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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Zittern gebracht hatte.
    »Jedenfalls quälen wir uns zehn Minuten lang in der Wohnung herum, ich im Kimono, und suchen nach Kleingeld. Habe mich in mein altes möbliertes Zimmer zurückgesehnt, wo ich immer eine Dose mit Zehnern für die Gasuhr hatte. Schließlich haben wir zwei Pfund zusammengekratzt. Aber das würde natürlich nicht reichen, nicht für ein Auslandsgespräch. Andererseits hat er nicht gesagt, daß er ins Ausland telefonieren wollte, beziehungsweise erst, als wir die Sucherei aufgegeben hatten. »Herrgott noch mal«, habe ich gesagt, »schick doch Mattie zum Zeitungskiosk, da kann er dir ein paar Telefonkarten kaufen.« Das war auch nicht das Richtige. Pförtnern dürfe man nicht trauen. Da würde er die Telefonkarte schon lieber selbst kaufen. Und weg war er, hat nicht mal Danke gesagt. Ich habe Stunden gebraucht, bis ich wieder einschlafen und von dir träumen konnte.« Ein tiefer Zug an der Zigarette, gefolgt von einem unzufriedenen Seufzer. »Ach, und es ist alles deine Schuld, wie du mit Freuden vernehmen wirst, es sind nicht bloß Mirsky und die Borgias. Wir haben uns alle gegen ihn verschworen, wir haben ihn alle verraten, aber du hast ihn am schlimmsten verraten. Ich war ziemlich eifersüchtig. Hast du ihn verraten?« »Wie denn?«
    »Weiß der Himmel, Darling. Er hat gesagt, du hättest eine Spur hinterlassen, und die habe er bis an ihre Quelle verfolgt, und die Quelle seist du. Daß eine Spur eine Quelle haben kann, war mir völlig neu, aber so hat er sich ausgedrückt.«
    »Natürlich nicht, Darling. Ich bin doch nicht vertrauenswürdig. Er hat dauernd mit seinem Adreßbuch rumgewedelt, also hat er die Nummer offenbar nicht im Kopf gehabt.«
    »Aber der Anruf ging ins Ausland.« »Das hat er gesagt.«
    Und es war Mittag, dachte Oliver. »Wo ist der Zeitungskiosk?« fragte er.
    »Gleich vorm Haus, fünfzig Meter nach rechts, und du stehst genau davor. Willst du dich als Hercule Poirot versuchen, Darling? Er hat gesagt, du seist Judas. Und ich finde, du bist große Klasse«, fügte sie hinzu.
    »Allmählich sehe ich etwas klarer«, sagte er. Und was er da sah, hatte er bis dahin nicht einmal zu träumen gewagt: Tiger, hektisch und kopflos auf der Flucht, in seinem braunen Raglanmantel und den gewienerten Schuhen in einer Telefonzelle kauernd, während seine Mätresse sich wieder schlafen legt. »Letzte Weihnachten hatte er eine schlimme Auseinandersetzung«, sagte er. »Irgendwelche Leute haben versucht, ihn aufs Kreuz zu legen. Er ist nach Zürich geflogen und hat sie fertiggemacht. Klingelt da irgendwas bei dir?« Sie gähnte. »Undeutlich. Er wollte Randy rausschmeißen. Er will Randy andauernd rausschmeißen. Für ihn sind das alles Gauner, Mirsky eingeschlossen.« »Jewgenij auch?«
    »Jewgenij ist ein Wackelkandidat. Er ist zu stark beeinflußt.« »Von wem genau?«
    »Weiß der Himmel, Darling. Schmeckt dir der Martini nicht?« Er trank sein Glas aus. Katrina sah ihm rauchend zu und massierte bedächtig einen Fuß mit dem ändern. »Du bist ihm doch durch die Finger geschlüpft, stimmt´s, du böser Junge?« sagte sie nachdenklich. »Er spricht nie von dir, weißt du das? nur wenn er wütend ist. Na ja, nicht direkt wütend, denn das ist er ja höchstens mal alle Schaltjahre. Erst warst du zum Studieren in Übersee, dann hast du dich ums Auslandsgeschäft gekümmert, dann hast du weiterstudiert. Auf seine Weise ist er
    immer noch stolz auf dich. Nur denkt er, du bist ein Verräter, ein
nichtiges Schwein.«
»Wahrscheinlich wird er in ein paar Tagen wieder auftauchen«,
sagte Oliver.
    »O ja, wenn er allein ist, wird er sehr bald zurück sein. Mit sich selbst hält er´s nicht aus, das hat er noch nie gekonnt. Gerade deswegen tippe ich ja auf die kleine Freundin. Ich habe ihm bestimmt nicht genug zu bieten. Er mir auch nicht, ehrlich gesagt. Vielleicht braucht er mal etwas Abwechslung. Ganz normal in seinem Alter. In meinem auch, wenn ich´s mir recht überlege« - wieder berührte ihn ihre Fußspitze, diesmal in der Leistengegend - »Hast du eine kleine Freundin, Darling? Eine, die weiß, wie sie dich verrückt machen kann?«
    »Ich sitze irgendwie zwischen zwei Stühlen.«
    »Diese nette Nina hat mich mal im Cradle besucht. Sie konnte nicht verstehen, warum du nur Tiger und nicht ihr selbst gesagt hast, daß du sie heiraten würdest.« »Ja, na ja, entschuldige.«
    »Du brauchst dich nicht bei mir zu entschuldigen, Darling. Was war denn mit ihr? Zu langweilig im Bett? Sie hat doch

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