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Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)

Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)

Titel: Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsty McKay
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Plastik«, sagt er.
    »Mein was, bitte?«
    Er sieht hoch und schnippt mit den Fingern. »Deine AmEx passt schon, aber du solltest wissen, dass die hier in England nicht überall akzeptiert wird.«
    Ich werde rot. Woher weiß er, dass ich eine Kreditkarte habe?
    »Okay, es ist kalt und zum Rumdrucksen fehlt uns die Zeit – weißt du noch, als wir am ersten Tag unsere Stiefel anprobiert haben?« Er macht einen schiefen Mund. »Ich bin deine Sachen durchgegangen. Entschuldige. Ich hab nichts genommen.«
    Jetzt werde ich vor Wut rot. »Du hast was gemacht?«
    »War nichts Persönliches.« Smitty zieht die Schultern hoch. »Wir haben da alle in dieser blöden Skihütte rumgehangen und Däumchen gedreht, ohne Geld, was soll ein Junge da machen?« Er hält sich wohl für sterbensniedlich. »Ich wollte mir einen Zehner für Bier leihen, aber leider hattest du kein Bargeld. Hey, das ist doch jetzt alles unwichtig.«
    »Von wegen.« Ich starre ihn finster an.
    »Da hab ich dich ja noch nicht mal gekannt.« Er seufzt. »Gib mir jedenfalls mal die Karte.«
    Kommt gar nicht in Frage. Dieser Übergriff macht mich dermaßen sauer, ich bin wie gelähmt. Smitty richtet sich auf und kommt auf mich zu, das Gesicht weich, die blaugrauen Augen fast traurig.
    »Ich bin ein Blödmann.« Er legt mir eine Hand auf den Arm. Mein erster Impuls ist es, sie abzuschütteln, aber ich suche seinen Blick und unglaublicherweise meint er es ernst. »Ich hätte nie in deinen Taschen rumwühlen dürfen.« In seiner Stimme liegt keine Spur von Sarkasmus, und glaubt mir, ich suche förmlich danach. Smitty gestattet sich ein verstohlenes Lächeln. »Ich dachte einfach bloß, so ein Amimädel wie du hat doch bestimmt jede Menge Kohle einstecken.«
    Mein erster Impuls war richtig. Ich entreiße ihm meinen Arm. »Ich bin kein Amimädel!«, rufe ich – als ob es darum gehen würde. Ich stapfe zur Tür, ziehe den Reißverschluss meiner Jacke auf und hole meine rote Geldbörse aus Chinaseide heraus. Mein Dad hat sie mir von einer seiner Geschäftsreisen nach Übersee mitgebracht. Da drin bewahre ich eine Kreditkarte, Heftpflaster, Lippenbalsam, einen Tampon und eine kleine Rolle Vierteldollar-Münzen für Notfälle auf. Nicht dass mir ein Vierteldollar hier in diesem blöden Land viel nützen würde. Mit knallheißem Gesicht und schäumend vor Wut schiebe ich die Karte vorsichtig zwischen Tür und Rahmen und ruckele sie hin und her.
    »Du musst sie –«
    »Bleib bloß weg!«, fauche ich. Glaubt er, ich wäre irgend so eine hohle Nuss? Glaubt er, bloß weil er treudoof gucken und mit diesen langen Wimpern klimpern kann, schmelze ich gleich dahin und verzeihe ihm? Ich quetsche die Ecke der Karte an der Stelle rein, wo der Riegel einschnappt, und wackele am Türknauf.
    »Warum sprichst du dann wie eines?«, fragt Smitty.
    Ich ignoriere ihn und konzentriere mich auf meine Aufgabe.
    »Wie ein Amimädel«, sagt er hilfsbereit. »Du klingst wie eines, oder jedenfalls fast. Nicht dass ich was gegen Amis habe, versteht sich.«
    »Ach ja?« Ich blicke auf. »Gut, das zu wissen, herzlichen Dank.« Ich wende mich wieder dem Schloss zu. »Wenn du es unbedingt wissen musst, ich bin Engländerin. Ich bin hier geboren und hier aufgewachsen. Als ich neun war, sind wir in die Staaten gezogen, wegen diesem blöden Job von meiner Mutter. Letzten Monat sind wir wieder zurückgezogen. In der Heimat ist es doch am schönsten.«
    Smitty kickt im Schnee rum. »Hat sich einiges verändert, seit du letztes Mal hier warst, hm?«
    »Überhaupt nicht.« Ich kippe die Karte ein bisschen. »Ist alles noch genauso, wie ich es in Erinnerung habe. Mieses Wetter und Jungs, die klugscheißern.« Ich spüre, wie sich im Schloss etwas bewegt. Ich knacke das Ding! Noch einmal mit der Karte wackeln und der Riegel rutscht beiseite, dann den Türknauf drehen und Houston, wir heben ab …
    »Du hast es geschafft!« Smitty kann’s nicht fassen und ehrlich gesagt geht’s mir genauso.
    »So was lernt man eben drüben im Getto«, murre ich und ziehe die Tür auf.
    Wenn man bedenkt, dass wir gar nicht wissen, was uns erwartet, haben wir’s viel zu eilig, da hineinzukommen, aber draußen ist es einfach zu kalt.
    Der kleine Raum ist graugrün gestrichen, wie im Krankenhaus. Ein schmuddeliges Sofa mit Paisleymuster ist zu sehen und ein total chaotischer Schreibtisch. Der Raum riecht muffig, als ob hier seit Tagen niemand mehr drin war, und überall liegt Staub. An beiden Seitenwänden sind Kartons mit

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