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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Zeitung kaufen.«
    Ich setzte mich ihr gegenüber an den Frühstückstisch. Eine Welle starker alter Gefühle und Erinnerungen ging über mich hinweg. Ich konnte mich an viele solche Gespräche in unserer gemeinsamen Vergangenheit erinnern.
    Nana griff nach einer Toastkruste. Sie tauchte sie in Marmelade. Wenn Vögel essen könnten, würden sie essen wie Nana Mama. Sie ist schon etwas ganz Besonderes.
    »Sie ist schön und sicher auch eine hochinteressante Weiße. Du bist ein sehr attraktiver Schwarzer und hast manchmal einen klugen Kopf auf den Schultern. Vielen Leuten gefällt so was nicht, so was wie dieses Bild. Das überrascht dich doch nicht besonders, oder?«
    »Und was ist mit dir, Nana?« fragte ich. »Gefällt dir das?«
    Nana Mama seufzte ganz leise. Sie stellte die Teetasse mit einem Klirren ab. »Jetzt will ich dir mal was sagen. Ich kenne die Fachausdrücke für solche Dinge nicht, Alex, aber du bist nie über den Verlust deiner Mutter hinweggekommen. Ich habe das gemerkt, als du ein kleiner Junge warst. Ich glaube, manchmal merke ich dir das immer noch an.«
    »Man nennt das ein posttraumatisches Streßsyndrom«, sagte ich zu Nana. »Falls dich der Name interessiert.«
    Nana lächelte über meinen Rückzug in die Fachsprache. Auch das hatte sie schon erlebt. »Ich würde mir nie ein Urteil darüber erlauben, was sich in dir abgespielt hat, aber du hast darunter gelitten, seit du nach Washington gekommen bist. Mir ist außerdem aufgefallen, daß du dich den anderen nicht immer angepaßt hast. Nicht so, wie das viele Kinder tun. Du hast Sport getrieben, du hast mit deinem Freund Sampson in Läden geklaut, und du warst immer zäh. Aber du hast Bücher gelesen und warst ziemlich sensibel. Kannst du mir folgen? Vielleicht warst du außen zäh, aber nicht innen.«
    Ich nahm Nana ihre Schlußfolgerungen jetzt nicht immer ab, aber sie war immer noch eine gute Beobachterin. Ich hatte als Junge nicht recht in den Südosten von D.C. gepaßt, aber ich wußte, daß ich mich jetzt viel besser anpassen konnte. Jetzt wurde ich einigermaßen akzeptiert. Detective/Doktor Cross.
    »Ich wollte dich mit dem hier nicht verletzen oder enttäuschen«, kehrte ich zu dem Artikel zurück.
    »Ich bin nicht enttäuscht von dir«, sagte meine Großmutter. »Du bist mein ganzer Stolz, Alex. An fast jedem Tag deines Lebens machst du mich ungeheuer glücklich. Wenn ich dich mit den Kindern sehe, wenn ich die Arbeit sehe, die du hier in der Gegend leistest, und dazu noch weiß, daß du trotz allem so rücksichtsvoll bist, auf die Launen einer alten Frau einzugehen.«
    »Das ist tatsächlich eine Plage«, sagte ich zu ihr. »Aber reden wir über den sogenannten Artikel. Etwa eine Woche lang wird es unmöglich sein. Dann wird sich niemand mehr besonders dafür interessieren.«
    Nana schüttelte den Kopf. Ihr kleiner weißer Haarhelm blieb ordentlich an Ort und Stelle. »Nein. Die Leute werden sich dafür interessieren. Manche werden sich ihr Leben lang daran erinnern. Wie heißt die Redensart? Laß die Finger vom Verbrechen, wenn dir die Strafe nicht schmeckt.«
    Ich fragte sie: »Und worin besteht das Verbrechen?«
    Nana scharrte mit dem Messerrücken Toastkrümel weg. »Das möchte ich gern von dir wissen. Warum versteckt ihr euch, du und Jezzie Flanagan, wenn alles ganz in Ordnung ist? Wenn du sie liebst, liebst du sie eben. Liebst du sie, Alex?«
    Ich antwortete Nana nicht sofort. Natürlich liebte ich Jezzie. Aber wie sehr? Und wohin würde es führen? Konnte etwas daraus werden?
    »Ich weiß es nicht genau, jedenfalls nicht im Sinn deiner Frage«, sagte ich schließlich. »Wir versuchen jetzt, es herauszufinden. Wir kennen beide die Konsequenzen.«
    »Wenn du sie wirklich liebst, Alex«, sagte meine Großmutter zu mir, »dann liebe ich sie auch. Ich liebe dich, Alex. Die Leinwand, auf der du malst, ist bloß ein bißchen groß. Und manchmal bist du klüger, als gut für dich ist. Und du hast deine >
    Eigenheiten – aus der Sicht der weißen Welt.«
    »Und deshalb hast du mich so gern«, sagte ich zu ihr.
    Sie sagte: »Das ist bloß einer der Gründe, Sonnyboy.«
    Meine Großmutter und ich hielten uns an jenem Morgen am Frühstückstisch einen langen Augenblick in den Armen. Ich bin groß und stark; Nana ist winzig, zerbrechlich, aber genauso stark. Es war wie früher, in dem Sinne, daß man nie ganz erwachsen wird, nicht in der Nähe der Eltern oder Großeltern. Und auf keinen Fall in der Nähe von Nana Mama.
    »Danke, alte

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