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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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dreinzuschauen. Er entschuldigte sich auch sogleich, weil er angeblich »das Gleichgewicht verloren habe«. Aber ich war sicher, dass er es absichtlich getan hatte. Warum? Was, zum Teufel, lief hier überhaupt ab?
    Ungefähr eine Stunde später sah ich, wie er die Station verließ. Meiner Meinung nach wusste er, dass ich ihn beobachtete. Sobald er fort war, lief ich zur Tür.
    »Wohin geht Szabo?«, fragte ich den Pfleger, der ihn hinausgelassen hatte.
    »Zum Sport. Er hat sich ausgetragen. Szabo kann jederzeit aufs Gelände oder in die Stadt. Er kann gehen, wohin er will.«
    Szabo hatte auf der Station so lange vor sich hinvegetiert, dass er mich überrumpelt hatte. »Sagen Sie der Oberschwester, dass ich weg muss«, sagte ich.
    »Sagen Sie 's ihr doch selbst.« Der Pfleger blickte mich mürrisch an und wollte mich abwimmeln.
    Ich stürmte an ihm vorbei. » Sie sagen es ihr. Es ist wichtig!«
    Ich verließ die Station und fuhr mit dem launischen Aufzug ins Erdgeschoss. Sport war körperliche Ertüchtigung oder Physiotherapie. Frederic Szabo hasste die Turnhalle. Ich erinnerte mich, das in seinem Krankenblatt gelesen zu haben. Wohin ging er wirklich?
    Ich rannte aus dem Gebäude und sah Szabo über den Hof schleichen. Groß und bärtig – wie die Beschreibung, die wir von Brian Macdougall erhalten hatten.
    Als Szabo an der Turnhalle vorbeiging, war ich keineswegs überrascht.
    Er war wieder unterwegs.
    Ich folgte ihm. Er wirkte nervös und ängstlich. Schließlich drehte er den Kopf in meine Richtung. Ich versteckte mich schnell hinter dem nächsten Busch. Ich glaubte nicht, dass er mich gesehen hatte. Oder doch?
    Szabo ging weiter. Jetzt hatte er die Tore des Krankenhauses hinter sich gelassen. Auf der Straße herrschte lebhafter Verkehr. Szabo ging geradewegs nach Süden. Jetzt tat er so, als hätte er keine Sorgen auf der Welt. War er das Superhirn?
    Wenige Querstraßen hinter dem Krankenhaus stieg er in eins der drei Taxis, die vor dem Holiday Inn parkten.
    Ich lief zum nächsten Taxi, stieg ein und wies den Fahrer an, dem anderen Taxi zu folgen.
    Der Fahrer war indianischer Abstammung. »Wohin soll's gehen, Mister?«, fragte er.
    »Keine Ahnung«, antwortete ich, zeigte ihm aber meine Polizeimarke.
    Der Fahrer schüttelte den Kopf, dann stöhnte er. »Mann, o Mann. Ich bin 'n echter Pechvogel. Wie im Film: Folgen Sie dem Taxi. «
     
    I m Northwest auf der Rhode Island Avenue stieg Szabo aus dem Taxi. Ich ebenfalls. Er ging ein Stück zu Fuß weiter – blickte in die Schaufenster. Zumindest sah es so aus.
    Er wirkte jetzt viel entspannter. Sobald er das Krankenhausgelände verlassen hatte, hatten seine nervösen Zuckungen abgenommen. Wahrscheinlich, weil er sie nur vorgetäuscht hatte.
    Schließlich verschwand er in einem niedrigen, ziemlich verkommenen Backsteinhaus, immer noch an der Rhode Island Avenue. Im Erdgeschoss war eine chinesische Wäscherei: A. LEE.
    Was machte er dort? Wollte er durch eine Hintertür entwischen? Dann aber sah ich im ersten Stock Licht hinter einem Fenster. Szabo ging ein paar Mal vor dem Fenster hin und her. Ja, das war er. Groß und bärtig.
    In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Im Hazelwood wusste niemand von Szabos Wohnung in Washington. Im Krankenblatt stand nichts darüber.
    Angeblich war Szabo ein Landstreicher. Hoffnungslos, harmlos, heimatlos . Das war das Trugbild, das er geschaffen hatte. Jetzt endlich erfuhr ich eines seiner Geheimnisse. Was hatte das zu bedeuten?
    Ich wartete auf der Rhode Island Avenue. Ich spürte keine besondere Gefahr. Jedenfalls noch nicht.
    Ich wartete eine Zeit lang draußen auf der Straße. Szabo blieb nahezu zwei Stunden im Gebäude. Ich sah ihn auch nicht mehr am Fenster. Was machte er da drinnen? Die Zeit verfliegt, wenn man an den Fingernägeln hängt.
    Dann ging das Licht in der Wohnung aus.
    Ich beobachtete das Gebäude mit wachsender Erregung. Szabo kam nicht heraus. Ich machte mir Sorgen. Wo war er?
    Gut fünf Minuten nachdem das Licht im ersten Stock erloschen war, erschien Szabo wieder auf der Vordertreppe. Seine nervösen Zuckungen schienen wiedergekehrt zu sein. Vielleicht waren sie doch echt.
    Er rieb sich mehrmals die Augen, dann das Kinn. Er zog und zerrte sich ständig das weiße Hemd von der Brust. Dann strich er sich mit den Fingern drei oder vier Mal das dichte schwarze Haar zurück.
    War er das Superhirn? Es schien mir fast unmöglich. Aber
    wenn er es nicht war – wer dann?
    Szabo blickte nervös die Straße

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