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Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)

Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)

Titel: Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsty McKay
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Leise.
    Jetzt bin ich auf mich allein gestellt. Aber total.

Kapitel
 
22
  Ich könnte mich absetzen.
    Ich habe nichts dabei außer dem, was ich anhabe, aber absetzen könnte ich mich trotzdem. Bis Sonnenuntergang bleiben mir noch mindestens fünf, sechs Stunden, um irgendwo hinzukommen. Wie weit kommt man in sechs Stunden, zu Fuß, im Schnee? Zehn Meilen? Zwölf? Mehr? Es gibt hier noch andere Dörfer, also wird es auch noch andere Häuser mit Telefon geben, andere Überlebende, die nicht so psychomäßig oder nervig drauf sind oder mich einfach küssen.
    Jetzt wäre der richtige Moment, etwas zu unternehmen. Eine einzelne Person zieht nicht so viele schlachteplattenhungrige Monster an wie mehrere laute Teenager, die eine Verletzte und einen Dreijährigen im Schlepptau haben. Allein kann ich es schaffen.
    Ich atme ein, atme aus. Check erst mal die Lage.
    Im Schnee auf dem Hof sind Spuren zu sehen. Zu breit für Skier, zu schmal für ein Auto. Sie führen von einem Torbogen in der Hofmauer zu einem Nebengebäude mit einer Stalltür.
    Ich schleiche dorthin und behalte dabei die Fenster hinter mir im Auge für den Fall, dass jemand herausguckt. Ist aber niemand zu sehen. Ich öffne die obere Hälfte der Tür und spähe nach drinnen. Ein zombifizierter Black Beauty fehlt mir jetzt gerade noch.
    Stattdessen stehen da zwei Schneemobile – eines metallicblau, das andere rot mit einem kleinen Schlittenanhänger.
    Ich entriegele die untere Türhälfte und schlüpfe hinein.
    Boah, guck dir das an.
    Bei beiden Schneemobilen stecken die Schlüssel. Leichtsinnig? Ich schätze, wenn Zombies angreifen, bringt es nichts, erst nach den Schlüsseln suchen zu müssen.
    Neben den Motorschlitten stehen ein paar Kartons, fast so, als ob sie erst vor kurzem jemand abgeladen hat. Ich werfe einen Blick hinein … Desinfektionsmittel. Ich runzele die Stirn. Kommt mir irgendwie bekannt vor. Und wirklich, je länger ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich, dass wir auf genau diesen Kisten im Büro vom Cheery Chomper gesessen haben. Diese Delle im Deckel der obersten passt genau unter Alices Hintern. Dann sind die also deswegen von der Burg weg? Um Desinfektionsmittel zu besorgen? Komisch.
    Ich schwinge ein Bein über das metallicblaue Schneemobil und spüre das kalte Leder des Sitzes. Ich bin so ein Ding schon mal gefahren. Ein Freund von Dad hat uns letzten Winter in den Staaten auf einer Skireise zwei von den Teilen geliehen. Ich hätte natürlich gar nicht selber fahren, sondern nur hinter einem Elternteil sitzen dürfen. Aber Mum hockte wie üblich mit ihrem Blackberry in der Hütte, also sind Dad und ich den ganzen Tag damit herumgedüst, bis wir dunkelrote Wangen hatten und meine Finger zu steifen Klauen gefroren waren.
    Ich streiche über das Chassis des Schneemobils; die Lackierung fühlt sich total glatt an. Auf einem Schneemobil käme ich weit. Bis zu einer Stadt, einer Polizeiwache. Mit genug Zeit und Benzin vielleicht glatt bis nach Hause. Mein Herz krampft sich zusammen, als ich an zu Hause denke; das neue Haus in der Vorstadt, das viel zu groß für Mum und mich ist, mit seinen hohen Decken, zugigen Kaminen und miesen Rohrleitungen. Wir wohnen da seit knapp einem Monat und es fühlt sich kein bisschen wie ein Zuhause an. Keine Vergangenheit, keine Vertrautheit, keine Geburtstage oder Erinnerungen an ein gemeinsam verbrachtes Weihnachtsfest. Weihnachten haben wir dieses Jahr bei Oma gefeiert, mit trockenem Truthahn und der Rede der Queen und Mum, die leise in ihrem Zimmer geweint hat, als sie dachte, dass ich unten war.
    Trotzdem, jedes Zuhause wäre besser als das hier.
    Ich umfasse die Lenkergriffe und frage mich, wie weit das Benzin wohl reicht.
    Ich bin hin und her gerissen. Ist ein Riesenschritt, hier allein abzuhauen.
    Wenn Dad jetzt hier wäre, wüsste er, was zu tun ist. Er würde auf das große Rote springen, den Motor starten und vorfahren. Er würde den Weg nach Hause finden und jedes Monster beiseitetreten. Mir würde nichts passieren, wenn Dad hier wäre; er würde alles in Ordnung bringen.
    Ich merke, wie mir heiße Tränen über die Wangen kullern, und mache mich für den Weinanfall bereit, der mich einfach überwältigt. Erinnerungen an Dads tapferes Lächeln, seine Hand, die auf dem Krankenhausbett langsam kalt wird, und dann diese Hilflosigkeit und Angst, von der ich gedacht hätte, dass ich sie so schnell nicht noch mal durchmachen müsste. Zitternd und auf meine Ellbogen gestützt lasse ich alles

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