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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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sind.«
    »Heute nacht holst du dir keine Miami-Bräune mehr.« Er drehte eine nichtangezündete Zigarette zwischen den Lippen.
    »Noch ein Grund, nachts schwimmen zu gehen.«
    »Ich operiere in der Bar«, sagte Sampson, als wir uns in der Hotelhalle trennten. »Ich bin der, der die hübschen Frauen anlockt.«
    »Viel Glück«, rief ich ihm zu. »Es ist Weihnachten. Ich hoffe, du bekommst ein Geschenk.«
    Ich zog eine Badehose an und ging zum Hotelpool hinaus. Ich bin zu der Überzeugung gekommen, der Schlüssel zur Gesundheit ist Sport, deshalb treibe ich jeden Tag Sport, ganz gleich, wo ich bin. Ich mache außerdem jede Menge Streckübungen, was man jederzeit machen kann, überall.
    Der große Swimmingpool war geschlossen, aber das störte mich nicht. Polizisten sind dafür berüchtigt, bei Rot über den Zebrastreifen zu gehen, in der zweiten Reihe zu parken und in jeder Hinsicht gegen die Vorschriften zu verstoßen. Das ist unser einziger Bonus.
    Jemand hatte dieselbe Idee gehabt. Jemand schwamm so glatt und ruhig Bahnen, daß ich nichts merkte, bis ich zwischen den Liegestühlen war und die kühle Nässe unter den Füßen spürte.
    Es war eine Frau in einem schwarzen oder dunkelblauen Badeanzug. Sie war schlank und athletisch, mit langen Armen und noch längeren Beinen. An einem weniger hübschen Tag war sie ein hübscher Anblick. Ihr Schlag wirkte mühelos und war kräftig und rhythmisch. Der Ort schien ihr zu gehören, und ich wollte kein Eindringling sein.
    Als sie wendete, sah ich Jezzie Flanagan. Das überraschte mich. Es wirkte gar nicht typisch für die Einsatzleiterin vom Secret Service.
    Schließlich stieg ich ganz leise in das entgegengesetzte Ende des Pools und schwamm meine Bahnen. Sie waren weder schön noch rhythmisch, aber meine Schläge bringen mich über die Runden, und meistens kann ich lange schwimmen.
    Ich schaffte mühelos fünfunddreißig Bahnen. Ich hatte das Gefühl, zum ersten Mal seit mehreren Tagen locker zu werden. Die Spinnweben lösten sich auf. Vielleicht sollte ich noch mal zwanzig Bahnen schwimmen und dann für heute Schluß machen. Oder vielleicht mit Sampson ein Weihnachtsbier trinken.
    Als ich innehielt, um zu einem schnellen Schlag auszuholen, saß Jezzie Flanagan direkt vor mir auf dem Rand eines Liegestuhls.
    Ein flauschiges weißes Hotelhandtuch hing lässig um ihre nackten Schultern. Sie war hübsch im Mondschein über Miami. Gertenschlank, blond, mit hellblauen Augen, die mich anschauten.
    »Fünfzig Bahnen, Detective Cross?«
    Sie lächelte, auf eine Weise, die eine andere Frau zeigte als die, die ich in den letzten Tagen bei der Arbeit gesehen hatte. Sie wirkte viel entspannter.
    »Fünfunddreißig. Ich bin nicht in Ihrer Klasse«, sagte ich zu ihr. »Nicht mal annähernd. Ich habe meinen Schwimmstil in der Grundschule gelernt.«
    »Sie haben Ausdauer.« Sie behielt das nette Lächeln bei.
    »Sie sind gut in Form.«
    »Wie man meinen Schwimmstil auch nennen mag, heute nacht ist es jedenfalls ein gutes Gefühl. Nach vielen Stunden, in denen wir in diesen Raum gepfercht waren. Mit den winzigen Fenstern, die nicht aufgehen.«
    »Wenn sie große Fenster hätten, würden alle bloß daran denken, so schnell wie möglich zum Strand zu kommen. Im ganzen Staat Florida würden sie mit der Arbeit nie weiterkommen.«
    »Kommen wir denn mit der Arbeit weiter?« fragte ich Jezzie.
    Sie lachte. »Ich hatte einen Freund, der an die Theorie glaubte, bei der Polizeiarbeit müsse man einfach sein Bestes tun. Ich tue mein Bestes. Unter unmöglichen Umständen. Und Sie?«
    »Ich tue auch mein Bestes«, sagte ich.
    »Gepriesen sei der Herr.« Jezzie Flanagan hob fröhlich beide Arme. Ihr Überschwang überraschte mich. Es war komisch, und es war ein gutes Gefühl, zur Abwechslung mal zu lachen. Richtig gut. Ich hatte es nötig.
    »Mein Bestes unter den gegebenen Umständen«, fügte ich hinzu.
    »Unter den gegebenen Umständen, gepriesen sei der Herr!« Jezzie hob wieder die Stimme. Sie war fröhlich, oder es lag an der späten Stunde, vielleicht an beidem.
    »Wollen Sie einen Happen essen?« fragte ich. Ich wollte hören, was sie über den Fall dachte. Ich hatte bis jetzt noch nicht richtig mit ihr gesprochen.
    »Ich möchte gern was essen«, antwortete sie. »Ich habe heute schon zwei Mahlzeiten ausgelassen.«
    Wir verabredeten uns im Hotelrestaurant, einem dieser langsam rotierenden Dinger im obersten Stock.
    Sie zog sich in etwa fünf Minuten um, was Eindruck auf mich machte. Weite

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