Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
Vom Netzwerk:
Schlüsselwörter vor: organisiert, sadistisch, methodisch, herrschsüchtig, vielleicht hypomanisch.
    Beobachtete er uns jetzt, wie wir durch Miami rasten? Das war durchaus möglich. Vielleicht in einer anderen Verkleidung. Bereute er den Tod von Michael Goldberg? Oder überkam ihn ein Schub von Wut?
    In der FBI-Dienststelle waren schon Notleitungen geschaltet worden. Wir wußten nicht, wie Soneji von nun an Kontakt aufnehmen würde. Mehrere Polizisten aus Miami stießen jetzt zum Team. Außerdem weitere zweihundert Agenten aus der starken FBI-Truppe in Südflorida. Plötzlich war Eile das Gebot der Stunde. Eile und Warten.
    Ich fragte mich, ob Gary Soneji wußte, was für ein Chaos er anrichtete, während sein Ultimatum näherrückte. Gehörte auch das zu seinem Plan? Ging es Maggie Rose Dunne tatsächlich gut? Lebte sie noch?
    Wir brauchten einen Beweis dafür, ehe der Austausch genehmigt wurde. Wenigstens würden wir von Soneji einen Beweis verlangen. M. R. bis jetzt wohlbehalten. Vertrauen Sie mir, hatte er geschrieben. Aber klar doch, Gary.
    Schlechte Nachrichten folgten uns nach Miami Beach.
    Der vorläufige Autopsiebericht über Michael Goldberg war an die Dienststelle in Miami gefaxt worden. Unmittelbar nach unserer Ankunft wurde im Krisenraum des FBI eine Einsatzbesprechung angesetzt. Wir saßen an im Halbkreis angeordneten Schreibtischen mit einem Videomonitor und einem Wortprozessor auf jedem Tisch. Im Zimmer war es ungewöhnlich still. Keiner von uns wollte Einzelheiten über den Tod des kleinen Jungen hören.
    Ein FBI-Agent namens Harold Friedman hatte den Auftrag, der Gruppe den medizinischen Befund vorzutragen. Friedman war milde gesagt untypisch für das FBI. Er war ein orthodoxer Jude, aber mit dem Körperbau und dem Aussehen eines Strandjungen von Miami. Er trug bei der Besprechung über die Autopsie eine bunte Jarmulke.
    »Wir sind uns einigermaßen sicher, daß der Tod des kleinen Goldberg ein Unfall war«, fing er mit einer tiefen, klaren Stimme an. »Offenbar wurde er zunächst mit einem Chloroformspray bewußtlos gemacht. In der Nase und in der Kehle sind Chloroformspuren gefunden worden. Dann wurde ihm Secobarbitalnatrium gespritzt, vermutlich etwa zwei Stunden später. Secobarbital ist ein starkes Anästhetikum. Es hat außerdem Eigenschaften, die atmungshemmend wirken.
    In diesem Fall scheint das eingetreten zu sein. Vermutlich wurde die Atmung des Jungen unregelmäßig, dann setzten Herz und Atmung völlig aus. Falls er noch schlief, war das nicht schmerzhaft. Ich vermute, so war es – er ist im Schlaf gestorben.
    Außerdem waren mehrere Knochen gebrochen«, fuhr Harold Friedman fort. Trotz der Strandjungenerscheinung war er düster und wirkte bei seiner Berichterstattung intelligent. »Wir glauben, daß der kleine Junge getreten und geschlagen wurde, vermutlich dutzendmal. Das hatte jedoch nichts mit seinem Tod zu tun. Die Knochenbrüche und Hautabschürfungen wurden ihm zugefügt, als er schon tot war. Sie sollten wissen, daß er außerdem nach seinem Tod sexuell mißbraucht wurde. Er wurde anal mißbraucht und dabei schwer verletzt. Dieser Soneji ist ein krankhafter Typ.« Das war Friedmans erster Kommentar.
    Es war außerdem einer der ersten echten Hinweise auf Gary Sonejis pathologische Verfassung. Offenbar hatte er einen Wutanfall bekommen, als er Michael Goldbergs Tod feststellte. Oder als er merkte, daß sein perfekter Plan am Ende doch nicht ganz perfekt war.
    Agenten und Polizisten rutschten auf den Stühlen herum. Ich fragte mich, ob die Wut auf Michael Goldberg auf Soneji beruhigend oder anstachelnd gewirkt hatte. Mehr denn je machte ich mir Sorgen um Maggie Roses Überlebenschancen.
     
    Das Hotel, in dem wir wohnten, lag der FBI-Dienststelle direkt gegenüber. Nach den Maßstäben der Goldküste war es nichts Besonderes, aber es verfügte auf der Meerseite über einen großen Pool und Terrasse.
    Gegen elf hatten sich die meisten von uns zum Schlafen zurückgezogen. Der Himmel war voller heller Sterne, und gelegentlich tauchte ein von Norden kommender Jet auf.
    Sampson und ich schlenderten die Collins Avenue entlang. Die Leute dachten bestimmt, die Lakers seien in der Stadt, um >
    am Turnier von Miami teilzunehmen.
    »Willst du erst was essen? Oder sollen wir uns gleich die Hucke vollsaufen?« fragte er mich auf halber Höhe der Avenue.
    »Ich bin so schon ziemlich kaputt«, sagte ich zu Sampson. »Ich habe gedacht, ich geh' schwimmen. Wenn wir schon mal in Miami Beach

Weitere Kostenlose Bücher