Untitled
Wartespielchen entwickelt«, sagte Weithas. »Wir können noch nichts beweisen, aber wir können das Leben der beiden stören. Todsicher können wir sie davon abhalten, etwas von dem Lösegeld auszugeben.«
»Was ist mit dem Piloten in Florida? Ich hatte keine Möglichkeit, eine Ermittlung da unten einzuleiten. Haben Sie herausgefunden, wer das war?«
Scorse nickte. Das FBI hatte mir eine Menge vorenthalten. Allen vorenthalten. Das überraschte mich nicht. »Es stellte sich heraus, daß das ein Drogenkurier namens Joseph Denyeau war. Etlichen unserer Leute in Florida war er bekannt. Es ist denkbar, daß Devine ihn gekannt und ihn engagiert hat.«
»Was ist aus diesem Joseph Denyeau geworden?«
»Falls wir noch daran gezweifelt hätten, daß Devine und Chakely darauf aus sind, die Beute zu behalten – wir wissen jetzt, daß sie das vorhaben. Denyeau ist in Costa Rica ermordet worden. Ihm ist die Kehle durchgeschnitten worden. Er sollte nicht gefunden werden.«
»Sie lassen Devine und Chakely zu diesem Zeitpunkt nicht festnehmen?«
»Wir haben keine Beweise, Alex. Nichts was Bestand hätte. Was Sie von Soneji erfahren haben, erhärtet den Fall, aber vor Gericht hilft uns das auch nicht weiter.«
»Was ist dem kleinen Mädchen zugestoßen? Was ist mit Maggie Rose Dunne?« fragte ich Weithas.
Weithas sagte gar nichts. Er blies Luft über seine Oberlippe. Ich hatte das Gefühl, er habe einen langen Tag hinter sich. In einem langen Jahr.
»Das wissen wir nicht«, antwortete Scorse. »Wir haben immer noch nichts über Maggie Rose. Das ist das Erstaunlichste an dem ganzen Fall.«
»Es gibt noch eine Komplikation«, sagte Weithas zu mir. Er saß mit Scorse auf einem dunklen Ledersofa. Beide FBIMänner lehnten sich über einen Couchtisch aus Glas. Neben ihnen stand ein IBM-Computer mit Drucker.
»Ich bin mir sicher, daß es jede Menge Komplikationen gibt«, sagte ich zu dem stellvertretenden Direktor. Sollte das FBI doch die meisten Komplikationen für sich behalten. Sie hätten mir schon lange helfen können. Vielleicht hätten wir Maggie Rose gemeinsam sogar gefunden.
Weithas warf Agent Scorse einen Blick zu, dann schaute er wieder mich an. »Die Komplikation ist Jezzie Flanagan«, sagte Weithas.
Ich war fassungslos. Ich fühlte mich, als hätte ich einen harten Schlag in den Magen bekommen. In den letzten Minuten hatte ich gewußt, daß noch etwas kam. Ich saß bloß da, fühlte mich innerlich kalt und leer, war im Begriff, gar nichts mehr zu fühlen.
»Wir glauben, daß sie in dieser Sache mit den beiden Männern unter einer Decke steckt. Daß es von Anfang an so war. Jezzie Flanagan und Mike Devine sind schon seit Jahren ein Liebespaar.«
76. Kapitel
An jenem Abend um halb neun gingen Sampson und ich die New York Avenue entlang. Das ist das Filetstück im Getto von D.C. Dort treiben Sampson und ich uns an den meisten Abenden herum. Das ist unser Zuhause.
Er hatte mich eben gefragt, wie es mir gehe. »Danke, nicht besonders. Und dir?«
Er wußte das mit Jezzie. Ich hatte ihm alles gesagt, was ich wußte. Die Verschwörung wurde immer übler. Ich hätte mich nicht schlechter fühlen können als an jenem Abend. Scorse und Weithas hatten einen gründlich recherchierten Fall vorgetragen, was Jezzie betraf. Sie war es gewesen. Es bestand kein Zweifel. Eine Lüge hatte zur nächsten geführt. Sie hatte mir hundert Lügen erzählt, nicht nur eine. Und kein einziges Mal mit der Wimper gezuckt. Sie konnte das besser als Soneji/Murphy. Ganz glatt und selbstbewußt.
»Willst du, daß ich das Maul halte? Oder soll ich mit dir reden?« fragte Sampson mich. »Mir ist beides recht.«
Sein Gesicht war ausdruckslos wie meistens. Vielleicht vermittelt die Sonnenbrille diesen Eindruck, aber ich bezweifle es. Sampson war schon mit zehn Jahren so gewesen.
»Ich möchte reden«, sagte ich zu John. »Ich könnte einen Cocktail vertragen. Ich muß über psychopathische Lügner sprechen.«
»Ich spendier uns ein paar Drinks«, sagte Sampson.
Wir gingen auf Faces zu. Das ist eine Bar, in die wir gehen, seit wir bei der Polizei sind. Die Stammgäste bei Faces haben nichts dagegen, daß wir knallharte Kriminalpolizisten sind. Ein paar geben sogar zu, daß wir in der Gegend mehr Gutes bewirken als Schaden anrichten.
Das Publikum bei Faces ist überwiegend schwarz, aber auch Weiße kommen, um Jazz zu hören. Und zu lernen, wie man tanzt und sich anzieht.
»Jezzie hat Devine und Chakely den Überwachungsauftrag gegeben?«
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