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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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riesigen schwarzen Kaffer Cross und Sampson. Die ungeheuer überschätzte Menschenjagd. Das FBI in seiner ganzen Herrlichkeit.
    Er sprintete jetzt, im vollen Lauf unterwegs zum Bahnhof, der vier Kreuzungen von seinem Haus entfernt war. Das war seine Verbindung zu Philadelphia, Washington, New York, zur Außenwelt.
    Er mußte es in knapp zehn Minuten geschafft haben – so um den Dreh! Er hielt sich gut in Form. Kräftige Arme und Beine, ein waschbrettflacher Bauch.
    Am Bahnhof parkte ein alter VW. Er parkte immer dort – der zuverlässige Käfer aus seiner unheiligen Jugend. Der Tatort früherer Verbrechen, milde ausgedrückt. Von Zeit zu Zeit gefahren, damit die Batterie nicht leer wurde. Es war an der Zeit für neuen Spaß, neue Spielchen. Lindberghs Sohn war wieder unterwegs.

    39. Kapitel
     
    Sampson und ich waren bis weit nach elf Uhr im Haus der Murphys. Hinter knallgelben Seilen draußen hatte sich die Presse versammelt. Außerdem an die zweihundert Freunde und Nachbarn aus der Gemeinde Wilmington. Die Stadt hatte noch nie einen so aufregenden Abend erlebt.
    An der Ostküste entlang war bereits eine weitere umfassende Fahndung ausgelöst worden, außerdem Richtung Westen in Pennsylvania und Ohio. Es schien ausgeschlossen zu sein, daß Gary Soneji/Murphy ein zweites Mal entkam. Wir glaubten nicht, er könne diese Flucht so geplant haben wie die aus Washington.
    Einem der Kinder auf der Party war kurz, bevor wir in der Gegend ankamen, ein vorbeifahrender städtischer Streifenwagen aufgefallen. Der Junge hatte das Polizeiauto nichtsahnend gegenüber Mr. Murphy erwähnt. Er war durch reines Glück entkommen! Wir hatten ihn höchstens um ein paar Minuten verpaßt.
    Sampson und ich befragten Missy Murphy über eine Stunde. Endlich würden wir etwas über den wahren Soneji/ Murphy erfahren.
    Missy Murphy hätte zu den Müttern der Kinder in der Georgetown-Tagesschule gepaßt. Sie trug das blonde Haar in einem glatten Pagenschnitt. Sie hatte einen marineblauen Rock, eine weiße Bluse und Stiefeletten an. Sie hatte ein paar Pfund Übergewicht, war aber hübsch.
    »Sie scheinen mir das beide nicht zu glauben, aber ich kenne Gary. Ich weiß, wer er ist«, sagte sie zu uns. »Er ist kein Kidnapper.«
    Sie rauchte eine Marlboro nach der anderen, während sie sprach. Das war der einzige Zug, der Angst und Schmerz verriet. Wir sprachen in der Küche mit Mrs. Murphy. Der Raum war ordentlich und sauber, sogar an einem Partytag. Mir fielen Kochbücher von Betty Crocker neben Feinschmeckerkochbüchern und einem Exemplar von Meditationen für überarbeitete Frauen auf. Am Kühlschrank klebte ein Schnappschuß von Gary Soneji/Murphy in der Badehose. Er sah wie der typische amerikanische Vater aus.
    »Gary ist nicht gewalttätig. Er bringt es nicht einmal fertig, Roni zu erziehen«, sagte Missy Murphy zu uns.
    Das interessierte mich. Es paßte in ein Muster von Statistiken, mit denen ich mich seit Jahren beschäftigte: Untersuchungen über Soziopathen und ihre Kinder. Soziopathen hatten oft Schwierigkeiten, ihre Kinder zu erziehen.
    »Hat er Ihnen gesagt, warum er Schwierigkeiten hat, Ihre Tochter zu erziehen?« fragte ich.
    »Gary hatte eine schwere Kindheit. Er will nur das Beste für Roni. Er weiß, daß er kompensiert. Er ist hochintelligent. Er hätte mühelos seinen Doktor in Mathe machen können.«
    »Ist Gary hier in Wilmington aufgewachsen?« fragte Sampson. Er sprach leise und sachlich mit der Frau.
    »Nein, er ist in Princeton, New Jersey, aufgewachsen. Gary hat dort gelebt, bis er neunzehn war.«
    Sampson machte sich eine Notiz, dann schaute er mich an. Princeton war in der Nähe von Hopewell, wo sich in den dreißiger Jahren die Lindbergh-Entführung abgespielt hatte. Lind berghs Sohn hatte Soneji die Lösegeldforderungen unterschrieben. Wir wußten immer noch nicht, warum.
    »Seine Familie lebt noch in Princeton?« fragte ich Mrs. Murphy. »Können wir sie dort erreichen?«
    »Gary hat keine Angehörigen mehr. Dort hat es gebrannt, während Gary in der Schule war. Garys Stiefmutter, sein Vater, sein Stiefbruder und seine Stiefschwester sind bei der Tragödie alle ums Leben gekommen.«
    Ich wollte alles, was Missy Murphy sagte, gründlich erforschen. Im Augenblick widerstand ich der Versuchung. Aber ein Brand im Haus eines gestörten jungen Mannes?
    Eine weitere tote Familie; eine weitere zerstörte Familie. Waren Familien das wahre Ziel von Gary Soneji/Murphy? Falls ja, was war dann mit Vivian Kim? Hatte er sie aus

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