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Untot mit Biss

Untot mit Biss

Titel: Untot mit Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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setzte sich wieder auf die Kante der Badewanne und sprach, während ich meine Knie untersuchte. Trotz der Höhe meiner Stiefel fand ich reichlich Kratzer und blaue Flecken, die für den kommenden Tag Steifheit versprachen. Ich wusste, dass ich mich glücklich schätzen sollte, noch am Leben zu sein, aber aus irgendeinem Grund munterte mich dieser Gedanke nicht auf. Vielleicht lag es daran, dass etwas in mir befürchtete, nicht mehr lange am Leben zu bleiben. »Der Vampir draußen, Louis-Cesar … Er kommt aus Europa und ist ausgeliehen. Er scheint eine Art Duell-Champion zu sein. Angeblich hat er nie einen Kampf verloren, und wie ich hörte, hat er Hunderte hinter sich.«
    »Nach dieser Nacht kann er seiner langen Liste einen weiteren hinzufügen.« Der Wächter schien zwar keine große Herausforderung gewesen zu sein, aber ich vermutete, dass er trotzdem zählte – immerhin hatte Louis-Cesar ihn enthauptet. »Wusstest du, dass Tony einige Irre damit beauftragt hat, mich direkt vor dem Senat zu töten?«
    »Unsinn. Mircea würde ihn umbringen.«
    Das verbesserte meine Stimmung ein wenig. So hatte ich das noch gar nicht betrachtet. Wenn Tony hinter dem zweiten Anschlag auf mein Leben steckte, so stand Mircea ziemlich mies da, denn nichts schadete dem Ansehen in Vampirkreisen mehr als der Verlust an Kontrolle über einen Untergebenen. Eigentlich mochte ich Mircea, aber ich hatte immer den Eindruck von ihm, dass er sehr unangenehm werden konnte, wenn man ihm querkam. »Das können wir nur hoffen.«
    »Ja. Nun, für mich klingt es nicht nach Tonys Stil.« Ich zuckte mit den Achseln. Meiner Meinung nach hatte Tony überhaupt keinen Stil. »Wie dem auch sei … Als ich erfuhr, dass Louis-Cesar im europäischen Senat an zweiter Stelle steht, habe ich einige Nachforschungen für dich angestellt.«
    »Gut. Hoffentlich ist was Nützliches dabei herausgekommen.« Billy Joe seufzte schwer. »Na schön. Du befindest dich im Hauptquartier von MAGIE, der Metaphysischen Allianz für Größere Interspezies-Erneuerung, besser bekannt als Partei all der Dinge, die sich des Nachts herumtreiben.«
    »Ich weiß.« So viel war mir bereits klar geworden, zumindest auf einer unterbewussten Ebene. Ich hatte mich nie zuvor im Hauptquartier aufgehalten, aber wo sonst konnte ein Magier an der Sitzung des Senats teilnehmen und ein Vampir einen Werwolf wie einen alten Kumpel begrüßen? Ich hatte nur noch nicht genug Zeit gehabt, darüber nachzudenken, und außerdem wusste ich nicht sonderlich viel über das übernatürliche Äquivalent der UN. Tony hatte kaum Interesse daran, Probleme mit Diskussionen zu lösen. Er war mehr der Man-pfähle-und-vergesse-sie-Typ, was bei den meisten Vampiren gut funktionierte. Dabei handelte es sich um eine der Ähnlichkeiten zwischen den Spezies, die von MAGIE nicht hervorgehoben wurde: Mit einem Holzpflock im Herz lebte es sich nicht besonders gut. »Vielleicht gibt es etwas, das du noch nicht weißt«, sagte Billy Joe. »Der Senat kümmert sich darum, weil ein Vampir die Probleme verursacht, aber alle sind erregt. Erinnerst du dich an den russischen Meister, mit dem Tony zusammengearbeitet hat? Ich meine den Burschen, der die Hälfte der Unterweltgeschäfte in Moskau abwickelt.«
    »Rasputin?« Der alte Berater des letzten Zaren aller Russen, Nikolaus IL, war vergiftet, erschossen, erstochen und ertränkt worden, von einem Prinzen, der glaubte, er hätte zu großen Einfluss auf die königliche Familie. Damit lag er nicht falsch. Die Zarin liebte den ungepflegten selbst ernannten Mönch, denn ihr Sohn war ein Bluter, und nur Rasputins hypnotischer Blick konnte ihn heilen. Als Gegenleistung bekam Rasputin Macht, und viele seiner Freunde erhielten wichtige Regierungsposten. Der Prinz und eine Gruppe von Adligen, die er dazu überredet hatte, ihm bei der Neutralisierung der neuen Macht im Staate zu helfen, waren sehr überrascht gewesen, als Rasputin von Gift, Messerstichen und Schüssen unbeeindruckt blieb. Sie waren erst zufrieden, als er von einer Brücke fiel und sie seinen leblosen Leib aus dem eiskalten Wasser zogen. Historiker hatten seit damals darüber spekuliert, wieso er so langsam starb. Die russische Mafia hätte es ihnen sagen können: Es fällt schwer, jemanden umzubringen, der bereits tot ist.
    »Ja, den meine ich«, sagte Billy Joe. »Rasputin ärgerte sich, denn der angestrebte Senatssitz ging nicht an ihn, sondern an Mei Ling. Er hatte keine Chance, in den europäischen Senat zu gelangen –

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