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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Möbel waren dunkelblau, sehr nüchtern und streng. Das Zimmer erinnerte mich an das Cockpit eines ausländischen Autos. Gelbe Blöcke und Stifte lagen für uns bereit.
    Es war von Anfang an eindeutig Weithas' Auftritt. »Was wir von Anfang an bewirken möchten, Detective Cross, ist zweierlei.« Weithas sprach und verhielt sich wie ein sehr erfolgreicher, sehr abgebrühter Anwalt in Capitol Hill. Was er gewissermaßen auch war. Er trug ein leuchtendweißes Hemd mit einer Hermès-Krawatte. Er nahm die stahlgefaßte Lesebrille ab, als ich hereinkam. Er wirkte düster gelaunt.
    »Ich möchte Ihnen die Informationen zeigen, die wir über die Agenten Devine und Chakely haben. Im Austausch müssen wir Sie um Ihre volle Kooperation bei der Geheimhaltung der Angelegenheit bitten. Ich sage Ihnen jetzt … wir wissen schon eine Weile über die beiden Bescheid, Detective. Wir haben parallel zu Ihnen ermittelt.«
    »Meine Kooperation haben Sie«, sagte ich und versuchte, mir die Überraschung über seine Neuigkeiten nicht anmerken zu lassen. »Aber ich muß für meine Behörde ein Protokoll anfertigen.«
    »Ich habe darüber schon mit Ihrem Vorgesetzten gesprochen.« Weithas fegte die kleine Einzelheit beiseite. Er hatte mein Vertrauen schon gebrochen, erwartete aber von mir, daß ich seines hielt. »Sie sind uns bei der Ermittlung ein paarmal voraus gewesen. Dieses Mal sind wir Ihnen vielleicht ein bißchen voraus. Einen halben Schritt.«
    »Sie haben mehr Personal«, rief ich ihm ins Gedächtnis.
    An diesem Punkt übernahm Scorse Weithas' Part. Er hatte seine herablassende Art nicht abgelegt. »Wir haben zum Zeitpunkt der Entführung mit den Ermittlungen gegen die Agenten Devine und Chakely begonnen«, sagte er. »Sie waren eindeutig Verdächtige, obwohl wir das nicht besonders ernst genommen haben. Im Verlauf der Ermittlung wurde auf beide Männer starker Druck ausgeübt. Weil die Leute vom Secret Service direkt dem Finanzminister unterstehen, können Sie sich vorstellen, was die Agenten mitgemacht haben.«
    »Das meiste habe ich von Anfang an miterlebt«, rief ich beiden FBI-Männern ins Gedächtnis.
    Scorse nickte und fuhr dann fort.
    »Am vierten Januar hat Agent Charles Chakely sich vom Secret Service pensionieren lassen. Er erklärte, er habe schon lange vor der Entführung an diesen Entschluß gedacht. Er sagte, er könnte die Unterstellungen, den ganzen Medienrummel nicht verkraften. Seine Kündigung wurde sofort angenommen. Etwa zur selben Zeit entdeckten wir einen kleinen Irrtum in den Tagesberichten, die von den Agenten geführt wurden. Ein Datum war versehentlich falsch angegeben worden. Keine große Sache, abgesehen davon, daß wir damals alles in dem Fall überprüften.«
    »Schließlich haben wir neunhundert Agenten direkt oder indirekt auf den Fall angesetzt«, fügte der stellvertretende Direktor hinzu. Ich hatte noch keine Ahnung, worauf er hinauswollte.
    »Mit der Zeit wurden andere Ungereimtheiten in den Berichten der beiden Agenten entdeckt«, fuhr Scorse fort. »Unsere Sachverständigen schlossen daraus, die Berichte seien gefälscht worden, das heißt, umgeschrieben. Wir kamen zu der Überzeugung, das Weggelassene habe sich auf den Lehrer Gary Soneji bezogen.«
    »Sie hatten gesehen, wie er das Haus der Goldbergs in Potomac ausspionierte«, sagte ich. »Falls man Soneji glauben kann.«
    »Ich glaube, in diesem Punkt kann man ihm glauben. Was Sie sich vor kurzem bestätigen ließen, entspricht unseren Befunden. Wir glauben, daß die beiden Agenten Soneji beschatteten, während er Michael Goldberg und Maggie Rose Dunne beobachtete. Wir glauben, daß einer der Agenten Soneji gefolgt ist und das Versteck in Crisfield, Maryland, entdeckt hat.«
    »Haben Sie die beiden Agenten seitdem beschatten lassen?« fragte ich Gerry Scorse.
    Er nickte knapp, so effektiv wie eh und je. »Jedenfalls ein paar Monate lang. Wir haben außerdem gute Gründe für die Annahme, daß sie wußten, wir überwachen sie. Zwei Wochen nach Chakelys Pensionierung kündigte auch Devine beim Service. Er sagte, er und seine Familie könnten ebenfalls den Druck des Geschehenen nicht verkraften. Dabei hatte sich Devine von seiner Frau getrennt.«
    »Ich nehme an, Chakely und Devine haben nicht versucht, etwas von dem Geld auszugeben«, sagte ich.
    »Nicht daß wir wüßten. Wie gesagt, sie wußten, daß wir sie im Verdacht hatten. Die sind nicht blöd. Überhaupt nicht.«
    »Es hat sich zu einem ziemlich heiklen und komplizierten

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