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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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den Rücken, auf Max, und versuchte, den Griff des kleineren Mannes aufzubrechen. Er stieß sich immer wieder vom Boden ab, sodass er heftig gegen die Wand prallte und versuchte, Max durch sein Körpergewicht zu erdrücken oder zumindest seinen tödlichen Griff zu lockern.
    Und es war ein tödlicher Griff.
    Max wollte Morant töten.
    Max würde Morant töten.
    Der Kerl versuchte, Max am Arm zu packen, versuchte verzweifelt, in Max’ Gesicht zu gelangen, seine Augen, doch ohne jeden Erfolg. Dann mühte er sich ab, wand sich wie ein Fisch auf dem Trockenen – bis Max erkannte, dass er in seine Tasche fasste, dort nach irgendetwas suchte.
    Kein Messer, keine Pistole – ein Kugelschreiber. Billiges Plastik, mit einem Knopf, um die Mine ein- und ausfahren zu lassen.
    Ein gut ausgebildeter Mann konnte auch mit einem Kuge l schreiber töten – oder zumindest verletzen – und Max legte den Kopf schützend auf Morants breites Kreuz und bereitete sich auf eine weitere Attacke vor.
    Max Bhagat war eindeutig durchgedreht. Jones hatte so etwas schon öfter erlebt – während der Ausbildung in den Spezialeinheiten wie auch während seiner Zeit in Chais Diensten – bei Männern, die man zu stark unter Druck gesetzt hatte.
    Sogar bei sich selbst, als er im Gefängnis gewesen war.
    Die Folter – eine Zungen lösende Taktik, die sich nun offensichtlich auch im Arsenal der Amerikaner befand – war ein Mittel, mit dessen Hilfe man ohne Weiteres jemanden so weit bringen konnte.
    Der Verstand zog sich zurück, und der Instinkt übernahm das Kommando. Es wurden Entscheidungen gefällt, die nur wenig mit persönlichen Überzeugungen, mit tief verwurzelten Vorstellungen von richtig oder falsch zu tun hatten.
    Es war ziemlich offensichtlich, dass Max entweder nicht in der Lage war zuzuhören oder sich aber an irgendeinen düsteren Ort zurückgezogen hatte, wo er Jones’ keuchend hervorgepresste Erklärung nicht hören konnte: »Ich weiß nicht, wo Gina ist, aber ich weiß, dass sie bei Molly ist und dass sie beide leben.«
    Oder: »He, du mit dem Hirn aus Scheiße! Wir stehen auf derselben Seite!«
    Und dann, als Max den Griff um seinen Hals verstärkte, konnte Jones nicht mehr sprechen. Er konnte nicht mehr atmen.
    »Was zur Hölle …«
    Die Wahrscheinlichkeit, dass er in allernächster Zukunft den Löffel abgeben würde, war außerordentlich groß.
    Es kam ihm nur so unglaublich vor, dass es ausgerechnet hier passieren sollte. Ausgerechnet jetzt.
    Ausgerechnet so.
    Er war noch nicht bereit dazu.
    Er dachte an Molly und wehrte sich noch heftiger, doch dann sah er Lichtblitze und schwarze Flecken, und er wusste, er würde ohnmächtig werden.
    Ohne Max gesagt zu haben, was er erfahren musste.
    Gottverdammt noch mal. Er suchte nach dem Kuge l schreiber in seiner Hosentasche und verfluchte sich dafür, dass er streng nach Vorschrift vorgegangen war: Niemals etwas aufschreiben. Niemals eine Spur aus Papier hinte r lassen. Wenn Max seine Taschen durchsuchte, dann würde er nichts finden.
    Er klickte einmal mit dem Kugelschreiber – sein Ehe-Kugelschreiber – und dankte Gott, dass er ihn dabeihatte. Er hatte angefangen, ihn bei sich zu tragen, damit er nicht ständig zurück ins Zelt oder ins Krankenhausbüro laufen musste, wenn Molly ihn fragte: »Hast du vielleicht was zum Schreiben?«
    Oh Gott, die Wand war zu weit weg, um darauf zu schreiben.
    Seine Hand verkrampfte sich, und er ließ den Stift fallen. Suchte danach, fand ihn wieder.
    Und dann schob er seinen Hemdärmel zurück und schrieb, während der letzten paar Sekunden seines Lebens, direkt auf seinen anderen Arm, so lange, bis die Welt zum allerletzten Mal um ihn herum in endlosem Schwarz versank.
     
    Sheffield Physical Rehab Center, McLean, Virginia
    2 8. Januar 2004
    Vor siebzehn Monaten
     
    Jules folgte Gina in das Gebäude und trug Max’ Gitarre in der Hand.
    Na ja, okay, eigentlich gehörte sie Max noch nicht, aber die Vorstellung gefiel Jules. Es war einfach so absolut untypisch. So ähnlich wie die absonderlichen, uncharakteristischen karierten Pyjamahosen und das Snoopy-T-Shirt, mit denen Jules seinen Boss vor einigen Monaten einmal spät am Abend gesehen hatte.
    Auch bei dieser Überraschungsparty hatte Gina ihre Hände im Spiel gehabt.
    Heute stand Schwester Schrecklich drüben am Empfang s tresen, und die heilige Gina begrüßte sie fröhlich, trotz ihrer immer noch andauernden Fehde, und zeigte ihr die mi t gebrachten Comic-Hefte. »Hallo, Debra. Wo hat sich

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