Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Untot mit Biss

Untot mit Biss

Titel: Untot mit Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
Vom Netzwerk:
leben noch – sozusagen. Und als Marlowe gefunden wurde, blieb er lange genug bei Bewusstsein, um zu berichten, dass Rasputin drei seiner eigenen Vampire gegen ihn schickte, und einer von ihnen war seit mehr als zweihundert Jahren bei ihm.«
    Einige Stücke des Puzzles fanden zueinander. Ich erzählte Billy Joe vom jüngsten Anschlag auf mein Leben, und er wirkte nachdenklich. »Ja, das ergibt einen gewissen Sinn. Ich weiß nicht, wie die Senatswächter ausgewählt werden, aber sie gehören mit ziemlicher Sicherheit zu den Bediensteten eines Mitglieds, denn wer würde im Senat einen Verräter vermuten?«
    »Aber warum sollte Rasputin an meinem Tod gelegen sein?« Ich schauderte, und es lag nicht an der Kälte. Ich war an die Vorstellung gewöhnt, dass mir Tony nach dem Leben trachtete, aber plötzlich gab es noch zahlreiche andere Leute, die auf den fahrenden Zug springen wollten. Und jeder Einzelne von ihnen hätte genügt, eine geistig normale Person in einen Paranoiker zu verwandeln.
    »Keine Ahnung.« Billy Joe gab sich zu fröhlich, und ich bedachte ihn mit einem finsteren Blick. Er mochte die Schilderung eines guten Kampfs fast so sehr wie die Teilnahme daran, aber ich war nicht für seine Unterhaltung zuständig. »Das Beste hast du noch nicht gehört«, fuhr er rasch fort. »Marlowe hat zwei der Angreifer erledigt, bevor bei ihm das Licht ausging, und die Körper blieben zurück, als seine Reserve aufkreuzte. Doch niemand kann die toten Vampire identifizieren. Sie scheinen aus dem Nichts gekommen zu sein.«
    »Das ist unmöglich.«
    Ich zweifelte nicht daran, dass die Angreifer Mühe gehabt hatten, Chris Marlowe zu töten. Vor seiner Verwandlung war er der böse Bube des elisabethanischen Englands und in Hunderte von Kneipenschlägereien verwickelt gewesen, doch er hatte auch einige der besten Stücke seiner Zeit geschrieben. Die Einzigen anderen, die es mit seinen aufnehmen konnten, stammten von einem gewissen Shakespeare, der zufälligerweise einige Jahre nach Marlowes Verwandlung erschien und einen ähnlichen Schreibstil hatte. Als der drittklassige Schauspieler, den er als Strohmann benutzte, schließlich starb, widmete sich Marlowe ganz seinem anderen Hobby. Zu Lebzeiten hatte er ein wenig für die Regierung der Königin spioniert, und im Tode legte er so richtig damit los. Er war jetzt der Geheimdienstchef des Senats und benutzte seine Vampirfamilie für die Spionage in der übernatürlichen Welt im Allgemeinen und bei den anderen Senaten im Besonderen. Er half dabei, den Frieden zu sichern, indem er all jene eliminierte, die ihn bedrohten, was erklärte, warum Tony Marlowe mehr gefürchtet hatte als Mei Ling. Ich war ihm nur einmal begegnet, als er eines Abends Mircea besucht hatte. Bei jener Gelegenheit hatte ich ihn für einen recht netten Mann gehalten: die dunklen Augen von Lachfalten umgeben, lockiges Haar und ein Spitzbart, der ihm immer wieder in den Wein geriet. Aber natürlich war es nicht meine Absicht gewesen, die Konsulin zu töten. Sonst hätte ich mich vielleicht mit der Notwendigkeit konfrontiert gesehen, zuerst ihn zu erledigen.
    Es fiel mir schwer, den Teil von Billy Joes Geschichte zu glauben, der die beiden nicht identifizierten Vampire betraf. So etwas war praktisch ausgeschlossen. Alle Vampire befanden sich unter der Kontrolle eines Meisters, und dabei handelte es sich entweder um den, der sie geschaffen hatte, oder um jemanden, der sie bei einem Duell gewann. Vampire, die keinen Meister hatten, waren selbst Meister der ersten Stufe. Auch das Töten des Meisters befreite nicht von der Abhängigkeit, denn es trat einfach jemand anders an seine Stelle und band den betreffenden Vampir. Da es auf der Welt weniger als hundert Meister der ersten Stufe gab und die meisten von ihnen Sitze in den sechs Senaten hatten, ergab sich daraus eine hübsche hierarchische Struktur, die dafür sorgte, dass alle organisiert blieben. Die Mehrheit der Meister gab ihren Gefolgsleuten eine gewisse Freiheit. Allerdings erwarteten sie von ihren Untergebenen, dass sie ihnen einen bestimmten Teil ihrer Einkünfte jährlich als »Geschenke« überließen, und außerdem erstreckte sich ihre Herrschaft auch auf die Diener ihrer Diener. Dann und wann sahen die Meister bei ihren Untergebenen nach dem Rechten, wie Mircea bei Tony, denn sie waren auch für sie verantwortlich. Wenn Tony einen Angriff auf mich befohlen hatte, obwohl er wusste, dass ich unter dem Schutz des Senats stand, so erwartete man von Mircea,

Weitere Kostenlose Bücher