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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Dupont ein Mausoleum. Draußen auf der Hauptstraße durch Wilmington war keinerlei Verkehr.
    Klepners Zimmer war im ersten Stock. »Ich schau mir jetzt noch einen Softporno an«, sagte er, als er sich von uns trennte. »Das hilft mir normalerweise dabei, sofort einzuschlafen.«
    »Träumen Sie schön«, sagte Jezzie. »Um sieben in der Halle.«
    Klepner ächzte, als er den Flur zu seinem Zimmer entlang trottete. Jezzie und ich stiegen die Wendeltreppe zum nächsten Stockwerk hinauf. Es war so still, daß man die Ampel draußen hören konnte, während sie klickend von Rot auf Gelb und Grün schaltete.
    »Ich bin immer noch aufgedreht«, sagte ich zu Jezzie. »Ich sehe Soneji/Murphy vor mir. Zwei Gesichter. Beide sind ganz deutlich in meinem Kopf.«
    »Ich bin auch unter Strom. Das liegt in meinem Wesen. Was würden Sie jetzt tun, wenn Sie zu Hause wären?« fragte Jezzie.
    »Vermutlich würde ich auf unserer Veranda Klavier spielen. Die Nachbarn mit etwas Blues aufwecken.«
    Jezzie lachte laut auf. »Wir könnten in die Bar zurückgehen. Da stand ein altes Klavier. Hat vermutlich einem der Duponts gehört. Sie spielen, ich genehmige mir noch einen Drink.«
    »Der Barkeeper ist zehn Sekunden nach uns gegangen. Der liegt schon zu Hause im Bett.«
    Wir hatten den zweiten Stock im Dupont erreicht. Der Flur beschrieb eine sanfte Kurve. Aufwendige Schilder an der Wand listeten die Zimmernummern auf und wiesen die Richtung. Ein paar Gäste hatten die Schuhe zum Putzen herausgestellt.
    »Ich habe zweihundertelf.« Jezzie zog eine weiße Schlüsselkarte aus der Jackentasche.
    »Ich bin in Zimmer zweivierunddreißig. Zeit zum Gutenachtsagen. Fangen wir morgen mit einem frischen Kopf wieder an.«
    Jezzie lächelte und schaute mir in die Augen. Zum ersten Mal hatten wir uns nichts zu sagen.
    Ich nahm sie in die Arme und hielt sie ganz sanft fest. Wir küßten uns auf dem Flur. So hatte ich lange niemanden mehr geküßt. Ich war mir nicht sicher, wer mit dem Küssen angefangen hatte.
    »Du bist wunderschön«, flüsterte ich, als unsere Lippen sich trennten. Die Worte kamen einfach heraus. Nicht meine beste Leistung, aber die Wahrheit.
    Jezzie lächelte und schüttelte den Kopf. »Meine Lippen sind zu geschwollen und zu groß. Ich sehe aus, als hätte man mich als Kind mit dem Gesicht nach unten fallenlassen. Du siehst gut aus. Genau wie Muhammad Ali.«
    »Aber klar doch. Nachdem er zu viele Schläge eingesteckt hatte.«
    »Vielleicht ein paar Schläge. Um die Persönlichkeit zu formen. Genau die richtige Anzahl von Boxhieben. Und du hast auch ein nettes Lächeln. Lächle für mich, Alex.«
    Ich küßte wieder die geschwollenen Lippen. Soweit ich beurteilen konnte, waren sie vollkommen.
    Es gibt eine Menge Märchen über schwarze Männer, die weiße Frauen begehren, über manche weiße Frauen, die schwarze Männer ausprobieren wollen. Jezzie Flanagan war eine intelligente, äußerst begehrenswerte Frau. Sie war jemand, mit dem ich sprechen konnte, jemand, in dessen Nähe ich sein wollte.
    Und da waren wir, hielten uns um drei Uhr morgens in den Armen. Wir hatten beide etwas zuviel getrunken, aber nicht übertrieben viel. Keine Märchen im Spiel. Nur zwei einsame Menschen in einer fremden Stadt in einer sonderbaren Nacht im Leben beider.
    Ich wollte in diesem Augenblick von jemandem in den Armen gehalten werden. Ich glaube, Jezzie ging es genauso. Der Blick ihrer Augen war lieb und tröstlich. Aber auch eine gewisse Verletzlichkeit lag darin. In ihren Augenwinkeln hatte sich ein Netz aus winzigen roten Äderchen gebildet. Vielleicht konnte auch sie Soneji/Murphy förmlich vor sich sehen. Wir waren so nahe daran gewesen, ihn zu fassen. Dieses Mal hatten wir ihn nur ganz knapp verfehlt.
    Ich musterte Jezzies Gesicht auf eine Weise, wie ich es nie zuvor gekonnt hatte und nie für möglich gehalten hätte. Ich fuhr ihr leicht mit dem Finger über die Wangen. Ihre Haut war weich und glatt. Ihr blondes Haar war wie Seide zwischen meinen Fingern. Ihr Parfum war dezent, wie Wildblumen.
    Ein Satz ging mir durch den Kopf. Fang nichts an, was du nicht zu Ende bringen kannst.
    »Na, Alex?« sagte Jezzie und hob eine Augenbraue. »Ein kniffliges Problem, nicht wahr?«
    »Nicht für zwei schlaue Cops wie wir«, sagte ich.
    Wir bogen um die sanfte Flurbiegung – und gingen auf Zimmer 211 zu.
    »Vielleicht sollten wir noch einmal darüber nachdenken«, sagte ich im Gehen.
    »Vielleicht habe ich das schon getan«, flüsterte Jezzie zurück.

    41.

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