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Untot mit Biss

Untot mit Biss

Titel: Untot mit Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Korridor. Auf keinen Fall wollte ich mit den Handlangern des Senats Zeit verlieren und Jimmy dadurch entkommen lassen.
    Ich hörte, wie Pritkin fluchte, doch zu jenem Zeitpunkt hatte ich bereits die Tür des Umkleideraums erreicht und warf sie hinter mir zu. Sie würde meine Verfolger nur für eine Sekunde aufhalten, was bedeutete, dass ich Jimmy sehr schnell finden musste. Ich ignorierte eine Frage von einem Mann, der gerade ein Dämonenkostüm auszog, und hastete an den offenen Schränken vorbei zum Ausgang. Warme Wüstenluft zerzauste mir das Haar, als ich nach draußen gelangte – ich hatte das Gebäude verlassen und befand mich an seiner Seite, dort, wo die komplexe Fassade schlichtem Asphalt wich, von einem Maschendrahtzaun begrenzt. Das war vermutlich der Parkplatz der Angestellten. Ich fluchte und dachte daran, dass es schwer sein würde, Jimmy zwischen all den Fahrzeugen zu finden, aber dann sah ich ihn, wie er zum Ende des asphaltierten Bereichs lief. Billys funkelnde Wolke folgte ihm wie ein deplatzierter Heiligenschein.
    Ich holte meine Pistole hervor und setzte die Verfolgung fort. Nach wie vor war ich nicht sicher, ob ich jemanden töten konnte, selbst wenn es sich um jemanden handelte, der den Tod so sehr verdiente wie Jimmy. Aber ich war zweifellos imstande, ihn zu verwunden, und das gab Billy Zeit genug für den Besessenheitstrick. Ich rannte an einer Autoreihe entlang, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass die Pistole gesichert war – es wäre nicht sehr komisch gewesen, wenn ich allen Beteiligten viel Mühe erspart und mich selbst erschossen hätte.
    Ich hatte nicht mehr als zehn Meter zurückgelegt, als ich hörte, wie hinter mir die Tür aufsprang, und zwar mit solcher Wucht, dass sie sich aus den Angeln löste. Seltsamerweise nahm Jimmy das nicht zum Anlass, noch schneller zu laufen. Ganz im Gegenteil: Er blieb stehen, nur wenige Meter vor mir. Ich dachte, dass er seinen Wagen erreicht hatte und überlegte, wie er ihn mit den verstümmelten Händen öffnen sollte, doch eine Sekunde später wurde mir klar: Er hatte nicht etwa seinen Wagen gefunden, sondern Unterstützung. Zwanzig oder mehr hässliche Typen erschienen, wie Vogelscheuchen, die sich aus einem Weizenfeld erhoben. Ich nahm mir nicht die Zeit zu zählen, aber mindestens fünf oder sechs von ihnen waren Vampire. Wie zum Teufel hatte es Jimmy fertiggebracht, einen Hinterhalt vorzubereiten?
    Als ich schlitternd zum Stehen kam, spürte ich einen eisernen Griff an der Taille. In gewisser Weise war es ironisch. Ich hatte mir oft vorgestellt, wie es wohl wäre, in Tomas’ Armen zu liegen, doch nachdem ich einen großen Teil der Nacht darin verbracht hatte, war ich es satt. Pritkin geriet in Sicht, als Tomas mich zurückzog. Er hielt seine Schrotflinte und starrte mich mit fast so etwas wie Hass in seinen klaren Augen an.
    Das verunsicherte mich, bis ich merkte, dass er über meine Schulter hinwegsah. Ein lautes Knarren und Knirschen kam von dort, wo Jimmy stand, als hätten die Bäume eines ganzen Waldes gleichzeitig beschlossen umzufallen. Ich sah auf. »Das kann doch nicht wahr sein«, brachte ich hervor, bevor sich Tomas auf mich warf und wir beide zu Boden gingen. Meine Hände rutschten über den Asphalt, wodurch ich noch etwas mehr Haut verlor, aber irgendwie gelang es mir, die Pistole festzuhalten. Ja, ich hatte es satt, eindeutig. Durch den Vorhang aus Tomas’ Haar bekam ich einen Blick auf das, was sich vor uns befand. Die meisten von Tonys Leuten hatten Spitznamen – ich glaube, das war eine Art von ungeschriebenem Gangstergesetz. Die meisten von ihnen bezogen sich entweder auf die Lieblingswaffe des Betreffenden oder ein besonderes körperliches Merkmal. Alphonse wurde »Baseball« genannt, für das, was er mit einem Schläger machen konnte. Ich hatte immer angenommen, dass Jimmys Spitzname auf sein Aussehen – er wirkte rattenartig – oder sein Wesen zurückging. Das war ein Irrtum. Jimmy, der halbe Satyr, schien auch Jimmy, die Werratte zu sein. Oder was auch immer. Wer-Biester waren nicht meine Spezialität, und so etwas wie das hier hatte ich nie zuvor gesehen. Was ich nicht bedauerte. Wer ein solches Geschöpf sah, wollte so schnell wie möglich vergessen, dass er es gesehen hatte.
    Was auch immer es war: Es hatte einen riesigen, pelzbesetzten Körper, der an mehreren Stellen zu schmelzen schien. Der schmale Kopf wies Ziegenhörner auf, und die großen, teilweise abgebrochenen Zähne waren bräunlich. Hinzu kam ein

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