Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
Vom Netzwerk:
D.C.
    »Laßt mich in Ruhe«, murmelte ich in die eisigen Jalousien. »Haut ab.«
    Sampson ging auf die Hintertür zu unserer Küche zu. Auf der Uhr neben dem Bett war es zwanzig vor fünf. Zeit, zur Arbeit zu gehen.
     
    Kurz vor fünf an jenem Morgen hielten Sampson und ich vor einem baufälligen Vorkriegshaus aus braunem Backstein, eine Kreuzung westlich von der M Street. Wir hatten beschlossen, uns Sonejis Wohnung selbst anzuschauen. Die einzige Methode, so was richtig zu erledigen, besteht darin, es selbst zu machen.
    »Alle Lichter sind an. Sieht aus, als ob da jemand wohnt«, sagte Sampson, als wir ausstiegen. »Und wer könnte das sein?«
    »Dreimal darfst du raten. Das erste und zweite Mal zählen nicht«, murmelte ich. Ich litt unter frühmorgendlicher Übelkeit. Ein Besuch in der Höhle des Ungeheuers war keine Hilfe dagegen.
    »Das FBI. Vielleicht ist Efrem Zimbalist junior dort oben«, riet Sampson. »Vielleicht drehen sie Wahre Geschichten aus den Akten des FBI .«
    »Schauen wir mal nach.«
    Wir betraten das Gebäude und stiegen die schmale Wendeltreppe hinauf. Im ersten Stock zogen sich gelbe Tatortbänder im Zickzack über den Boden vor Sonejis Wohnung. Es sah nicht nach einem Ort aus, an dem ein »Mr. Chips« wohnte. Eher nach der Wohnung eines Richard Ramirez oder des Killers vom Green River.
    Die verkratzte Holztür war offen. Drin sah ich zwei Spurensicherer vom FBI bei der Arbeit. Ein hiesiger Diskjockey, Schmalzheini genannt, kreischte aus einem Radio auf dem Boden.
    »Hey, Pete, wie geht's denn so?« rief ich hinein. Ich kannte einen der Spurensicherer, Pete Schweitzer. Beim Klang meiner Stimme schaute er auf.
    »Sieh mal an, wer da ist. Willkommen im inneren Heiligtum.«
    »Wir sind hergekommen, um euch zu stören. Wollen mal sehen, wie man das macht«, sagte Sampson. Wir hatten beide schon mit Pete Schweitzer zusammengearbeitet, mochten ihn und vertrauten ihm soweit, wie das bei FBI-Leuten irgend möglich ist.
    »Kommt rein und macht es euch in der Casa Soneji gemütlich. Das ist mein Kollege beim Fliegenschißfinden und Eintüten: Todd Toohey. Todd hört sich morgens gern den Schmalzheini an. Noch zwei Leichenfledderer wie wir, Todd.«
    »Die besten«, sagte ich zu Todd Toohey. Ich hatte schon angefangen, in der Wohnung herumzuschnüffeln. Alles fühlte sich wieder unwirklich an. In meinem Kopf spürte ich den kalten, feuchten Fleck. Geisterstunde.
    Die kleine Einzimmerwohnung war ein Chaos. Nicht viel Möbel – eine nackte Matratze auf dem Boden, ein Tisch mit Lampe, ein Sofa, das aussah, als wäre es von der Straße aufgelesen worden – aber der Boden war mit Dingen übersät.
    Einen großen Teil des allgemeinen Durcheinanders bildeten zusammengeknüllte Laken, Handtücher und Unterwäsche. Drei Waschmaschinenladungen lagen auf dem Boden herum. Am meisten zu dem Gerümpel trugen jedoch Bücher und Zeitschriften bei. Mehrere hundert Bücher und mindestens so viele Zeitschriften stapelten sich in dem kleinen Zimmer.
    »Bis jetzt was Interessantes?« fragte ich Schweitzer. »Habt ihr diese Bibliothek durchgesehen?«
    Schweitzer sprach mit mir, ohne von einem Bücherstapel aufzusehen, den er mit Fingerabdruckpulver bestäubte. »Alles ist interessant. Schau dir mal die Bücher an der Wand an. Und nimm die Tatsache zur Kenntnis, daß unser Vögelchen alles in dieser Scheißwohnung abgewischt hat, ehe es ausgeflogen ist.«
    »Er hat gute Arbeit geleistet? Nach deinen Maßstäben?«
    »Ausgezeichnete Arbeit. Ich hätte es nicht viel besser machen können. Nicht mal bei diesen gottverdammten Büchern.«
    »Vielleicht liest er mit Gummihandschuhen«, meinte ich.
    »Könnte schon sein. Ich verscheißere dich nicht. Diese Bude hat ein Profi abgestaubt, Alex.«
    Ich hockte jetzt neben mehreren Bücherstapeln. Ich las die Titel auf etlichen Rücken. Die meisten waren Sachbücher aus den letzten fünf Jahren.
    »Ein Fan von Sachbüchern über Verbrechen«, sagte ich.
    »Jede Menge Entführungsgeschichten«, sagte Schweitzer. Er schaute auf und zeigte mit dem Finger. »Rechts neben dem Bett, bei der Leselampe. Das ist die Kidnapping-Abteilung.«
    Ich ging hinüber und schaute mir die Bände an. Die meisten Bücher waren aus einer Bibliothek in Georgetown gestohlen. Ich nahm an, er müsse einen Ausweis gehabt haben, um an die dortigen Regale heranzukommen. Hatte er mal studiert? War er Professor?
    Mehrere Computerausdrucke klebten an der nackten Wand über seiner Privatbibliothek »Kidnapping«. Ich

Weitere Kostenlose Bücher