Untitled
Mafia. Aber wir können keine Zeit mit Reden verlieren. Die Lage ist ernst. Und daher ist zweierlei notwendig. Erstens: Pippo muß unverzüglich den Wohnort wechseln, er darf nicht mehr in Palermo bleiben. Zweitens: Sie dürfen Ihrem Tochtermann nicht mehr schreiben. Wer es darauf anlegt, kann, so oder so, durch die Post die neue Adresse herausbekommen.«
»Schauen Sie, Herr Polizeileiter, da ergibt sich eine Gelegenheit. Meiner Frau Lillina geht es nicht so gut, Frauenbeschwerden. In zwei, drei Tagen wird sie in Begleitung ihrer Schwester nach Palermo fahren, um sich von einem Facharzt untersuchen zu lassen. Ich werde ihn über alles durch Lillina informieren, so sind wir sicher.«
»Ausgezeichnet. Und jetzt erzählen Sie mir über Pippo und Don Lollò Longhitano.«
D
(Commendatore Longhitano – Pippo)
»Überraschung, Überraschung, Überraschung!«
»Don Lollò! Sie hier?! O heilige Jungfrau, ich bin ein toter Mann!«
»Signor Genuardi! Signor Genuardi! Was ist denn, sind Sie ohnmächtig geworden? Der ist ja völlig verkrampft, dieser Hurensohn! Aber den werde ich schon wieder aufwecken!«
»Ogottogott … Wieso schlagen Sie mich?«
»Weil Sie so aufwachen.«
»Ogott … Wollen Sie mich mit Ihren Faustschlägen umbringen?«
»Was denn für Faustschläge!? Was ist das denn für ein Gestank?«
»Ich hab in die Hose geschissen, Commendatore. Bevor Sie … Gestatten Sie mir, daß ich bete? Darf ich den Schmerzensreichen beten? Mein Gott, ich bereue und bedauere …«
»Signor Genuardi, hören Sie mit diesem Schmierentheater auf.«
»Madonna, wie kalt mir geworden ist! Wie kalt! Darf ich mir eine Decke über die Schulter werfen?«
»Werfen Sie nur und hören Sie auf zu heulen.«
»Das kommt ganz von allein. Madonna, wie kalt es ist! Ich zittere am ganzen Körper.«
»Signor Genuardi, beruhigen Sie sich und hören Sie mir zu. Ich habe Geschäfte zu erledigen und habe mich von Montelusa nach Palermo bemüht, um die Sache zwischen Ihnen und mir zu bereinigen.«
»Entschuldigen Sie, aber … sind Sie bewaffnet?«
»Natürlich.«
»O Gott! O heilige Jungfrau! Warum ziehen Sie den Revolver aus der Tasche? Wollen Sie mich umbringen? Mein Gott, ich bereue und bedauere …«
»Seien Sie still! Halten Sie die Klappe!«
»Wie kann ich das? Wie kann ich denn still sein? Ich muß heulen, ich muß reden, ich muß beten …«
»Sehen Sie, den Revolver, der Ihnen so angst macht, leg ich hier auf die Kommode, weit weg von mir.«
»Maria, wie heiß mir wird! Maria, was für eine Hitze! Ich schwitze am ganzen Körper. Könnten Sie nicht das Fenster öffnen? Ich schaff das nicht, da hinzugehen, wenn ich aus dem Bett aufstehe, stürze ich hin.«
»Dann öffnen wir also das Fenster für den jungen Herrn. Auf diese Weise verzieht sich auch der Gestank von Scheiße. Aber Vorsicht, das Fenster steht jetzt offen.«
»Was soll das heißen, he? Warum sagen Sie, das Fenster steht jetzt offen?«
»Das soll heißen, daß ich Sie, wenn Sie sich jetzt nicht gut und ruhig verhalten, aus eben diesem Fenster werfe.«
»Ich bin ja schon gut, ich bin ja schon ruhig. Sprechen Sie.«
»Also. Signor Schilirò, Ihr Schwiegervater, ist neulich zu mir gekommen, um mir zu sagen …«
»Er hat Ihnen meine Adresse in Palermo gegeben?«
»Nein.«
»Wie haben Sie's dann geschafft …«
»Die hab ich selbst herausgefunden. Und unterbrechen Sie mich nicht mehr. Ich werde nervös, wenn man mich unterbricht. Ihr Herr Schwiegervater ist zu mir gekommen, um mir zu sagen, daß ein Mißverständnis passiert ist. Einfach ausgedrückt, er hat geschworen, daß Sie und Sasà La Ferlita nicht unter einer Decke stecken, um mir einen Streich zu spielen.«
»Das beschwöre auch ich! Bei meinem Augenlichte!«
»Klappe, hab ich Ihnen gesagt. Die Worte Ihres Schwiegervaters haben mich überzeugt.«
»Heilige Jungfrau, ich danke dir!«
»Zur Hälfte.«
»Zur Hälfte? Was soll das heißen: zur Hälfte. Sie wollen mich bei gelindem Feuer schmoren.«
»Zur Hälfte. Denn ich brauche einen sicheren, klaren Beweis, daß es zwischen Ihnen und Sasà kein Einverständnis gegeben hat.«
»Na, gut. Sagen Sie mir, was für einen sicheren Beweis Sie brauchen … Sagen Sie mir, was ich tun soll, und ich tu's.«
»Ich komme gleich darauf. Indessen habe ich Ihnen zwei Briefe mitgebracht. Lesen Sie sie später. Wenn Sie wollen, sage ich Ihnen, was drinsteht. Einer ist
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