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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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dummen Gänse mit ihrer blöden Brut.
    Auch Ronald McDonald war da, in Form eines einsachtzig großen Pappkameraden, der den Kindern altbackene Cookies verkaufte. Was für ein Tag! Ronald McDonald trifft Mr. Chips.
    Gary bezahlte zwei Becher schwarzen Kaffee und wandte sich wieder der Menge zu. Er glaubte, ihm werde die Schädeldecke wegfliegen. Sein Gesicht und sein Hals waren rot angelaufen. Er atmete stoßweise. Seine Kehle war trocken, und er schwitzte stark.
    »Fehlt Ihnen was, Sir?« fragte die junge Frau hinter der Kasse.
    Er dachte nicht daran, ihr zu antworten. Quatschen Sie mich nicht an. Robert De Niro, nicht wahr? Er war ein zweiter De Niro – daran gab es keinen Zweifel –, aber er war ein besserer Schauspieler. Mehr Wandlungsfähigkeit. De Niro ging nie ein Risiko ein. De Niro, Hoffman, Pacino – keiner von ihnen ging je ein Risiko ein und wuchs über sich hinaus. Seiner Meinung nach.
    So viele Gedanken und Wahrnehmungen schlugen auf ihn ein, blitzten aus seinem Gehirn. Er hatte das Gefühl, in einem Meer aus leichten Partikeln, Photonen und Neutronen zu treiben. Wenn diese Leute auch nur zehn Sekunden in seinem Gehirn hätten verbringen können, wäre es für sie unfaßbar gewesen.
    Er stieß mit Absicht Leute an, als er vom Tresen des McDonald's wegging.
    »'tschuldigung«, sagte er nach einem heftigen Hüftstoß.
    »Hey! Passen Sie doch auf! Lassen Sie das, Mister«, sagte jemand zu ihm.
    »Paß doch selber auf, du Wichser.« Soneji/Murphy blieb stehen und redete mit dem kahlwerdenden Landarbeiter, den er angerempelt hatte. »Was muß ich tun, um mir ein bißchen Respekt zu verschaffen? Dir das rechte Auge wegpusten?«
    Er trank beide Kaffeebecher auf dem Weg durch das Restaurant leer. Durch das Restaurant. Durch alle Leute in seinem Weg. Durch die schäbigen Resopaltische. Wenn er es gewollt hätte, auch durch die Wände.
    Gary Soneji/Murphy zog einen Revolver mit kurzem Lauf unter dem Anorak hervor. Das war es: der Anfang des Weckrufs für Amerika. Eine Sondervorstellung für die Kinderlein und Mammis.
    Alle schauten ihn jetzt an. Die Sprache der Waffe verstanden sie.
    »Wacht auf, ihr Scheißer!« brüllte er im Restaurant. » Heißer Kaffee! Kommt zu euch, alle miteinander! Wacht auf und riecht ihn!«
    »Der Mann hat eine Waffe!« sagte ein Raketenwissenschaftler, der einen tropfenden Big Mac aß. Erstaunlich, daß er durch den schmierigen Nebel, der von seinem Essen aufstieg, überhaupt etwas sehen konnte.
    Gary hob den Revolver. »Niemand verläßt den Raum!« blaffte er.
    »Seid ihr jetzt wach? Seid ihr Leute jetzt wach ?« rief Gary Soneji/Murphy. »Ich glaub' schon. Ich glaube, ihr könnt jetzt alle dem Programm folgen.
    Ich habe das Kommando! Keiner rührt sich. Schaut her. Und hört zu.«
    Gary schoß einem burgermampfenden Gast ins Gesicht. Der Mann griff sich an die Stirn und sackte schwer vom Stuhl auf den Boden. Das sorgte für die Aufmerksamkeit aller. Echte Waffe, echte Kugeln, alles lebensecht.
    Eine Schwarze schrie und wollte an Soneji vorbeilaufen. Er legte sie mit einem Kolbenschlag auf den Kopf flach. Ein tolles Detail, dachte er. Hätte Steven Seagal nicht besser machen können.
    »Ich bin Gary Soneji! Persönlich! Ist das nicht irre? Ihr seid in der Gesellschaft eines weltberühmten Kidnappers. Das ist wie eine kostenlose Vorstellung. Schaut also genau zu. Vielleicht könnt ihr was lernen. Gary Soneji war an Orten, hat Dinge erlebt, die ihr euer Leben lang nicht zu sehen bekommt. Darauf könnt ihr euch verlassen.«
    Er trank den letzten Schluck Kaffee und sah über den Becherrand die Fast-Food-Liebhaber zittern.
    »Das hier«, sagte er schließlich nachdenklich, »ist das, was man eine gefährliche Geiselsituation nennt. Ronald McDonald ist gekidnappt worden. Ihr seid jetzt in die Geschichte eingegangen.«

    42. Kapitel
     
    Die State Troopers Mick Fescoe und Bobby Hatfield wollten eben in das McDonald's gehen, als sie aus dem Restaurant Schüsse hörten. Schüsse? Um die Mittagszeit im McDonald's? Was zum Teufel war hier los?
    Fescoe war groß, ein Klotz von einem Mann, vierundvierzig Jahre alt. Hatfield war fast zwanzig Jahre jünger. Er war erst seit einem Jahr State Trooper. Die beiden Troopers hatten trotz des Altersunterschieds denselben Sinn für schwarzen Humor. Sie waren schon enge Freunde geworden.
    »Heiliger Strohsack«, flüsterte Hatfield, als die Schießerei im McDonald's anfing. Er ging zum Schießen in die Hocke, eine Stellung, die er erst vor kurzem

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