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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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einfach verrückt. Er ging schon viel zu lange auf Verbrecherjagd. Nicht jeder war ein Krimineller.
    Rick war nicht gefährlich, er war keine Bedrohung – z u mindest nicht für seinen eigenen Bruder. Er war nichts weiter als ein Faulpelz Mitte zwanzig, der eine harte Samstagnacht hinter sich hatte, der nach einer schrecklichen Tragödie mü h sam versuchte, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Er hatte nicht in dem Unfallwagen gesessen, aber es war offensichtlich, dass er in gewisser Hinsicht genauso schwere Wunden davongetragen hatte wie Ajay.
    Max zwang sich, nach rechts zu gehen, durch die Vordertür hinaus in den Garten mit der netten, windgeschützten Sit z ecke. An einem ungewöhnlich warmen Tag wie heute wunderbar geeignet, um auf Gina zu warten.
    Hübsch und öffentlich.
    Er hatte sich gerade hingesetzt, da wurde die Eingangstür mit viel zu viel Schwung aufgestoßen und schlug krachend gegen die Hauswand.
    Ajays Stiefbruder kam heraus.
    Ein kurzer Besuch. Es war noch keine fünf Minuten her, dass er Ajay aus dem Aufenthaltsraum geschoben hatte.
    Der Bursche lief schnell und hätte unter lautem Fluchen beinahe einen älteren Mann – netter Kerl, Ted, hatte im Zweiten Weltkrieg auf einem U-Boot gedient – über den Haufen gerannt, der gerade seine Schwester besuchen wollte.
    Max stand auf. »Hey!«
    Rick blieb nicht stehen, er wurde nicht einmal langsamer.
    Während Max auf die Eingangstür des Reha-Zentrums z u schlurfte, rannte Rick zu seinem Auto – einem verbeulten Pick-up, Kennzeichen aus West Virginia –, stieg auf der Fahrerseite ein und jagte mit quietschenden Reifen vom Par k platz.
    Die alte Mrs. Lane hatte ihren Rollstuhl vor der Dame n toilette stehen lassen. Max beschlagnahmte ihn, warf sich auf den Sitz und zischte damit den Flur entlang.
    Ajays Zimmertür stand offen.
    Beim Bremsen hätte er sich beinahe umgebracht, weil er den Rollstuhl gegen die Wand fuhr und dabei instinktiv die Hand ausstreckte, um sich abzustützen. Ein stechender Schmerz jagte ihm durch das gebrochene Schlüsselbein. Verdammt. Er stemmte sich hoch, schob den Rollstuhl den Flur hinunter und betrat das Zimmer. Dabei klopfte er an die Tür und drückte sie ein Stück weiter auf.
    Ajay saß am Fenster.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Max. »Rick ist so eilig weggerannt …«
    »Ashley hat im Wagen auf ihn gewartet«, sagte Ajay, aber er war den Tränen nahe.
    Auf dem Boden lagen Tabletten. Viele Tabletten, die unter seinen Sohlen knirschten.
    »Was ist denn hier passiert?«, wollte Max wissen.
    »Nichts.«
    »Hast du das Tylenol umgekippt?«, fragte Max, obwohl er wusste, dass das nicht stimmte. Er bückte sich und hob eine Tablette auf, um sie genauer in Augenschein zu nehmen.
    »Ja, genau«, sagte Ajay. »Das ist passiert. Ich habe Kop f schmerzen. Schlimme Kopfschmerzen. Ich glaube, ich leg mich hin …«
    »Das sind keine Tylenol«, sagte Max.
    »Komisch«, sagte Ajay. »Auf der Flasche stand aber …«
    »Was hast du gemacht?«, wollte Max wissen. »Hast du die für deinen Bruder aus dem Medikamentenschrank gestohlen und dabei aus Versehen die falsche Flasche erwischt?«
    »Nein! Leck mich am Arsch. Du hast keinen Schimmer …«
    »Ich weiß, dass Ricky auf Entzug war. Was nimmt er, Ajay? Crystal?«
    »Verschwinde!«
    »Er braucht bestimmt Geld, nicht wahr? So ein Lebensstil ist teuer …«
    »Du hast kein Recht, hier reinzukommen …«
    »Außerdem weiß ich genau«, sagte Max und fiel ihm ei n fach ins Wort, »was passiert, wenn gestohlene, ve r schreibungspflichtige Medikamente zum Vergnügen auf der Straße verkauft werden. Irgendjemand schluckt das Zeug, nur zum Spaß und weil es lustig ist, erkennt nicht, wie sehr es die Urteilsfähigkeit beeinträchtigt, setzt sich hinters Steuer, rast mit dem Auto in ein anderes Auto und bringt eine ganze Familie um. Löscht sie einfach aus.«
    »Ich hab sie nicht gestohlen!« Jetzt weinte Ajay. »Nicht gestohlen! Er wollte, dass ich das mache, aber ich hab’s nicht gemacht. Er hat gesagt, dass sie im Schrank Oxy-irgendwas stehen haben, viele Flaschen davon, dass ich mich einfach bedienen könnte und niemand würde was merken. Aber hier werden alle Medikamente weggeschlossen und au f geschrieben, und selbst wenn das nicht so wäre, ich bin doch kein Dieb – er vielleicht, aber ich nicht! Das waren meine Tabletten, aber die wollte er nicht haben …«
    Da merkte Max, dass mehr als nur eine Sorte Tabletten auf dem Boden lagen – Dutzende Rationen an Medikamenten,

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