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Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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umgebracht hatte, hörte ich Schritte im Wald parallel zu meiner Laufstrecke.
    Als ich stehenblieb, bewegte sich auch im Wald nichts mehr.
    Ich wollte es lieber gleich wissen. „Wer ist da?“ rief ich. „Kommen Sie, wenn Sie mich fressen wollen. Bringen wir es hinter uns.“
    Zwischen den Bäumen trat eine Frau hervor. Neben ihr ging ein Wildschwein. Weiß glänzten die Hauer des Tiers im Mondlicht. Die Frau trug in der Linken eine Art Stock oder Stab mit einem Federbusch oder etwas ähnlichem an der Spitze.
    „Toll“, flüsterte ich mir selbst zu. „Das ist ja Klasse.“ Die Frau war ebenso furchterregend wie das Schwein. Eine Vampirin war sie nicht, da war ich mir ganz sicher, denn ich konnte ihr Bewußtsein vage spüren, aber ein übernatürliches Wesen war sie auf jeden Fall, was hieß, daß ich keine wirklich klaren, lesbaren Signale von ihr empfing. Den Grundton ihrer Gedanken vermochte ich aber wahrzunehmen. Irgend etwas schien sie zu amüsieren, und das hieß auf jeden Fall nichts Gutes.
    Da konnte ich nur hoffen, zumindest das Schwein würde sich als friedlich erweisen. Diese Schweine zeigten sich nur sehr selten in der Gegend von Bon Temps, und lediglich Jäger bekamen wohl von Zeit zu Zeit eins von ihnen zu Gesicht. Gelang es einem von ihnen, ein solches Schwein zu erlegen, dann war das eine solch außergewöhnliche Sache, daß die Zeitungen davon berichteten und auch Bilder veröffentlichten. Dieses Schwein stank, es verbreitete einen ziemlich üblen, ziemlich eindeutigen Geruch.
    Ich wußte nicht, welche der beiden Gestalten da vor mir ich ansprechen sollte. Immerhin konnte es gut angehen, daß das Schwein kein Wildschwein war, sondern ein Gestaltwandler. Vieles war möglich, soviel hatte ich in den letzten Monaten gelernt. Wie lange hatte man die Vampire in den Bereich der phantastischen Abenteuerliteratur verbannt, und nun stellte sich heraus, daß es sie wirklich gab. Ebenso gut konnte es auch noch zahlreiche andere Dinge wirklich geben, von denen man bisher geglaubt hatte, sie seien pure Fiktion.
    Ich hatte wirklich Angst, also lächelte ich.
    Sie hatte langes, verfilztes, dunkles Haar, aber den genauen Farbton konnte ich in dem unbeständigen Licht nicht sehen. Sie trug eine Art Bluse, zerrissen und voller Flecke. Sie war barfuß und lächelte zurück. Ich hätte schreien mögen; statt dessen wurde mein eigenes Lächeln noch breiter.
    „Ich habe nicht vor, dich zu fressen“, sagte die Frau.
    „Wie gut, das zu hören. Was ist mit Ihrem Freund?“
    „Das Wildschwein?“ Als erinnere sie sich erst jetzt wieder daran, daß das Tier an ihrer Seite ging, bückte sich die Frau und kraulte das Schwein hinter den Ohren, wie ich einen freundlichen Hund streicheln würde. Die furchteinflößenden Hauer hüpften auf und ab. „Das tut, was ich ihm sage!“ erklärte die Frau dann beiläufig. Übersetzt bedeutete das eine deutliche Warnung - ich brauchte keine Dolmetscherin, um das zu verstehen. Ich bemühte mich, ebenso unbeteiligt zu wirken wie mein Gegenüber, während ich meine Blicke verstohlen über die Lichtung gleiten ließ, auf der ich stand, in der Hoffnung, einen Baum zu entdecken, den ich zur Not würde erklimmen können. Aber jeder Baum, der nah genug stand, um von mir im Notfall erreicht werden zu können, war unten kahl und ohne Äste. Hier standen Weihrauchkiefern, die in den Wäldern unserer Gegend überall wachsen und in der holzverarbeitenden Industrie verwendet werden. Bei diesen Kiefern setzen, wenn die Bäume ausgewachsen sind, die Zweige erst in ungefähr fünf Metern Höhe an.
    Da wurde mir klar, was mir eigentlich auch vorher schon hätte klar sein können: Es war kein Zufall gewesen, daß Bills Auto eine Panne gehabt hatte. Vielleicht war noch nicht einmal der Streit zwischen Bill und mir Zufall gewesen.
    „Wollten Sie irgend etwas mit mir besprechen?“ fragte ich und wandte meine Aufmerksamkeit wieder der Frau zu, wobei ich feststellen mußte, daß sie ein paar Meter näher zu mir herübergekommen war. Nun konnte ich auch ihr Gesicht besser erkennen, und was ich da sah, beruhigte mich in keiner Weise. Um ihren Mund war ein Fleck, und als sie den Mund nun auftat, sah ich, daß sich die unteren Ränder ihrer Zähne ebenfalls verfärbt hatten. Mein geheimnisvolles Fräulein hatte vor nicht allzu langer Zeit ein rohes Säugetier verspeist. „Zu Abend gegessen haben Sie schon, wie ich sehe“, plapperte ich nervös, wofür ich mir dann umgehend eine Ohrfeige hätte verpassen

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