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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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war ich kurz vor dem Ertrinken. Ich hörte Jezzie wieder schreien, ein seltsamer, durch das Wasser gedämpfter Laut über der Oberfläche.
    Ich kam kurz, ehe mir die Luft ausging, zum Höhepunkt. Ich schluckte Wasser und hustete.
    Jezzie rettete mich. Sie zog mich hoch und nahm mein Gesicht in ihre Hände.
    Erlösung. Gesegnete Erlösung.
    Wir blieben so und hielten uns in den Armen. Erfüllt, wie das in zartfühlenderen Zeiten hieß. Auf dem Boden war mehr Wasser als in der Wanne.
    Im Augenblick wußte ich nur, daß ich mich immer stärker verliebte. Dessen war ich mir sicher. Der Rest meines Lebens war Rätsel und Chaos, aber es gab wenigstens einen Rettungsanker. Es gab Jezzie.
    Gegen ein Uhr morgens mußte ich gehen und nach Hause fahren. Dann war ich dort, wenn die Kinder aufstanden. Jezzie verstand es. Nach dem Prozeß würden wir alles viel besser machen. Jezzie wollte Jannie und Damon kennenlernen; aber wir mußten es richtig machen, da waren wir uns einig.
    »Du fehlst mir jetzt schon«, sagte sie, als ich mich fertig machte. »Verflucht. Geh nicht … Ich weiß, du mußt gehen.«
    Sie nahm den Silberkamm aus dem Haar und drückte ihn mir in die Hand.
    Ich ging in die Nacht hinaus, ihre Stimme im Kopf. Erst sah ich nichts außer der pechschwarzen Dunkelheit auf dem Parkplatz.
    Plötzlich traten zwei Männer vor mir aus der Finsternis. Ich griff mechanisch nach meiner Schulterhalfter. Einer schaltete ein grelles Licht ein. Der andere richtete eine Kamera auf mein Gesicht.
    Die Presse hatte mich und Jezzie gefunden. Oh, Scheiße! Die Entführung war so sensationell, daß alles, was damit zusammenhing, eine Story hergab. So war es von Anfang an gewesen.
    Hinter den beiden Männern stand eine junge Frau. Sie hatte langes, schwarzes Kraushaar. Sie sah wie ein Mitglied eines Filmteams aus New York oder L. A. aus.
    »Detective Alex Cross?« fragte einer der Männer. Inzwischen schoß sein Partner schnell hintereinander Aufnahmen. Die Blitzlichter erleuchteten den dunklen Parkplatz.
    »Wir sind vom National Star . Wir wollen mit Ihnen sprechen, Detective Cross.« Mir fiel ein britischer Akzent auf. Der National Star war ein amerikanisches Boulevardblatt mit Sitz in Miami.
    »Was hat das hier mit dem Fall zu tun?« sagte ich zu dem Briten. Ich befingerte Jezzies Silberkamm in meiner Tasche. »Das ist privat. Das ist keine Nachricht. Das geht niemanden >
    etwas an.«
    »Das haben wir zu entscheiden«, sagte er. »Aber ich weiß nicht recht, Kumpel. Ein gewaltiger Durchbruch in der Kommunikation zwischen der Polizei von Washington und dem Secret Service. Geheimgespräche und wer weiß, was noch.«
    Die Frau klopfte schon an der Moteltür. Ihre Stimme war so laut wie das metallische Geklopfe. »Hier ist der National Star !« verkündete sie.
    »Komm nicht raus«, rief ich Jezzie zu.
    Die Tür ging auf, und Jezzie stand da, völlig angezogen. Sie schaute die kraushaarige Frau an und machte sich nicht die Mühe, ihre Verachtung zu verhehlen.
    »Das muß ein stolzer Augenblick sein«, sagte sie zu der Reporterin. »Vermutlich kommen Sie nie wieder näher an einen Pulitzer heran.«
    »Irrtum.« Die Reporterin erholte sich schnell. »Ich kenne Roxanne Pulitzer. Und jetzt kenne ich Sie beide.«

    65. Kapitel
     
    Ich spielte auf dem Klavier ein Medley aus Keith Sweat, Bell Biv DeVoe, Hammer und Popsongs von Public Enemy. Ich unterhielt an jenem Morgen Damon und Janelle bis gegen acht auf der Veranda. Es war der Mittwoch der Woche, in der Jezzie und ich in Arlington die üble Überraschung erlebt hatten.
    Nana war in der Küche und las ein druckfrisches Exemplar des National Star , das ich ihr in Acme gekauft hatte. Ich wartete darauf, daß sie mich hineinrief.
    Als sie es nicht tat, stand ich von dem ächzenden Klavier auf und ging hinein, um mich ihrer Strafpredigt zu stellen. Ich sagte Damon und Janelle, sie sollten sich nicht vom Fleck rühren. »Bleibt, wo ihr seid. Kommt mir nicht nach.«
    Wie an jedem anderen Morgen trank Nana Tee. Die Reste ihres pochierten Eis mit Toast waren noch zu sehen. Das Boulevardblatt lag flüchtig zusammengefaltet auf dem Küchentisch. Gelesen? Ungelesen? Ich sah es weder ihrem Gesicht an noch dem Zustand der Zeitung.
    »Hast du den Artikel gelesen?« mußte ich fragen.
    »Das Wesentliche. Außerdem habe ich dein Bild auf der Titelseite gesehen«, sagte sie. »Ich glaube, so lesen die Leute diese Art Zeitung. Es hat mich immer überrascht, daß Leute am Sonntag morgen nach der Kirche so eine

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