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Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)

Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)

Titel: Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsty McKay
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drin?« Alice steckt ihren Kopf durch die Tür. »O mein Gott, hier gibt es bestimmt riesige Spinnen.« Sie niest. »Ich glaube, meine Allergie meldet sich. Beeilt euch und haut ab!«
    Sie verschwindet und erzählt Pete und Lily draußen, dass wir totale Versager sind. Ich lege die Taschenlampe beiseite, stelle mich auf die unterste rostige Sprosse und packe Smitty bei den Knöcheln. Ich ziehe. Zuerst tut sich nichts, aber dann stelle ich meinen einen Fuß gegen die Wand und stemme mich mit aller Kraft dagegen. Ein Kratzen ist zu hören, ein Schrei und dann ist er frei – brettert die Schütte herunter und droht auf mich draufzufallen. Ich ducke mich und er landet wie eine Katze auf dem Kohlehaufen, mit hochgerutschter Lederjacke.
    »Ja, danke dir«, sagt er. »Glaube ich jedenfalls.« Er zieht die Jacke aus und untersucht sie mit der Taschenlampe. Sie ist ganz schön zerkratzt.
    »Tut mir leid«, sage ich.
    »Ach was. Dieser abgeranzte Look liegt voll im Trend. Wart mal ab, was Lizzie dazu sagt.«
    »Das soll wohl ein Witz sein. Abgeranzt ist so was von Prä -Apokalypse.«
    Lächelnd streckt er einen Arm aus, um sich die Jacke wieder anzuziehen, als er plötzlich zusammenzuckt und ihm ein unterdrücktes Keuchen entfährt. Er greift mit einer Hand nach hinten unter sein T-Shirt, und als er sie wieder nach vorn bringt, sind seine Finger feucht und rot.
    »Was hast du angestellt?« Ich schnappe mir die Taschenlampe und drehe ihn mit dem Rücken zu mir. Er protestiert, aber ich ziehe ihm trotzdem hinten das T-Shirt hoch. Lange blutige Schrammen verlaufen von der Taille nach oben. »O Gott, Smitty«, flüstere ich. »Dein Rücken ist total zerfetzt. Das tut mir so leid.« Ich suche in meinen Taschen nach irgendetwas, mit dem sich die Blutung stillen lässt, aber da ist nichts zu wollen. »Das muss gesäubert werden.« Ich gehe meine Taschen ein zweites Mal durch, dabei fällt mir die Taschenlampe herunter. Sie flackert und geht aus.
    »Hör auf.« Er dreht sich um und hält meine Arme fest. »Das wird schon wieder.«
    »Aber es war mein Fehler!«, sage ich und starre hinauf in sein nur schwach erhelltes Gesicht. »Die Kratzer könnten sich infizieren …«
    Smitty beugt sich nach unten und küsst mich.
    Auf den Mund.
    Der Kuss ist warm und fest und süß und schmeckt nach Blut – und er ist vorbei, bevor ich entscheiden kann, ob ich Smitty zurückküssen oder ihm eins überbraten will.
    »Und jetzt klettere diese verflixte Schütte rauf, Roberta.«
    Ach Engel der schlagfertigen Antworten, wo bist du, wenn ich dich brauche? Ich starre zu Smitty hinauf und kann mich nicht entscheiden, ob ich gerade verführt oder beleidigt worden bin. Sprachlos und mit zittrigen Beinen hebe ich die Taschenlampe auf und knipse sie wieder an, drehe mich zur Wand um und klettere in diese Schütte hinein, wobei ich fast damit rechne, dass Smitty mir einen Klaps auf den Hintern gibt. Tut er aber nicht und ich kann’s nicht fassen, dass ich darüber beinah ein bisschen enttäuscht bin. Meine Gedanken rasen.
    Er hat mich geküsst? Auf den Mund! Als ob das okay wäre. Das ist nicht okay, das ist total daneben! Hat er das ernst gemeint? Macht er sich lustig über mich? Aber warum hat es mir dann so gefallen?
    Beim letzten Gedanken verziehe ich das Gesicht, während ich da hinaufklettere. Der Gefühlstumult treibt mich an und ich ziehe mich mit den Ellbogen diesen Schacht hinauf, das Licht zuckt, die Taschenlampe in meiner Hand schlägt gegen Stein, bis ich mit der Nase fast an die Tür oben stoße. Ich schiebe die Finger durch den Spalt und sie stoßen auf kalten Schnee. Ich schiebe die Tür hoch und winde und trete mich durch die Öffnung hinaus in die Kälte.
    Mühsam komme ich auf die Füße, lehne mich gegen die Mauer und warte, dass meine roten Wangen sich abkühlen. Es ist blendend weiß hier draußen und unglaublich still. Der Schnee verblüfft mich, anscheinend hatte ich schon vergessen, dass überhaupt welcher lag. Ich befinde mich auf der Rückseite der Burg, in einem Hof, der von Stallungen oder Nebengebäuden umgeben ist. Links erhebt sich der Turm und dahinter muss die Küche liegen und die Hintertür, durch die Smitty am ersten Abend hier hereingekommen ist. Gestern Abend , rufe ich mir ins Gedächtnis. Verrückt. Ich habe das Gefühl, schon seit Wochen hier zu sein.
    Von unten ist gedämpft etwas zu hören; Smitty ruft irgendwas.
    Ich stopfe mir die Taschenlampe hinten in die Leggings, bücke mich und schiebe die Tür zu.

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