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Untitled

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Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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nämlich Sex die Schwachstelle in seinem Panzer war. Sie wusste jetzt, dass ihre gegenseitige körperliche Anziehung der Schlüssel war. Und dieses Wissen würde sie schamlos au s nutzen, um das zu bekommen, was sie wollte: die Chance, das Leben dieses Mannes zu teilen.
    Und wenn Beziehungen mit der zweiten Wahl auch oft genug zerbrachen, weil der von der ersten Wahl Verschmähte irgendwann dasselbe mit seiner zweiten Wahl machte – nun, so weit würde es in diesem Fall nicht kommen. Gina würde Max mit aller Kraft festhalten.
    In der anderen Ecke des Zimmers blätterte er gerade um.
    Es war schön, ihn ohne sein Wissen anzuschauen.
    Ohne dass er Alarmstufe eins aktivierte.
    Er trug ausgewaschene Jeans und einen dezenten, en t fernten Verwandten eines Hawaii-Hemdes sowie Bad e latschen. Hemd und Latschen waren ihm durch die Umstände auferlegt: Sein Schlüsselbein war immer noch nicht verheilt, sodass er sich unmöglich ein T-Shirt über den Kopf ziehen konnte. Und er hatte tatsächlich zugegeben, dass ihm das Schuhebinden Schmerzen bereitete.
    Er hatte seine Lesebrille aufgesetzt, und Gina wusste, dass er sie schnell abnehmen würde, sobald sie näher kam. Vielleicht, weil er sie sonst nicht richtig sehen konnte. Oder vielleicht aus Eitelkeit.
    Aus Angst, alt zu wirken, vielleicht?
    Sie musste noch dahinterkommen, warum der Altersunte r schied für ihn so ein großes Problem war. Natürlich wäre es schön, wenn sie mit ihm darüber reden könnte.
    Ha. Als ob er dazu jemals freiwillig bereit wäre.
    Welchen Ausdruck hatte sie neulich gehört? Erst, wenn es in der Hölle schneit.
    Sie hatte eigentlich immer gedacht, dass Max sehr gut reden konnte. Damals, als sie nach der Flugzeugentführung langsam und mühsam wieder ins Leben zurückgefunden hatte, hatten sie oft Gott weiß wie lange miteinander telefoniert. Aber erst kürzlich war ihr klar geworden, das er gar kein guter Redner war. Er war ein guter Zuhörer.
    Sie hatte sich ihm geöffnet, hatte ihm ihre Geheimnisse, ihre Träume, ihre Hoffnungen verraten – und er hatte ihr fast gar nichts erzählt. Er verehrte Jimi Hendrix. Seine Eltern hatten sich scheiden lassen, als er auf dem College war. Er hatte eine psychisch kranke Schwester. An der Highschool war er viel zu sehr Streber gewesen, um eine Freundin zu haben, aber in Princeton war er drei Jahre lang sehr ernsthaft mit einer gewissen Beverly zusammen gewesen. Dann hatte er sein vorgezogenes Examen gemacht und sie hatten sich g e trennt. Ein Jahr später hatte sie einen anderen geheiratet und anschließend zwei Kinder bekommen.
    Gina war sich ziemlich sicher, dass er ihr nicht die ganze Geschichte erzählt hatte. Allerdings hatte er ausdrücklich darauf hingewiesen, dass diese beiden Kinder nicht viel jünger waren als sie.
    Jetzt lehnte sie sich an den Türpfosten und sah zu, wie Max mit einem Leuchtstift einen Absatz in seinem Buch markierte. So viel also zu ihrer Theorie mit dem Liebesroman, es sei denn, er machte sich gerade Notizen, um für das nächste hüllenlose Zusammentreffen mit ihr gerüstet zu sein.
    Da klapperte es drüben am Billardtisch, und eine laute Stimme ertönte. Er hob den Kopf, und sie zog sich noch weiter in den Schatten zurück.
    »Ja! Jaa!«
    Ein Junge in einem ungewöhnlichen, extra großen Rol l stuhl, eine Spezialanfertigung, spielte dort mit einer der B e treuerinnen. Er sah aus wie zwölf, aber Gina nahm an, dass er einfach klein war für sein Alter.
    Er hatte das Billardqueue zu Boden fallen lassen und drehte eine Ehrenrunde nach der anderen um den Tisch, b e gleitet von fortwährendem Hurra und Gejohle. »Wer hat g e wonnen? Ich! Wer hat gewonnen? Ich!«
    Er hatte ein engelhaftes Gesicht – große braune Augen, prächtige, dunkelbraune Haut. Aber seine Arme und Beine sahen aus, als hätte der Teufel ihn in den Krallen gehabt. Die Verbrennungen waren so schlimm, dass seine Hände eigen t lich keine Hände mehr waren. Die Überreste seiner Finger waren durch das dicke Narbengewebe zu entstellten, ve r drehten Klauen geworden.
    »Ajay! Ajay!«, sagte die Betreuerin lachend. »Pssst! Der Herr da drüben möchte lesen.«
    Die Haltung des Jungen – die Knie leicht seitlich geneigt, die Füße eng beieinander – ließ vermuten, dass er seine Beine nicht bewegen konnte. Aber mit Hilfe der Steuerung an seiner rechten Armlehne kam er geschickt und gekonnt zu Max herübergerollt. »Ich will Billardspieler werden, wissen Sie, für später, wenn das Geld von der Versicherung weg ist.

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