Untitled
kann.
Ich fuhr nach Hause. Ich suchte immer noch nach Maggie Rose Dunne – aber jetzt im Kopf von Soneji/Murphy. War es möglich, daß jemand anders sie aus dem Versteck weggebracht hatte? Warum sollte uns Gary Murphy erzählen, es sei so gewesen? Als ich in den Südosten fuhr, machte ich mir Gedanken über das, was Gary Murphy unter Hypnose gesagt hatte. Hielt Gary Soneji uns alle im Gerichtssaal zum Besten? Das war eine furchterregende Möglichkeit, und eine ganz reale. Gehörte das alles zu seinen entsetzlichen Plänen?
Am nächsten Morgen versuchte ich, Soneji/Murphy wieder zu hypnotisieren. Der sagenhafte Detective/Doktor Cross agierte wieder! So klang es jedenfalls in den Morgennachrichten.
Dieses Mal klappte es nicht mit der Hypnose. Gary Murphy hatte zu große Angst, jedenfalls behauptete das sein Anwalt. Im überfüllten Gerichtssaal sei es zu laut. Richterin Kaplan ließ den Saal räumen, aber das nützte auch nichts.
Ich wurde an jenem Tag von der Anklage ins Kreuzverhör genommen, aber Mary Warner lag mehr daran, mich aus dem Zeugenstand wegzubringen, als meine Referenzen anzuzweifeln. Meine Rolle bei dem Prozeß war ausgespielt. Was mir völlig recht war.
Weder Sampson noch ich gingen für den Rest dieser Woche ins Gericht, wo weitere Sachverständige aussagten. Wir ermittelten wieder auf der Straße. Wir hatten neue Fälle. Wir versuchten außerdem, ein paar knifflige Aspekte am Tag der Entführung aufzuklären. Wir gingen alles noch einmal durch, verbrachten Stunden in einem Konferenzzimmer voller Akten. Falls Maggie Rose aus dem Versteck in Maryland weggebracht worden war, konnte sie noch am Leben sein. Es gab immer noch eine hauchdünne Chance.
Sampson und ich kehrten noch einmal in die GeorgetownTagesschule zurück, um mit etlichen Lehrern zu sprechen. Milde gesagt, waren die meisten nicht gerade überglücklich über unseren Anblick. Wir überprüften immer noch die »Komplizentheorie«. Es war durchaus möglich, daß Gary Soneji von Anfang an einen Komplizen gehabt hatte. Konnte es Simon Conklin sein, sein Freund aus Princeton? Wenn nicht Conklin, wer dann? Niemand in der Schule hatte jemanden gesehen, der ein möglicher Komplize von Gary Soneji hätte gewesen sein können.
Wir verließen die Privatschule gegen Mittag und aßen in einem Roy Rogers in Georgetown. Das Huhn bei Roy ist besser als bei Colonel, und bei Roy gibt es diese tollen Flügel. Die haben eine Menge Biß. Sampson und ich bestellten fünf Portionen Flügel mit Cola. Wir saßen an einem Picknicktisch in der Nähe von Roys Kinderspielplatz. Vielleicht würden wir uns nach dem Essen auf die Wippe setzen.
Wir aßen zu Ende und beschlossen, nach Potomac, Maryland, zu fahren. Am restlichen Nachmittag klapperten wir die Sorrell Avenue und die Straßen in der Nähe ab. Wir statteten zwei Dutzend Häusern einen Besuch ab und waren etwa so willkommen, wie Woodward und Bernstein es gewesen wären. Wir ließen uns aber von dem frostigen Empfang nicht abschrecken.
Niemandem waren merkwürdige Autos oder Leute aufgefallen. Nicht in den Tagen vor und nach der Entführung. Niemand konnte sich an einen ungewöhnlichen Lieferwagen erinnern. Nicht einmal an die übliche Sorte – Reparaturdienst, Blumen- oder Lebensmittellieferanten.
Am Spätnachmittag fuhr ich allein los. Ich wollte nach Crisfield, Maryland, wo Maggie Rose und Michael Goldberg in den ersten Tagen der Entführung vergraben worden waren. In einem Grab? In einem Keller? Gary Soneji/Murphy hatte unter Hypnose den Keller erwähnt. Er war als Kind in einen dunklen Keller gesperrt worden. Er hatte in langen Phasen seines Lebens keinen Freund gehabt.
Dieses Mal wollte ich die Farm ganz allein sehen. Die ganzen »Fehlverbindungen« in diesem Fall beunruhigten mich höllisch. Lose Bruchstücke flogen mir durch den Kopf, so verstörend wie Schrapnellfeuer. Hätte jemand anders Maggie Rose aus Sonejis Versteck wegbringen können? Selbst wenn Einstein auf den Fall angesetzt worden wäre, auch ihm wäre angesichts der Möglichkeiten schwindlig geworden, und vielleicht hätten ihm die Haare zu Berge gestanden.
Als ich über die unheimliche, verlassene Farm ging, ließ ich den Tatsachen des Falls in meinem Kopf freien Lauf. Ich kam immer wieder auf Lindberghs Sohn zurück und die Tatsache, daß das Lindbergh-Baby aus einem Farmhaus entführt worden war.
Sonejis sogenannter Komplize. Das war ein ungelöstes Problem.
Soneji war außerdem in der Nähe des Hauses der ermordeten
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