Untitled
hatten uns auf hundertachtzehn Millionen geeinigt", erwiderte Kennon fest. Haahl-Al seufzte.
"Ein Glück, daß ich nicht täglich solche Verlustgeschäfte abschließen muß, sonst wäre ich bald pleite."
Er schrieb die Summe aus und drückte sein Elektronensiegel auf die Kreditfolie. Bedauernd wog er sie in der Hand, bevor er sie Kennon reichte. Der steckte sie gleichgültig ein.
Irgendein Spitzel der Condos Vasac würde Zeuge ihres Geschäftsabschlusses gewesen sein. Das hieß, daß der Geheimdienstchef auf Lepso, Ehret Jammun, innerhalb der nächsten Minuten davon erfahren würde. Und Jammun war zugleich planetarer Verbindungsoffizier der Condos Vasac auf Lepso.
Das Spiel, von dem Sinclair Marout Kennon noch nicht wußte, worauf es abzielte, hatte begonnen ...
Kidnapping auf dem Mars 23
"Die Meldung ist 'raus!" quetschte Cheffunker D'Arbusew zwischen den Zähnen hervor, ohne die Stummelpfeife aus dem Mund zu nehmen.
Oberstleutnant Ronald Tekener zog die Oberlippe ein wenig hoch. Im Verein mit
seinem zernarbten Gesicht wirkte das wie das Grinsen eines hungrigen Wolfes.
D'Arbusew schluckte zweimal, dann stammelte er:
"...Sir!"
Kennon nickte gönnerhaft.
"So klingt es schon besser, mein Sohn ..." Er schaltete den Interkom aus. Unauffällig wechselte er einen Blick mit dem Kapitän seines Handelsraumschiffs, dem Epsaler Hyk Grato.
Hyk Grato war ungewöhnlich hochgewachsen für einen Umweltangepaßten von Epsal. Allerdings war er nicht nur 1,62 Meter hoch, sondern ebenso breit. Sein kahler Schädel glänzte wie eine polierte Wassermelone.
Grato erwiderte das flüchtige Blinzeln seines Chefs. Es war eine Geste des heimlichen Einvernehmens, und sie wurde lediglich von Rogo Tschatus verstanden, einem Afroterraner, der auf der MARSQUEEN als Erster Offizier und LI fungierte. "Fertigmachen zur letzten Zwischenraumetappe!" befahl Kapitän Grato über die Rundrufanlage. Sein epsalisches Organ machte aus dem Befehl eine Art artikulierten Fanfarenstoß.
Rogo Tschatus wollte schon eine abfällige Bemerkung machen, als ihm gerade noch rechtzeitig einfiel, daß er offiziell der Untergebene Gratos zu sein hatte. Er kratzte sich intensiv in seinem schwarzen Kraushaar, nahm aus einem Frischhaltebeutel ein Stück Ingwerwurzel und kaute darauf herum. Tekener sah es und schüttelte sich. Wenige Sekunden später tauchte
die MARSQUEEN wieder in die Zwischenraumzone ein und setzte den Linearflug nach dem Firing-System fort.
Ronald Tekener füllte sich am Getränkeautomaten eine Tasse schwarzen Tee ab, versetzte ihn mit einem kräftigen Schuß Rum - seiner Spezialmarke, die nicht mittels H2O auf "Trinkstärke herabgesetzt" worden war -, und trank mit sichtlichem Wohlbehagen.
Bisher war er mit dem Ablauf des Plans zufrieden. Die Tarntransaktionen hatten einwandfrei geklappt, die Besatzung der MARSQUEEN, eines Schwesterschiffes der verlorengegangenen SPACELADY, arbeitete fast wie eine Elitebesatzung der Solaren Flotte, obwohl sie bis auf zwei Ausnahmen eine Vergangenheit aufwies, die ihr einen normalen Dienst auf einer normalen Schiffahrtslinie nicht mehr gestatteten.
Die Ausnahmen hießen Hyk Grato und Rogo Tschatus und waren - wie auch Ronald Tekener - erfahrene Spezialisten der USO. Normale Schiffsoffiziere wären niemals mit den sechzig üblen Typen ausgekommen, die Tekeners Beauftragte auf den verrufensten Kolonialplaneten des Imperiums aufgelesen hatten. Von harter Hand geführt, erwiesen sich diese Raumbanditen jedoch als erstklassige Mannschaft. "Wie lange fliegen wir noch im Zwischenraum?" wandte Tekener sich an den Ersten Offizier.
Tschatus hob einen seiner affenartigen langen Arme und musterte seine Uhr. "Noch zwanzig Minuten und eine Stunde, Sir", fistelte er.
Hyk Grato hüstelte, was die Zentralebesatzung zusammenfahren ließ. Tekener lächelte verstohlen. Er wußte, daß es seinen Kapitän immer wieder maßlos ärgerte, wenn Tschatus seine verdrehten Zeitangaben machte. Er erhob sich.
24 ATLAN
"Okay! Bitte, kommen Sie mit mir ins Archiv. Ich habe etwas mit Ihnen zu besprechen."
Rogo Tschatus schien ins Unendliche zu wachsen, als er aufstand. Seine Größe von zwei Metern kam durch seinen überschlanken Körper und die bis zu den Knien hängenden Arme erst richtig zur Geltung. Wie die meisten übernormal großen Menschen ging er etwas vornübergeneigt. Während er mit schwankendem Oberkörper, die Ingwerwurzel aus dem Mund hängend, hinter Tekener herging, hätte man durchaus Vergleiche mit einem dressierten
Weitere Kostenlose Bücher