Untitled
blondes Haar. Maggie ist einsdreißig groß und wiegt zweiunddreißig Kilo. Für jeden sachdienlichen Hinweis, der zu Maggies sicherer Rückkehr führt, ist eine stattliche Belohnung ausgesetzt.«
Im Haus arbeitete ein halbes Dutzend FBI-Agenten enger denn je mit den Dunnes zusammen. Katherine Rose und Tom Dunnes waren beide tief erschüttert über Michaels Tod. Katherine sah plötzlich zehn Jahre älter aus. Wir alle warteten auf einen Anruf von Soneji.
Mir war durch den Kopf gegangen, daß Gary Soneji die Dunnes am Weihnachtstag anrufen würde. Ich hatte inzwischen das Gefühl, ihn etwas zu kennen. Ich wollte, daß er anrief, wollte, daß er etwas unternahm, den ersten Fehler machte. Ich wollte ihn schnappen.
Gegen elf am Weihnachtsmorgen wurde das Geiselrettungsteam in aller Eile im Salon der Dunnes versammelt. Inzwischen waren wir fast zwanzig, allesamt für lebenswichtige Informationen auf das FBI angewiesen. Im Haus herrschte Hochbetrieb. Was hatte Lindberghs Sohn getan?
Wir hatten noch nicht viele Informationen bekommen. Wir wußten, im Haus der Dunnes war ein Telegramm abgegeben worden. Es wurde nicht so behandelt wie die früheren Spinneranrufe. Es mußte von Soneji sein.
Seit einer Viertelstunde hatten die FBI-Agenten alle Telefone im Haus mit Beschlag belegt. Sonderagent Scorse kam kurz vor halb zwölf ins Haus zurück, vermutlich von der Bescherung bei ihm zu Hause. Chief Pittman marschierte fünf Minuten später herein. Der Polizeipräsident war unterrichtet worden.
»Das entwickelt sich zu einer ganz üblen Geschichte. Dauernd tappen wir im dunkeln.« Sampson lehnte am Kaminsims. Wenn Sampson sich anlehnt, mißt er nur noch zwei Meter.
»Die FBI-Typen trauen uns nicht. Wir trauen ihnen noch weniger als bei dem Leichenfund.«
»Wir haben dem FBI von Anfang an nicht getraut«, rief ich ihm ins Gedächtnis.
»Da hast du recht.« Sampson grinste. Ich sah mein Spiegelbild in seiner Sonnenbrille. Ich sah klein aus. Ich fragte mich, ob von Sampsons Beobachtungsposten aus die ganze Welt winzig aussah. »Hat unser Typ das Telegramm geschickt?« frage er mich.
»Das FBI glaubt es. Vermutlich ist das einfach seine Methode, fröhliche Weihnachten zu wünschen. Vielleicht würde er gern zur Familie gehören.«
Sampson schaute mich über den Rand der Sonnenbrille an. »Danke, Doktor Freud.«
Agent Scorse drängte sich durch die Menge nach vorn. Auf dem Weg begegnete er Chief Pittman. Sie gaben sich die Hand. Gute Beziehungen innerhalb der Gemeinde.
»Wir haben eine weitere Nachricht erhalten, die von Gary Soneji zu stammen scheint«, erklärte Scorse, als er vor uns stand. Er hatte eine seltsame Art, den Hals zu recken und den Kopf hin und her zu wiegen, wenn er nervös war. Er machte das mehrmals, als er zu sprechen anfing.
»Ich lese es Ihnen vor. Es ist an die Dunnes adressiert … ›Liebe Katherine, lieber Tom … Wie wär's mit zehn Millionen Dollar? Zwei bar. Den Rest in verkäuflichen Wertpapieren und Diamanten. IN MIAMI BEACHI, M. R. bis jetzt wohlbehalten. Vertrauen Sie mir. MORGEN ist der große Tag! Fröhliche Weihnachten … Lindberghs Sohn.‹«
Innerhalb einer Viertelstunde nach der Ankunft war das Telegramm zu einer Annahmestelle der Western Union in der Collins Avenue in Miami Beach zurückverfolgt worden. FBIAgenten schwärmten sofort zur Annahmestelle aus und sprachen mit dem Geschäftsführer und den Angestellten. Sie erfuhren überhaupt nichts – genau wie es bis jetzt bei der ganzen Ermittlung gewesen war.
Wir hatten keine andere Wahl – wir mußten sofort nach Miami fliegen.
20. Kapitel
Das Geiselrettungsteam kam am Weihnachtsnachmittag um halb fünf auf dem Flughafen Tamiami in Florida an. Minister Jerrold Goldberg hatte dafür gesorgt, daß wir einen Sonderjet der Air Force bekamen.
Eine Eskorte der Polizei von Miami brachte uns eilig zur FBI-Dienststelle in der Collins Avenue, in der Nähe des Fountainebleau und anderer Goldküstenhotels. Die Dienststelle war nur sechs Kreuzungen entfernt von der Annahmestelle der Western Union, in der Soneji das Telegramm aufgegeben hatte.
Hatte er das gewußt? Vermutlich. So schien sein Kopf zu arbeiten. Soneji war versessen darauf, alles zu überwachen. Ich schrieb ständig Bemerkungen über ihn auf. Zwanzig Seiten auf dem Notizblock in meiner Jackentasche waren schon voll. Ich konnte noch kein Charakterbild verfassen, weil ich noch nichts über Sonejis Vergangenheit wußte. In meinen Notizen kamen jedoch die ganzen
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