Untitled
du wirklich bloß Scheiße im Hirn hast. Ich kann bloß hoffen, es ist nicht so.«
Robert Fishenauer holte tief Luft und stieg aus dem Auto. Er hatte sich schon zurechtgelegt, was er sagen würde, wenn man ihn hier überraschte. Er würde einfach sagen, Gary habe ihm erzählt, wo er Maggie Rose Dunne vergraben hatte. Aber Fishenauer habe gedacht, das sei bloß wirres Geschwätz.
Es habe ihm trotzdem keine Ruhe gelassen.
Jetzt sei er also an diesem gespenstischen Ort in Maryland und prüfe es nach. In Wahrheit kam er sich blöd vor. Er hatte außerdem ein schlechtes Gewissen, aber er mußte der Sache nachgehen. Mann, das mußte er. Das war seine ZehnMillionen-Dollar-Lotterie. Er hatte ein Los.
Vielleicht würde er gleich herausfinden, wo die kleine Maggie Rose Dunne begraben war. Gott im Himmel, das wollte er nicht hoffen. Vielleicht fand er ja den vergrabenen Schatz, den Gary ihm versprochen hatte.
Er und Gary hatten sich im Knast oft unterhalten, manchmal stundenlang. Gary sprach gern über seine Heldentaten. Über sein Baby , wie er das Kidnapping nannte. Sein »perfektes« Verbrechen.
Klar! So »perfekt«, daß er lebenslänglich im Hochsicherheitsgefängnis für geisteskranke Verbrecher einsaß.
Und hier war Robert Fishenauer, direkt vor der verschimmelten Tür zum Gruselhaus. Am Tatort.
Die Garagentür hatte einen übel verrosteten Riegel. Fishenauer zog ein Paar Wintergolfhandschuhe über – schwierig, die zu erklären, falls er hier beim Schnüffeln erwischt wurde. Er schob den Riegel auf. Er mußte kräftig an der Tür ziehen, damit sie im dichten Unkraut aufging.
Zeit für die Taschenlampe. Er nahm sie aus der Tasche und schaltete sie voll ein. Gary hatte gesagt, er finde das Geld auf der rechten Seite der Garage, genau gesagt, in der hinteren rechten Ecke.
In der Garage lagen kaputte alte Landmaschinen herum. Spinnweben blieben ihm am Gesicht und am Hals kleben, als er hineinging. Überall hing starker Verfallsgeruch.
In der Mitte der Garage blieb Fishenauer stehen und drehte sich um. Er schaute durch die offene Tür hinaus und horchte lange.
Irgendwo in der Ferne hörte er einen Jet. Sonst gab es kein Geräusch. Er hoffte zuversichtlich, außer ihm sei niemand da.
Wie lange konnte es sich das FBI leisten, eine verlassene >
Farm zu beobachten? Bestimmt nicht fast zwei Jahre nach dem Kidnapping!
Davon überzeugt, er sei allein, ging Fishenauer weiter. Hinten in der Garage machte er sich an die Arbeit.
Er zog eine massive alte Werkbank zurück – Gary hatte von der Werkbank gesprochen. Inzwischen hatte er gemerkt, daß Gary die Garage erstaunlich detailliert und genau beschrieben hatte. Gary hatte gesagt, wo jedes einzelne kaputte Maschinenteil lag. Er hatte Fishenauer jedes Holzbrett in der verrottenden Garagenwand genannt.
Fishenauer stieg auf die alte Werkbank und zog oben, wo die Wand ins Garagendach mündete, Holzbretter weg. Dort war ein Hohlraum. Genau wie Gary gesagt hatte.
Fishenauer leuchtete mit der Taschenlampe in das Loch in der Wand. Da war es, ein Teil des Lösegeldes, das Gary Soneji/Murphy angeblich gar nicht hatte. Er traute seinen Augen nicht. In der Garagenwand steckte ein Stapel Geld.
78. Kapitel
Um 3.16 Uhr am folgenden Morgen preßte Gary Soneji/ Murphy den Kopf gegen die kalten Metallstangen, die seine Zelle vom Gefängnisflur trennten. Er mußte eine weitere große Rolle spielen. Wahnsinn!
Er kotzte auf den gebohnerten Linoleumboden – genau wie er es geplant hatte. Ihm war in der Zelle furchtbar schlecht. Zwischen keuchenden Atemzügen rief er um Hilfe.
Beide Nachtwärter kamen angerannt. Seit Garys erstem Tag hier wurde er wegen Selbstmordgefahr beobachtet. Laurence Volpi und Phillip Halyard waren Dienstveteranen im Bundesgefängnis. Sie waren nicht erpicht auf Störungen im Zellentrakt, schon gar nicht nach Mitternacht.
»Was, zum Teufel, ist mit Ihnen los?« brüllte Volpi, als er sah, wie sich die grünbraune Lache auf dem Boden ausbreitete. »Was ist denn, Arschloch?«
»Ich glaube, ich bin vergiftet worden.« Soneji/Murphy keuchte und röchelte. Die Geräusche kamen tief aus der Brust. »Jemand hat mich vergiftet. Ich bin vergiftet worden! Ich glaube, ich sterbe. Großer Gott, ich sterbe!«
»Die beste Nachricht, die ich seit langem gehört hab«, sagte Halyard zu seinem Partner und grinste. »Wenn ich bloß daraufgekommen wäre, den Scheißkerl zu vergiften.«
Volpi nahm das Funksprechgerät heraus und rief den Nachtaufseher an. Die
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