Jones war jetzt nur deshalb hier, weil dieser Drogenbaron mit Namen Chai, ein gefährlicher und sadistischer Schweinehund, der ihm jahrelang auf den Fersen gewesen war, endlich tot war.
    »Es ist sehr gut möglich, dass derjenige, der die Geschäfte dieses Drogenbarons übernommen hat, die Jagd nach diesem Jones weitergeführt hätte«, fuhr er fort. »Natürlich hätte er ihn wahrscheinlich nicht bis ans andere Ende der Welt verfolgt … Obwohl, wenn man es mit solch gefährlichen Individuen zu tun hat, dann ist wohl anzunehmen, dass sich eine gewisse Vorsicht auszahlt.«
    Botschaft erhalten.
    »Nicht, dass Jones sich darüber noch irgendwelche G e danken machen müsste«, fügte er noch hinzu. »Angesichts der Tatsache, dass er all seine irdischen Belange hinter sich g e lassen hat. Ich nehme jedoch an, dass es dort, wo er jetzt ist, sehr heiß ist.«
    Oh ja, in Kenia war es im Augenblick wirklich sehr heiß. Molly hielt sich die Hand vor den Mund, gab vor zu schluchzen, obwohl sie in Wirklichkeit lachte.
    »Pssst«, mahnte Helen. Sie dachte natürlich, dass er auf eine unirdische Hitze anspielen wollte. »So etwas sollten Sie nicht sagen. Sie hat ihn geliebt.« Dann wandte sie sich wieder Molly zu. »Dieser Jones, ist das der Mann, von dem du so oft gesprochen hast?«
    An Jones’ Gesichtsausdruck erkannte Molly, dass Helen sie verraten hatte. Dann konnte sie auch gleich die ganze Wahrheit auf den Tisch legen.
    Sie trocknete sich die Augen mit einem Taschentuch, das Helen ihr hinhielt, und schaute ihm direkt in die Augen.
    »Ich habe ihn sehr geliebt. Ich werde ihn immer lieben«, sagte sie zu dem Mann, der ihretwegen um den halben Erdball gereist war, der allem Anschein nach

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