Untitled
genehmigen lassen, und von dort aus war der Barniter unterrichtet worden, aber nach außen hin mußte Haahl-Al den Ahnungslosen spielen. Überall saßen die Agenten der Condos Vasac; ihnen entging kaum etwas, und für sie war das Schauspiel in der Eros-Bar inszeniert worden. Kennon nickte.
"Sie wissen ja sicher, daß man mir das Vermögen meines Bruders Polos zurückgegeben hat." Er verzog das Gesicht. "Jammun, dieser Gauner, will mich damit beschwichtigen. Er weigert sich konstant, mir den Verlust der SPACELADY zu ersetzen. Sechshundertzweiundzwanzig Millionen Solar enthält man mir vor!" Haahl-Al nickte, machte eine betrübte Miene und trank schmatzend aus seinem Glas. Seine wulstigen Lippen glänzten feucht.
"Jammun ist verdammt geschäftstüchtig, Tradino. Soso, ich nehme an, Sie wollen die Lagerhallen und Umschlagplätze am Raumhafen Orbana verkaufen. Der arme Polos!" Zwei dicke Tränen rannen über die Hängebacken des Barniters. Er zwinkerte und blickte Kennon ins Gesicht. "Kaum zu glauben, daß dieser häßliche Krüppel einen so gutgebauten Bruder hat..."
Für diese Bemerkung hätte Sinclair M. Kennon ihn am liebsten geohrfeigt. Noch rechtzeitig besann er sich darauf, daß die Zentrale der USO dem barnitischen Händler seine Identität mit "Polos Tradino" verschwiegen hatte. Man handelte stets nach den Grundsatz, daß ein Geheimnis nicht ausgeplaudert werden konnte, wenn niemand davon wußte. Haahl-Al war zwar absolut vertrauenswürdig und von Geburt para-immun. Aber es gab andere Mittel, einen Mann zum Reden zu bringen, gewaltlose Mittel, deren Anwendung nicht einmal bemerkt werden konnte. Kennon grinste.
"Polos war auf seine Art ein Genie, mein lieber Haahl-Al. Was ich ihm körperlich voraus habe, hatte er mir geistig voraus. Ich versuche, seinem Beispiel zu folgen."
Haahl-Al spreizte mühsam einen fetten Zeigefinger ab und wackelte drohend damit.
22 ATLAN
"Seien Sie nicht zu perfekt, Tradino. Ich verkehre nicht gern mit Leuten, die sich in üblen Verdacht bringen lassen."
"Polos traf keine Schuld!" fauchte Kennon mit gespielter Empörung. "Alles war ein Mißverständnis, resultierend aus einer gezielten Verleumdung der USO!" Der Händler spielte den Entsetzten.
"Ich höre diesen Namen nicht gern. Das macht mich jedesmal ganz krank. Ich
fürchte, selbst auf Lepso sind wir vor den Spezialisten dieser Organisation
nicht sicher."
Er blickte sich ängstlich um und räusperte sich.
"Kommen wir zum Geschäft. Siebzig Millionen Solar wäre ein angemessener Preis für die veralteten Anlagen Ihres Bruders. Einverstanden?"
"Sie sind zu großzügig", entgegnete Kennon mit unüberhörbarem Sar-kasmus. "Legen Sie hundert Millionen dazu, dann können wir einig werden." Haahl-Al streckte jammernd die kurzen Arme aus.
"Beim Großen Mammon, Tradino! Sie wollen mich ruinieren, Hundertsiebzig Millionen Solar! Dafür kann ich drei gleichwertige Anlagen kaufen. Siebzig Millionen sind schon zuviel. Nur unserer Freundschaft wegen biete ich Ihnen einen Überpreis. Nun, sagen wir mal achtzig Millionen, eh?"
Sinclair M. Kennon zog eine Banknote aus der Tasche und warf sie auf die Theke. Dann rutschte er von seinem Hocker.
"Vielleicht kommen wir ein andermal ins Geschäft. Adieu!"
Mit einer Behendigkeit, die man dem Fettkoloß niemals zugetraut hätte, glitt Haahl-Al von seinem Barhocker und eilte hinter Kennon her. Er faßte ihn am Arm und redete mit seiner hellen, quietschenden Kastratenstimme auf ihn ein. Eine Weile zierte Kennon sich noch. Dann gab er nach und kehrte an die Theke zurück. Zwei stämmige Agenten aus der Sensofilmbranche hatten sich unterdessen auf den beiden Hockern niedergelassen. Haahl-Al schob sie auf elegante Art hinunter, indem er seinen massigen Körper zwischen die Hocker zwängte. Die beiden Filmagenten, muskulöse Kakulonier, erhoben sich und stürzten sich auf den Barniter. Haahl-Al zog den Kopf ein und nahm die Schläge hin, ohne die geringste Wirkung zu zeigen. Wie ein lebender Panzer marschierte er auf die Kakulonier los, packte sie und drängte sie aus der Bar. Kennon bestieg unterdessen seinen Hocker. Er schmunzelte, als draußen zwei schrille Schreie erschollen und Haahl-Al kurz darauf zurückkehrte.
"So!" ächzte der Barniter. Er atmete keuchend, obwohl ihn der Kampf kaum sonderlich angestrengt haben konnte. "Noch so eine Aufregung, und mein Herz bleibt stehen!" stieß er quietschend hervor. "Neunzig Millionen Solar, sagten Sie, Tradino?" Er zog seinen Kreditblock hervor.
"Wir
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