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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Kinder mißhandelt worden waren, während ich mir seine absurden, grausigen Erlebnisse anhörte. Es war kläglich, wie ein Opfer über seine Opfer sprach.
    »Ich habe das Stadium des Nervenkitzels genau begriffen, Doktor. Mein Lieblingslied ist ›Sympathy for the Devil‹. Von den Rolling Stones. Ich habe immer versucht, ausreichende Vorsichtsmaßnahmen zu treffen – ohne den Bann zu brechen. Ich hatte mir Fluchtwege ausgedacht und Ersatzfluchtwege, für jede Gegend, in die ich kam. Dazu gehörte ein Abwassertunnel, der vom Rand des Gettos bis zum Capitol Hill führt. Ich hatte Kleidung zum Wechseln und eine Perücke im Tunnel. Ich hatte an alles gedacht. Ich wollte nicht gefaßt werden. Ich verließ mich auf mein Geschick. Ich glaubte an meine Allmacht.«
    »Glauben Sie immer noch an Ihre Allmacht?« Das war eine ernste Frage. Ich glaubte nicht, daß er mir die Wahrheit sagen würde, aber ich wollte trotzdem hören, was er zu sagen hatte.
    Er sagte: »Was damals passiert ist, war mein einziger Fehler. Ich ließ zu, daß meine Erfolge, der Beifall von Millionen Bewunderern mir zu Kopf stiegen. Der Beifall kann eine Droge sein. Katherine Rose leidet an derselben Krankheit, wissen Sie. Die meisten Filmleute, die Sportidole leiden auch daran. Millionen jubeln ihnen zu, verstehen Sie. Die erzählen diesen Leuten, daß sie etwas ›Besonderes‹ sind, wie ›toll‹. Und manche Stars vergessen ihre Grenzen, vergessen die harte Arbeit, die sie überhaupt erst nach oben gebracht hat. Ich habe das vergessen. Damals. Und genau deshalb bin ich gefaßt worden. Ich habe geglaubt, ich kann aus dem McDonald's entkommen! Wie ich immer entkommen war. Ich wollte mir nur ein paar Morde gönnen und dann verschwinden. Ich wollte eine ganze Palette von Schwerverbrechen. Ein bißchen Bundy, ein bißchen Geary, ein bißchen Manson, Whitmore, Gilmore.«
    »Kommen Sie sich jetzt allmächtig vor? Seit Sie älter und weiser sind?« fragte ich Soneji. Er war ironisch. Ich nahm an, ich könne es auch sein.
    »Niemand wird der Allmacht je näher kommen als ich. Ich bin eine Methode, die Allmacht zu verstehen, oder?«
    Er lächelte wieder das leere Killerlächeln. Ich hätte ihn am liebsten geschlagen. Gary Murphy war ein tragischer, fast sympathischer Mensch. Soneji war hassenswert, durch und durch böse. Das menschliche Ungeheuer, die Bestie Mensch.
    »Als Sie die Häuser der Goldbergs und Dunnes ausspioniert haben, waren Sie da auf der Höhe Ihrer Macht?« Warst du damals allmächtig, Scheißkerl?
    »Nein, nein, nein. Sie wissen doch, Doktor, da war ich schon schlampig geworden. Ich hatte zu viele Zeitungsberichte über meine ›perfekten‹ Morde in Condon Terrace gelesen. ›Keine Spuren, keine Anhaltspunkte, ein perfekter Killer!‹ Sogar ich >
    war beeindruckt.«
    »Was ist in Potomac schiefgegangen?« Ich glaubte, ich wisse die Antwort. Ich brauchte ihn zur Bestätigung.
    Er zuckte die Achseln. »Ich bin natürlich beschattet worden.«
    Da haben wir's, dachte ich. Der Beobachter.
    »Sie haben das damals nicht gewußt?« fragte ich Soneji.
    »Selbstverständlich nicht.« Er runzelte die Stirn über die Frage. »Ich habe es erst sehr viel später begriffen. Beim Prozeß hat es sich dann bestätigt.«
    »Wie kam das? Wie haben Sie herausgefunden, daß Sie beschattet worden waren?«
    Soneji schaute mir in die Augen. Er schien durch mich hindurchzustarren bis auf meinen Hinterkopf. Er hielt mich für ihm unterlegen. Ich war nur ein Gefäß für seinen Erguß. Aber er fand es interessanter, mit mir zu sprechen als mit den anderen. Ich wußte nicht, ob ich mich geehrt oder beschmutzt fühlen sollte. Außerdem war er neugierig zu wissen, was ich wußte oder nicht wußte.
    »Jetzt möchte ich erst mal was klarstellen«, sagte er. »Das ist wichtig für mich. Ich kann Ihnen Geheimnisse verraten. Jede Menge große und kleine Geheimnisse. Schmutzige Geheimnisse, gepfefferte Geheimnisse. Jetzt werde ich Ihnen ein Geheimnis verraten. Wissen Sie, warum?«
    »Elementar, mein lieber Gary«, sagte ich zu ihm. »Es ist die Hölle für Sie, in der Macht anderer zu sein. Sie müssen das Kommando haben.«
    »Sehr gut, Doktor Detective. Aber ich habe im Tauschhandel ein paar hübsche Sächelchen anzubieten. Verbrechen, die bis in die Zeit zurückreichen, als ich zwölf oder dreizehn war. Es gibt unaufgeklärte Schwerverbrechen, die bis in diese Zeit zurückreichen. Glauben Sie mir. Ich habe eine ganze Schatztruhe anzubieten.«
    »Ich verstehe«, sagte ich zu

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