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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Sampson rekapitulierte die Fakten, als wir an der Ampel an der 5th Street warteten.
    Ein paar hiesige Schlägertypen beäugten uns von ihrem Beobachtungsposten vor Popeye's Fried Chicken aus. In früheren Zeiten hätte dieselbe Sorte von Straßenpöbel an derselben Stelle gestanden, bloß ohne soviel Geld oder Waffen in den Taschen. »Hallo, Brüder.« Sampson zwinkerte den Ganoven zu. Er legt sich mit jedem an. Niemand traut sich, sich mit ihm anzulegen.
    »Stimmt, so hat alles angefangen. Devine und Chakely waren eins der Teams, die Minister Goldberg und seine Familie bewachen sollten. Ihre Chefin war Jezzie.«
    »Und niemand hat sie je verdächtigt?« fragte er mich.
    »Anfangs nicht. Das FBI hat sie überprüft. Sie haben alle überprüft. Chakelys und Devines Tagesberichte waren nicht ganz in Ordnung. Daraufhin wurde das FBI mißtrauisch. Ein wachsamer Analytiker vom FBI hat gemerkt, daß die Berichte gefälscht worden waren. Sie hatten zwanzig Leute für einen von uns. Außerdem hat das FBI die gefälschten Berichte aus dem Verkehr gezogen, damit wir sie nicht finden konnten.«
    »Devine und Chakely haben Soneji dabei ertappt, wie er einem der Kinder nachspionierte. Hat so der ganze Zirkus angefangen? Das Doppelspiel.« Sampson hatte das Wesentliche jetzt erfaßt.
    »Sie sind Soneji und seinem Lieferwagen zur Farm in Maryland gefolgt. Sie haben begriffen, daß sie hinter einem potentiellen Kidnapper her waren. Jemand kam auf die Idee, die Kinder nach der eigentlichen Entführung zu kidnappen.«
    »Eine Zehn-Millionen-Dollar-Idee.« Sampson machte ein finsteres Gesicht. »War Ms. Jezzie Flanagan von Anfang an daran beteiligt?«
    »Das weiß ich nicht. Ich glaube schon. Ich muß sie irgendwann mal danach fragen.«
    »Mhm.« Sampson nickte im Rhythmus unseres Gespräches. »Bist du im Augenblick mit dem Kopfüber dem Wasser oder darunter?«
    »Das weiß ich auch nicht. Wenn man jemanden kennenlernt, der einen so anlügen kann wie sie, verändert das die Perspektive. Mann, das ist ganz schön schwierig. Hast du mich je angelogen?«
    Sampson zeigte ein paar Zähne. Halb ein Lächeln, halb ein Zähnefletschen. »Klingt danach, als ob du ein bißchen mit dem Kopf unter Wasser wärst.«
    »Klingt für mich auch danach«, gab ich zu. »Ich habe bessere Tage erlebt. Aber auch schlimmere. Und jetzt ein Bier.«
    Sampson salutierte den Schlägertypen an der Ecke. Sie lachten und erwiderten den Gruß. Räuber und Gendarm im Getto. Wir gingen über die Straße auf Faces zu. Ein bißchen Bewußtlosigkeit war in Ordnung.
    Die Bar war voll und würde es bleiben, bis sie schloß. Leute, die Sampson und mich kannten, begrüßten uns. Eine Frau, mit der ich ausgegangen war, saß an der Bar. Eine wirklich hübsche, wirklich nette Sozialarbeiterin, die mit Maria zusammengearbeitet hatte.
    Ich fragte mich, warum nichts daraus geworden war. Konnte es an einem tiefsitzenden Charakterfehler von mir liegen? Nein. Das konnte es nicht sein.
    »Siehst du Asahe da drüben?« Sampson gestikulierte.
    »Ich bin Detective. Ich sehe alles. Mir entgeht nichts«, sagte ich zu ihm.
    »Du klingst ein bißchen selbstmitleidig. Ein bißchen ironisch, würde ich sagen. Zwei Bier. Nee, lieber vier«, sagte er zum Barkeeper.
    »Ich komm schon darüber hinweg«, sagte ich zu Sampson. »Paß nur auf. Ich habe sie bloß nie auf die Liste der Verdächtigen gesetzt. Mein Fehler.«
    »Mann, bist du zäh. Hast die Gene deiner fiesen alten Großmutter. Wir kriegen dich schon wieder hin«, sagte er zu mir. »Und sie kriegen wir auch. Ms. Jezzie.«
    »Hast du sie gemocht, John? Ehe das herausgekommen ist?«
    »O ja. Nichts, was einem unsympathisch wäre. Sie lügt echt gut, Alex. Das Beste, was ich seit dem Film Heißblütig – Kalt blütig gesehen habe«, sagte Sampson. »Und nein, ich lüge dich nie an, mein Bruder. Nicht mal dann, wenn ich's müßte.«
     
    Richtig schwer wurde es erst, als Sampson und ich in jener Nacht Faces verließen. Ich hatte ein paar Biere getrunken, aber ich konnte noch einigermaßen klar denken und war gegen den schlimmsten Schmerz etwas abgestumpft. Und doch war es ein solcher Schock, daß Jezzie die ganze Zeit eine Komplizin gewesen war. Ich dachte daran, wie sie mich vom Verdacht gegen Devine und Chakely abgelenkt hatte. Sie hatte mir alles Neue aus der Nase gezogen, was die Polizei von D.C. ausgegraben hatte. Sie war eine Insiderin aus dem Bilderbuch. So selbstbewußt und cool. Perfekt in ihrer Rolle.
    Nana war noch auf, als ich

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