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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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selbst noch erstellen, wenngleich auch mit zitternder Hand, so daß seine Handschrift auf Grund der furchtbaren Schmerzen, die sich wie Zangen um ihn schlossen, teilweise unleserlich ist. Der Sohn des Professors, welcher dieses Dokument unter den Papieren seines Vaters fand, hat es mir zu einem Zeitpunkte übergeben, als ich schon alle Hoffnung verloren hatte, es jemals zu bekommen. Ich lege hier das Gutachten vor und beantrage, daß es zu den Akten genommen wird.
      In diesem stellt Professor Cusumano‐Vito fest, daß der Schuß, kaum daß er abgefeuert worden war, in die Höhe stieg, doch nur für einen kurzen Augenblick, denn gleich darauf schlug er auf seiner Bahn an das Eisengitter des Balkones, unter welchem sich Genuardi befand. Die Kugel prallte im spitzen Winkel zurück und traf La Ferlita am Beine.
    Mein Mandant hat mit äußerster Geistesgegenwart in die Luft geschossen, um zu verhindern, daß dem geliebten Freunde, dem Bruder! ein Unheil …

    B
(Sasà – Giacomo La Ferlita)

    »Endlich, endlich, endlich! Glückselig die Augen, die dich erblicken! Seit dem achten Mai liege ich hier verkrüppelt im Bett irgendeines Hospitals, und du bist mich nicht ein einziges Mal besuchen gekommen! Was für einen tollen Bruder ich doch habe! Auf den kann ich mächtig stolz sein!«
      »Hast du genug Dampf abgelassen, Sasà? Darf ich jetzt reden? Glaub mir: Seit ich Kabinettschef der Präfektur geworden bin, finde ich nicht mal mehr eine Minute Zeit zum Essen, ich stecke bis über dem Kopf in Arbeit, da ist von Zeit für eine Reise von Montelusa nach Palermo überhaupt keine Rede! Behandelt man dich gut hier im Hospital?«
      »Gut? Was die Behandlung angeht, ist sie gut. Aber es kommt mir vor, als war ich im Gefängnis, Giacomì.«
    »Was redest du denn da für ein Zeug?«
      »Sieh doch selber: Kaum war ich im Hospital, hat man mich in dieses Zimmer eingeschlossen, ich kann niemanden sehen, niemand darf hier herein, kein Hund antwortet mir, wenn ich mal was frage, und eine Zeitung kaufen sie mir auch nicht. Ich hab überhaupt keine Ahnung, was draußen passiert. Zum Beispiel: Wird dem gehörnten Scheißkerl von Pippo Genuardi der Prozeß gemacht?«
    »Ja, wird er.«
    »Und wie läuft's, na?«
    »Gut, in gewisser Hinsicht.«
      »Was heißt das, in gewisser Hinsicht, Giacomì? Die Hinsicht ist nur eine einzige, und zwar, daß dieser gehörnte Scheißkerl auf Befehl von Don Lollò Longhitano versucht hat, mich umzubringen. Und deshalb muß er ins Loch.«
      »Sasà, hör mir zu, denn die Sache ist durchaus nicht so einfach.
      Weißt du, daß ich in deinem Namen als Nebenkläger aufgetreten bin?«
      »Nein, aber das scheint mir zumindest richtig. Das hast du gut gemacht. Wir müssen Pippo Genuardi mit dem Arsch in den Sand kriegen. Welchen Anwalt hast du genommen? Ist er teuer?«
      »Er kostet uns keine Lira. Er macht das umsonst. Es ist Advokat Rinaldo Rusotto, der Bruder von Orazio Rusotto, dem Verteidiger von Pippo Genuardi.«
    »Hab ich das jetzt richtig verstanden?«
    »Du hast richtig verstanden.«
      »Was ist das denn für ein Scheißeinfall? Die sind doch Brüder! Ist doch möglich, daß die sich absprechen und uns dann in den Arsch ficken! Wer hat dir den Namen von diesem Rinaldo Rusotto gegeben?«
    »Willst du das ehrlich wissen? Don Lollò Longhitano.«
    »Der Commendatore?«
      »Er war es, der mir gesagt hat, daß wir als Nebenkläger auftreten müßten.«
      »Und der stellt sich gegen Pippo Genuardi, der auf sein Geheiß auf mich geschossen hat?«
    »Don Lollò hat mir erklärt, daß das alles nur ein Täuschungsmanöver ist, aber eines, das echt aussehen muß.«
      »Stell dir vor, dieser Anwalt ist auch nicht ein einziges Mal hierhergekommen, um mit mir zu reden!«
      »Er ist nur deshalb nicht gekommen, weil du, wenn du geredet hättest, vielleicht Unsinn geredet hättest. Professor Mangiaforte, der Chefarzt dieses Hospitales, hat erklärt, du würdest an Amnesie leiden.«
    »Und was für ein Scheißdreck ist diese Mannesie?«
      »Hör zu, Sasà, ich versteh ja, daß du aufgeregt bist, aber du mußt aufhören, unanständige Wörter zu gebrauchen, ich mag das nicht. Amnesie bedeutet, daß du dein Gedächtnis verloren hast.«
    »Aber ich erinnere mich doch an alle Einzelheiten!«
      »Willst du dich etwa gegen das Wort eines Mannes wie Mangiaforte stellen?«
      »O heilige Jungfrau! Die haben sich alle miteinander abgesprochen!«
      »Endlich ist das auch dir

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