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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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ausgerechnet jetzt, wo mir Gerüchte über große Bauernbewegungen zu Ohren gekommen sind!«
      »Was soll ich Ihnen dazu sagen, Herr Polizeipräsident? So ist es nun mal.«
      »Hören Sie, Commendatore, Sie werden es ja schon verstanden haben, daß ich mit der Dienstmagd schlafe.«
      »Nein, das hatte ich nicht. Jedenfalls ist das Ihre Angelegenheit, Sie sind schließlich Ihr eigener Herr.«
      »Aber woher, Parrinello, das ist nur eine Redensart in der Gegend, aus der ich komme. Sie bedeutet, daß ich gerne Klartext rede.«
    »Verzeihen Sie das Mißverständnis.«
      »Also, ich wollte Sie darüber in Kenntnis setzen, daß ich zwei Briefe erhalten habe. Einer ist von einem guten Freunde aus dem Ministerium. Ich hatte ihm geschrieben, und er hat mir geantwortet. Marascianno hat weder jemals eine erste Frau gehabt, die gestorben ist, noch eine zweite, die mit einem Liebhaber durchgebrannt ist. Marascianno ist unverheiratet, Junggeselle oder wie zum Teufel man sonst noch dazu sagt. Ich sehe, Sie sind nicht überrascht.«
    »Das hatte ich schon vermutet.«
    »Wieso?«
      »Ich bin oft in der Wohnung Seiner Exzellenz gewesen, im obersten Stockwerk der Präfektur. Man sieht, daß er ein Mann ist, der nicht mit einer Frau an seiner Seite lebt. Manchmal …«
    „… hat er Ihnen leid getan.«
      »Er kam mir vor wie ein herrenloser Hund. Den gleichen Eindruck hatte auch meine Frau von ihm, als es mir einmal gelungen war, Seine Exzellenz zum Abendessen zu uns einzuladen. Als wir zu Bett gegangen waren, konnte meine Frau nicht einschlafen. Ich fragte sie, was sie habe, und sie antwortete mir, daß sie an den Präfekten denken müsse. Und dann fragte sie mich: ›Bist du sicher, daß er verheiratet war?‹ Und nach einer Weile sagte sie zu mir: ›Steh ihm zur Seite, diesem Unglücksmenschen, dann tust du ein gutes Werk.‹ Und deshalb …«
    „… haben Sie die Treppen eingeölt.«
    »Was sagen Sie denn da?!«
      »Hören Sie, ich habe Ihnen gesagt, daß ich mit der Dienstmagd schlafe.«
      »Von mir aus können Sie auch mit einem Stockfisch schlafen, das kümmert mich einen Dreck! Aber erlauben Sie sich ja nicht …«
      »Doch, ich erlaube mir. Hören Sie mir gut zu. Ich habe einen anonymen Brief erhalten. Irgend jemand, ganz sicher aus der Präfektur, behauptet, daß der Sturz Seiner Exzellenz nicht zufällig war, sondern durch die Tatsache hervorgerufen wurde, daß der Treppenabsatz und die ersten beiden Stufen mit Öl eingerieben worden waren.«
    »Dieser anonyme Elendsbrief sagt auch, wer es war?«
    »Er nennt keine Namen.«
      »Sehen Sie? Ihr Verdacht mir gegenüber ist schlicht und einfach beschämend!«
    »Commendatore, Sie vergessen, daß ich in allererster Linie ein Scherge bin. Daher bitte ich Sie also allen Ernstes. Der Verdacht, daß der Sturz Seiner Exzellenz absichtlich herbeigeführt wurde, ist mir weitaus früher gekommen als der anonyme Brief. Was für ein schöner Zufall das doch ist! Morgens wird eine Inspektion angekündigt und am frühen Nachmittag wird Seine Exzellenz in eine Lage versetzt, in der er weder reden noch schreiben kann. Ist es Ihrer Meinung nach die göttliche Vorsehung gewesen, die ihm zwar ein paar Knochen gebrochen, dafür aber die Karriere gerettet hat? Also, wirklich! Und außerdem haben Sie sich eben verraten, wissen Sie das? Ihre Worte des Erbarmens über Marascianno waren besser als ein Geständnis! Aber haben Sie denn keine Minute daran gedacht, daß sich der arme Kerl den Hals hätte brechen können?«
    »Daran haben wir gedacht, Herr Polizeipräsident.«
    »Was heißt das ›wir‹?«
      »Ich und meine Gattin. Daraufhin hat meine Frau dem heiligen Calogero eine reiche Offerte gemacht und ihm erklärt, daß die Sache nur für einen guten Zweck war.«
    »Meinen Sie das allen Ernstes?«
    »Wir glauben an den heiligen Calogero,
                                                         Herr Polizeipräsident. Na, und wie Sie sehen, hat es ja auch wirklich … Na, jedenfalls stehe ich zu Ihrer Verfügung, sagen Sie mir, was ich tun soll, und ich tu's, von der Selbstanzeige bis zur Demission.«
    »Machen Sie sich doch nicht lächerlich! Nehmen Sie das hier, das ist der anonyme Brief. Wenn Sie ihn gründlich unter die Lupe nehmen, gelingt es Ihnen vielleicht, den Schreiber zu identifizieren, die Schrift will sich den Anschein geben, unbeholfen zu sein. Commendatore Parrinello, es war mir ein Vergnügen, Sie

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