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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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Sie wandte sich ab und sprach ins Telefon. »Hallo, Tammy, hier ist Gina. Ist mein Bruder da?« Sie lachte. »Ja. Danke.« Wieder an Max g e richtet: »Vielleicht könntest du meine Brüder ja auseinander halten, wenn wir mehr miteinander reden würden anstatt … Ja, Leo, ich bin’s, hallo.« Sie blickte Max mit bedeutungsvoll zuckenden Augenbrauen an und brachte den angefangenen Satz so auch ohne Worte zu Ende. »Nein, ich bin immer noch in D.C.«, sagte sie zu ihrem Bruder. »Na ja, eigentlich in einem Vorort in Virginia …«
    Der Aufenthaltsraum war leer, und Max stellte sich ans Fenster, während Gina telefonierte und ihr Lachen ihn umgab.
    Ironischerweise hatten sie in ihrer Beziehung – wenn man es überhaupt so nennen konnte – einen Punkt erreicht, wo er nicht reden wollte. Er konnte sich mittlerweile ziemlich gut schlafend stellen.
    Gina wiederum konnte mittlerweile ziemlich gut sensible Themen umschiffen.
    »Er ruft mich zurück und gibt mir ein paar Telefo n nummern«, sagte sie zu Max, während sie das Handy in ihre Handtasche steckte. Sie saß auf dem Fensterbrett, hatte der schönen Aussicht den Rücken zugewandt und blickte ihn an. »Weißt du, ich wünschte, du könntest zu mir so offen und ehrlich sein wie zu Ajay.«
    Verdammt. Max seufzte.
    »Sieh mal, ich weiß, dass du das jetzt nicht gebrauchen kannst«, sagte Gina leise. »Ich weiß, du machst dir Sorgen um Ajay und … na ja, Jules hat mir erzählt, er hätte dir noch ein paar Akten vorbeigebracht … und dass du immer noch mehr arbeitest – ganz entgegen den Anweisungen des Arztes, wenn ich das hinzufügen darf, aber … ich bin da auf eine Therapeutin gestoßen, die auch Paarberatungen macht.«
    Ach, Gott. »Gina …«
    »Ich habe mit ihr telefoniert«, sagte Gina. »Ungefähr zwei Stunden lang. Ich habe ihr alles erzählt. Das mit der Ve r gewaltigung und … alles.«
    Wenn es etwas gab, womit sie ihn zum Schweigen bringen konnte, dann damit. Er machte die Augen zu, um sich gegen die plötzlich auftauchenden Bilder zu wappnen – Gina, die im Cockpit dieses Flugzeugs zu Boden geworfen wurde, sich wehrte, zu entkommen versuchte, vor Panik und Schmerz laut aufschrie …
    »Ich finde sie nett«, gestand Gina. »Die meisten Therapeuten gehen mir auf die Nerven, aber sie ist … ich glaube, sie hat ein ehrliches Interesse. Also habe ich einen Termin mit ihr vereinbart, für Mittwoch.« Sie begegnete Max’ Blick mit reuigem Lächeln. Solange sie zurückdenken konnte, hatte er sie gedrängt, ihre Therapie wieder aufzunehmen. »Ein großer Schritt, hmm? Willst du, du weißt schon, mich b e gleiten?«
    »Auf jeden Fall«, sagte Max. »Aber …« Sie wollte, dass er ehrlich war. »Sind wir denn wirklich ein Paar?« Okay, so direkt ausgesprochen hatte es sehr viel härter geklungen als vorhin, wo es nur ein bloßer Gedanke gewesen war. »Ich meine, es ist so … ich weiß nicht, so abgeschieden hier draußen, schätze ich. So unwirklich.« Er versuchte sich an einer Erklärung. »Ich weiß, dass es Januar ist, aber mir kommt es so vor, als hätten wir einen Sommerflirt.«
    Und er konnte sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, was geschehen würde, wenn er hier wegging und in sein wahres Leben zurückkehrte.
    »Der Arzt sagt, ich werd’s überleben.«
    Sie drehten sich um und sahen Ajay ins Zimmer rollen.
    »Noch einen Augenblick«, rief Max dem Jungen zu, aber Gina war bereits aufgestanden.
    »Bemüh dich nicht, ich habe verstanden«, sagte sie, aber es war klar, dass er sie verletzt hatte.
    Gottverdammt noch mal.
    Es war nicht das erste Mal, dass er sie verletzt hatte, und es würde nicht das letzte Mal sein.
    Und das war der Anfang.
    Der Anfang vom Ende.

9
     
    Hotel Elbehof, Hamburg, Deutschland
    21. Juni 2005
    Gegenwart
     
    Max musste das Handy aus der Hand legen, so sehr zitterten seine Hände.
    Molly Anderson.
    Das war der Name von Ginas Reisebegleiterin, wie Jules Cassidy ihm soeben in einem weiteren Telefonat bestätigt hatte. Die Katastrophenhelferin hatte sich kaum verändert, seit Max sie vor ein paar Jahren das letzte Mal gesehen hatte. Immer noch dieselben langen, lockigen, rötlich braunen Haare im San-Francisco-Hippie-Stil. Immer noch dasselbe warme, ernsthafte Lächeln.
    Als er die Fotos im Speicher der Digitalkamera betrachtete, wusste Max, wieso Gina vermisst wurde, wieso ihr Reisepass bei einer anderen Frau aufgetaucht war. Er wusste, worum es bei dem Ganzen ging.
    Es hatte mit einem Mann namens Grady Morant alias David

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