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Untot mit Biss

Untot mit Biss

Titel: Untot mit Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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die vertrauten Augen. Das Gesicht wirkte für eine Sekunde falsch, bis mir klar wurde: Ich sah es nicht wie in einem Spiegel, sondern so, wie mich andere Leute sahen. Es ließ sich nicht leugnen – ich steckte in Tomas’ Körper. Woraus sich die Frage ergab: Wer zum Teufel steckte in meinem?
    »Wer bist du?« Ich griff nach meinem Arm und musste dabei zur Kenntnis nehmen, dass Jack recht gehabt hatte mit seinem kritischen Hinweis auf meine Garderobe. Ein Schrei kam aus dem Mund meines Körpers.
    »Hör auf damit, verdammt!« Wenn blaue Augen Funken sprühen konnten, so machten meine die Sache gut.
    »Wer bist du? Wer ist da drin?« Bevor ich eine Antwort bekommen konnte, stürmte Jimmy erneut heran. Mir blieb genug Zeit, meine Pistole hinter Tomas’ Hosenbund hervorzuziehen und auf ihn zu schießen. Ganz deutlich sah ich, wie auf seiner Brust eine karmesinrote Blume erblühte, dicht unter dem Herzen, wenn sich das Herz einer Ratte an der gleichen Stelle befand wie das eines Menschen, doch er lief weiter auf mich zu. Ich schoss erneut und traf ihn diesmal am Arm, obwohl ich auf den Kopf gezielt hatte. Doch der Fehlschuss war eine gute Sache, denn Jimmy hatte gerade eine Waffe heben wollen. Er ließ sie fallen und griff sich an die Brust, während ich kniete und mich fragte, wo in den Resten seiner Kleidung er das Schießeisen versteckt hatte. Nur zwei Meter entfernt blieb er stehen und gab mir reichlich Zeit, den Job zu beenden, aber sein Blick galt nicht mir.
    »Ruf deinen Gorilla zurück, oder du wirst nie deinen Vater finden.« Es war ganz klar Jimmys Stimme, was bedeutete, dass ich gerade etwas Neues erfahren hatte: Wer-Wesen konnten in ihrer veränderten Gestalt sprechen. Besser gesagt: Zumindest waren halbe Satyrn dazu imstande.
    »Was?« Ich nahm den Finger vom Abzug, und Jimmy warf mir einen bösen Blick zu.
    »Ich rede nicht mit dir.« Er blickte auf die Person, die sich in meinem Körper befand, und schnitt eine Grimasse. »Lass uns eine Vereinbarung treffen. Sei nicht dumm – ruf ihn zurück. Tony wird dir nicht sagen, was du wissen willst. Ihm gefällt Rog zu sehr, wo er ist.«
    »Mein Vater ist tot.« Ich wusste nicht, was Jimmy im Schilde führte, aber er würde keinen Erfolg damit haben.
    Er wirkte verärgert, was aber auch daran liegen mochte, dass Blut zwischen seinen Fingern hervorquoll und auf den Asphalt tropfte. »Verdammt, ich rede nicht mit dir!«
    Eine Explosion veranlasste mich aufzusehen, und ich stellte fest, dass Pritkin und Louis-César fleißig gewesen waren. Sechs pelzige Körper lagen auf Autos und dem Boden, und etwa ebenso viele zeigten noch Aktivität. Louis-César knöpfte sich zwei von ihnen vor und wich den langen Krallen aus, die ihn zu enthaupten versuchten. Pritkin hatte richtig losgelegt und schien jeden einzelnen Moment in vollen Zügen zu genießen. Er zerstörte einen weiteren Wagen und schoss durch eine große Werratte, die erstaunt auf das Loch in ihrer Mitte blickte, bevor sie zusammenbrach. Als eine andere Ratte vom Dach eines Minivan sprang, rief er etwas, das sie mitten in der Luft in einen Feuerball verwandelte. Brennende Teile fielen auf Pritkins Schilde – sie blitzten dort in einem elektrischen Blau, wo sie auf die Abschirmung trafen –, durchdrangen sie aber nicht.
    Ich konnte kaum glauben, dass sich niemand im Kasino über den Lärm wunderte. Die Schüsse von Schrotflinten waren nicht gerade leise, und das galt ebenso für die quiekenden Schreie der Ratten. Seltsam fand ich auch, dass die Vampire weder angriffen noch den Schauplatz des Geschehens verließen. Fünf von ihnen standen da und beobachteten die Ereignisse so, als warteten sie auf etwas.
    »Tomas, hinter dir!« Louis-César sprang über die vor ihm auf dem Boden liegende Riesenratte hinweg und lief auf mich zu. Sein Gesichtsausdruck und ein Fluch, der hinter mir aus meinem Mund kam, wiesen mich darauf hin, dass ich einen sehr schlechten Zeitpunkt dafür gewählt hatte, abgelenkt zu sein. Ich wirbelte herum und sah, dass Jimmy meinen Körper an den Haaren gepackt hatte und ihm eine seiner sieben Zentimeter langen Krallen an die Kehle hielt. »Ich habe dir doch gesagt, dass du sie wegbringen sollst!« Louis-Cesar sah Jimmy an, aber seine Worte galten mir. Beziehungsweise Tomas, der aber nicht zu Hause zu sein schien. Der wütende Vampir neben mir machte mir kaum Sorgen – meine Aufmerksamkeit galt vor allem der Kralle, die eine dünne rote Linie an meinem Hals gezogen hatte. Einige sehr

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