Untitled
Woran das wohl liegt?
Helen rief kurz vor dem Dinner an. Sie war wutentbrannt. Sie sagte, die Familie stehe vollkommen lächerlich da. Der Herr heiratet heimlich, still und leise in Oxford in zweifelhafter Gesellschaft (sie meinte die Dozentinnen), und der Diener feiert seine Hochzeit absurd pompös in London. Was Opernstars angehe, die Kirchenlieder sängen, so sei das ein großspuriges Gehabe der unanständigsten Sorte. Sie sei von Bunter sehr überrascht. Sie hätte erwartet, daß er weiß, wo sein Platz ist. Und noch mehr Bemerkungen dieser Art. Ich sagte, es sei nur natürlich, sich beleidigt zu fühlen, wenn man selber nicht eingeladen wurde. Fühlte mich mit einem Mal bedeutend besser. Wut muß gut fürs Blut sein.
25. August
Schickte Franklin zu Hatchards, damit sie mir Krieg und Frieden besorgt. Dachte mir, heute sei ein guter Tag, ein langes Buch anzufangen, die Zeit zu füllen, jetzt wo die Arbeit an Bunters Haus beendet ist. Die dumme Person kam mit Anna Karenina zurück. Sie meinte, das sei das nächstbeste, was sie habe finden können. Bin nur bis zum ersten Satz gekommen und mußte nachdenken.
« Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede un
glückliche Familie ist auf ihre eigene Art unglücklich.» So ein großer Schriftsteller und hat die Sache falsch herum erwischt. Ich glaube, Unglück ist immer gleich schlimm, was auch immer der Grund ist, und Glück ist eine merkwürdig krumme Angelegenheit. Bestimmt war noch nie jemand in derselben Weise glücklich wie meine beiden, Peter und Harriet. Lese bestimmt das falsche Buch – werde Harriet bitten, mir Krieg und Frieden zu leihen.
Nachbemerkung
Laurence Harwell wurde des Totschlags an seiner Frau sowie des Mordes an Phoebe Sugden schuldig gesprochen und wegen des letzteren Vergehens am 14. Juli 1936 gehenkt. Er hatte verfügt, daß seinem Schwiegervater eine Leibrente ausbezahlt würde, und den größten Teil seines Vermögens wohltätigen Organisationen für arbeitslose Schauspielerinnen und Schauspieler vermacht. Mr. Warren verlebte den Rest seiner Tage bei Mr. und Mrs. Rumm und erlernte das Harmoniumspiel, um sie bei ihren Gebetsstunden begleiten zu können.
Claude Amerys Stück Unter Verdacht wurde im August 1937 mit der Unterstützung von Sir Jude Shearman uraufgeführt. Es war ein großer Erfolg und legte den Grundstein für Amerys lang andauernde Karriere als Dramatiker.
Gaston Chapparelle sprang 1941 mit dem Fallschirm über Ostfrankreich ab, wo er eine Gruppe der Résistance aufbaute und als Agent für den britischen Geheimdienst tätig war. Seine Tarnung flog nie auf, und 1948 wurde er Ritter der Ehrenlegion.
Bredon Delagardie Peter Wimsey erblickte am 15. Oktober 1936 das Licht der Welt. 1938 und 1941 folgten ihm seine Brüder Roger und Paul nach. Peter Wimsey diente während des Krieges beim militärischen Nachrichtendienst. Harriet zog mit den Kindern nach Talboys und lebte dort ungestört bis 1945. Bunter versuchte, in sein altes Regiment zurückzukehren, was ihm aus Altersgründen aber verwehrt wurde. In den ersten Kriegsjahren florierte in Mrs. Bunters Fotoatelier das Geschäft mit Aufnahmen von jungen Leuten in Uniform, aber im Verlauf der Luftangriffe auf London wurde es von einer Bombe in Schutt und Asche gelegt, und die Bunters stießen mit ihrem Sohn Peter Meredith (geboren im Dezember 1937) zu Harriet. Sie mieteten in Pagglesham unweit von Talboys ein Cottage, und Bunter rief einen überaus effektiven Trupp der Home Guard ins Leben. Inzwischen war Lord Saint-George Jagdflieger geworden, und Helen, Herzogin von Denver, leistete ihren Dienst in Sachen Belehrung und Moral (vgl. Spectator vom 17. November 1939).
Harriet Wimsey schrieb weiterhin Kriminalromane, die sich von den Konventionen des Genres etwas unabhängig machten. Das Buch, das sie kurz vor der Geburt ihres ersten Sohns abgeschlossen hatte, wurde vom Publikum sehr gut angenommen und fand auch bei der Kritik ein positives Echo, obwohl es düsterer und psychologisch realistischer als der Großteil der damaligen Kriminalliteratur war. Harriet sah sich so in der neu eingeschlagenen Richtung bestätigt. Nach weiteren zehn Jahren sollte sie auch ihre Monographie über Sheridan Le Fanu vollenden.
Dorothy L. Sayers gab die Arbeit an In feiner Gesellschaft irgendwann zwischen 1936 und 1938 auf, als sie von der Bühneninszenierung von Hochzeit kommt vor dem Fall sehr in Anspruch genommen war. Danach schrieb sie religiöse Theaterstücke, auf die schließlich
Weitere Kostenlose Bücher