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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Engländer zu drohen.«
    »Und welche Schritte haben Sie eingeleitet - Sie und Tiger -, was haben Sie angesichts dieses Ultimatums unternommen?« »Er hat mit ihnen gesprochen.«
    »Mein Vater?« »Selbstverständlich.«
    »Wie hat er mit ihnen gesprochen?«
    »Von hier aus, wo Sie jetzt sitzen« - er zeigte auf das Telefon, das zwischen ihnen stand - »und zwar mehrmals. Auf meine Kosten. Was soll´s. Oft stundenlang.« »Mit Jewgenij ?«
    »Richtig. Mit Orlow senior.« Er hatte eine langsamere Gangart gefunden. »Ihr Vater hat das glänzend gemacht, würde ich sagen. Überaus charmant, aber auch überaus entschlossen. Er hat einen Eid geschworen. Buchstäblich auf die Bibel; wir haben hier natürlich eine, und Frau Marty hat sie ihm gebracht. ›Jewgenij, ich gebe Ihnen meinen feierlichen Eid; niemand hat Sie verraten, es hat von seiten des Hauses Single keinerlei Indiskretion gegeben, das Ganze ist eine schmutzige Erfindung von Mirsky und den namenlosen Höflingen.‹ Mr. Jewgenij ist sehr leicht zu beeinflussen, glaube ich. In diese Richtung, in jene Richtung, wie ein Pendel. Dann hat Ihr Vater gewisse Zugeständnisse gemacht. Das war nicht zu umgehen. Diese Vereinbarung sollte getroffen werden, jene sollte gekündigt werden - ein Paket von Maßnahmen. Aber in diesem Paket war noch etwas, etwas sehr Intimes, etwas sehr Empfindliches und Menschliches, nämlich ein alter Mann, der nicht wußte, auf wessen Stimme er hören sollte. Orlow senior beendet das Telefonat, und was sieht er? Höflinge. Und jeder hat einen Dolch hinterm Rücken versteckt.« Zur Illustration nahm Dr. Conrad selbst eine Faust hinter den Rücken. »Wie lange wird die Vereinbarung halten? Nicht lange, glaube ich. Nur bis man dem alten Mann wieder etwas anderes einredet oder die nächste Katastrophe eintritt.«
    »Und die ist eingetreten«, sagte Oliver. Wieder verharrten sie in gespanntem Schweigen, in das hinein ein vorübergehend erschöpfter Dr. Conrad nur mehrmals die Worte »Mein Gott« flüsterte. Dann fuhr Oliver fort: »Die Free Tallinn wurde geentert, es gab eine Schießerei, ein paar Tage später wurde
    Winser erschossen, mein Vater ist in Panik geraten und hierher
geeilt, um das Feuer zu löschen.«
»Bei dem Feuer unmöglich.«
»Warum?«
    »Zu heiß. Zu ausgebreitet. Zu gefährlich.« »Warum?«
    »Am Anfang haben wir einen Zwischenfall - ein Schiff wird aufgebracht, die Ladung beschlagnahmt, die Mannschaft getötet oder vielleicht gefangengenommen, wir wissen es nicht, über so etwas konnte man doch nicht einfach hinwegsehen, selbst wenn es in keiner Weise in der Verantwortung Ihres Vaters lag, geschweige denn in meiner, so wenig wie die Art der Ladung -« »Und weiter?« »Es gab keine Antwort.« »Wie bitte?«
    »Niemand hat uns geantwortet. Buchstäblich.« »Von wo? Wer?«
    »Sämtliche Telefone und Faxgeräte, sämtliche Büros. In Istanbul, Moskau, Petersburg, Trans-Finanz hier, Trans-Finanz da, die Privatnummern, die Geschäftsnummern. Nichts und niemand hat mehr reagiert.«
    »Sie meinen, alles war abgestellt?«
    Ein müdes Achselzucken. »Wir sind gegen eine Mauer gelaufen. Mr. Jewgenij Orlow sei nicht zu sprechen, sein Bruder auch nicht. Sein Aufenthalt sei nicht bekannt, man könne keinen Kontakt mit ihm aufnehmen. Man teilte uns mit, alle erforderlichen Absprachen mit dem Hause Single seien bereits getroffen worden, jetzt müsse das Haus Single lediglich noch seinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen oder die Konsequenzen tragen. Amen und aus.«
    »Wer hat das gesagt? - das mit den Konsequenzen - wer hat das gesagt?«
    »Mr. Hoban in Wien hat das gesagt, nur daß er da gar nicht in Wien war. Er war irgendwo anders, keine Ahnung wo, er hat von einem Handy aus telefoniert, vielleicht in einem Hubschrauber, vielleicht in einer Gletscherspalte, vielleicht auf dem Mond. So etwas nennen wir moderne Kommunikation.« »Und was ist mit Mirsky?«
    »Dr. Mirsky war ebenfalls nicht zu sprechen. Wieder diese Mauer, da war sich Ihr Vater ganz sicher. Man wollte eine Mauer des Schweigens um ihn errichten. Druck und Angst. Eine bekannte Kombination. Und sehr effektiv. Auch was mich betrifft.« Oliver sah, wie ihn der Mut verließ. Conrad betupfte sich die Lefzen, zuckte die Schultern und erkannte als gewissenhafter Anwalt die Stärke der Argumente der Gegenseite an, auch wenn er sich gegen deren Ungeheuerlichkeit verwahren mußte. »Hören Sie. So unlogisch ist das gar nicht. Diese Leute haben einen herben Verlust erlitten. Single

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